Eine an manchen Stellen gut 100 Meter breite Schneise durchzieht Feld, Wald und Flur von Waggershausen nördlich an Schnetzenhausen und Fischbach vorbei bis kurz vor Immenstaad. Der Trassenverlauf der neuen B 31 ist mittlerweile für jeden sichtbar, der im Häfler Norden unterwegs ist. Die meisten staunen, wie schnell der Bau der neuen Bundesstraße voranschreitet, worüber der Bauherr froh ist. „Wir sind genau im Zeitplan“, sagt Andreas Irngartinger, Projektleiter dieses derzeit größten Bauprojekts der Berliner Deges im Süden der Republik. Deges steht für die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH.

Eine der beiden fertigen Brücken bei Sparbruck aus der Distanz: Rechts und links der aufgeschütteten Erdwälle muss die Straße noch ...
Eine der beiden fertigen Brücken bei Sparbruck aus der Distanz: Rechts und links der aufgeschütteten Erdwälle muss die Straße noch gebaut werden. | Bild: Katy Cuko
Rund 40 Bauarbeiter im Schnitt sind derzeit an zehn Baustellen – alles Brückenbauwerke – parallel beschäftigt. „Wir bauen an so vielen Stellen gleichzeitig, wie es geht“, erklärt der Baubevollmächtigte Christoph Becker. Die größte Baustelle ist derzeit in Schnetzenhausen, wo parallel auch die Stadtwerke damit beschäftigt sind, Leitungen und Rohre zu verlegen. Vier Brücken stehen bereits fix und fertig in der Landschaft; zwei davon hinter Sparbruck an der künftigen Anschlussstelle Schnetzenhausen, die auch schon Formen annimmt. Ein "Ohr" für die Ein- und Ausfahrten auf die Bundesstraße ist schon asphaltiert. Insgesamt hat die Deges 13 Brücken zu bauen, davon eine Grünbrücke, über die künftig Tiere die Straße überqueren können. Warum werden erst alle Brücken gebaut? Andreas Irngartinger: „Wir wollen alle querenden Straßen fertigmachen, damit der Verkehr während des Baus der eigentlichen Bundesstraße fließen kann.“

Eine Nachricht überrascht dann doch: Alle Grundstücksfragen sind inzwischen geklärt, berichtet der Projektleiter. "Von dieser Seite gibt es keinen Grund mehr, auf die Bremse treten zu müssen", so Irngartinger. Nur ein Verfahren sei formal noch nicht abgeschlossen; hier wurde ein sogenanntes Besitzeinweisungsverfahren nötig. Das heißt, dass die Bauarbeiten beginnen dürfen, obwohl der Bauherr noch nicht im Besitz des Grund und Bodens ist. "Alle anderen Grundstücksverfahren konnten einvernehmlich geregelt werden."

Mittlerweile abgeschlossen ist laut Deges auch die im Herbst 2016 begonnene Kampfmittelsondierung, vor allem im Untergrund des künftigen Tunnels. Hier lagen Luftbilder vor, die vermuten ließen, dass noch explosive Hinterlassenschaften der Weltkriege in der Erde liegen. Kampfmittel wurden tatsächlich gefunden und beseitigt, darunter zirka 600 Kilo Reste von Flüssigkeitsbrandbomben und zirka 300 Kilo Munitions- und Waffenreste. Ein Bombenblindgänger war aber nicht dabei.

So soll er mal aussehen, der Eingang Ost des Waggershauser Tunnels. Die Stadt zahlt für das Bauwerk mehr als 42 Millionen Euro.
So soll er mal aussehen, der Eingang Ost des Waggershauser Tunnels. Die Stadt zahlt für das Bauwerk mehr als 42 Millionen Euro. | Bild: Deges
Bereits im Herbst startet dann auch schon der Bau des größten Bauwerks an der B 31-neu: der Tunnel in Waggershausen mit zwei Röhren. Im Sommer sollen die Bauarbeiten ausgeschrieben und vergeben werden, dann gehen noch ein paar Wochen für die Werksplanung ins Land, bis der 700 Meter lange Abschnitt in Angriff genommen wird. Gut drei Jahre wird es dauern, bis der Tunnel steht. Bleiben die Arbeiten im Zeitplan, dann ist die Umfahrung im Herbst 2020 im Großen und Ganzen fertig.

Nur eins verwundert die Bauleute: Der Informationsbedarf der Bürger ist offensichtlich verschwindend gering. Obwohl die Deges jeden Donnerstag von 15 bis 18 Uhr im Info-Zentrum an der Waggershauser Straße (ZF-Parkplatz) eine Bürgersprechstunde anbietet, kommen kaum noch Häfler vorbei. "2,5 Leute pro Termin", sagt Christoph Becker, weist das Besucherbuch im Durchschnitt aus. Auch Andreas Irngartinger wünscht sich mehr Interesse an dem Bauprojekt: "Wir haben immer Fachleute vor Ort und können fast jede Frage sofort beantworten."

Sieben Kilometer lange neue Straße

Bildunterschrift

Mit dem ersten Spatenstich am 24. November 2014 begannen die Bauarbeiten an der B 31-neu. Bis Ende 2020 soll die neue Bundesstraße zwischen Friedrichshafen/Waggershausen und Immenstaad fertig sein. 

  • Details zum Bauprojekt: Bauherr der Straße ist die Bundesrepublik, die die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH, kurz Deges, mit dem Bau beauftragt hat. Die neue, vierspurige Straße wird zirka 7,1 Kilometer lang sein. Auf dieser Strecke wird es drei Anschlussstellen geben, und zwar in Fischbach-West, Kluftern und Schnetzenhausen. Der Bau kostet insgesamt zirka 157,4 Millionen Euro (Stand August 2016). Die prognostizierte Verkehrsbelastung für die neue B 31 liegt bei 27 000 Fahrzeugen pro Tag.
  • Umsetzung der Bachmuschel: Als "erfolgreich" bewertet Projektleiter Andreas Irngartinger die Umsetzung von gut 1000 Bachmuscheln aus dem Mühlbach, der für die neue Straßentrasse verlegt werden musste. Wo genau die Tiere, die streng geschützt sind, ihren neuen Lebensraum bekommen haben, wird nicht gesagt. Aber sie hätten sich am neuen Standort gut eingelebt.
  • Bürgersprechstunde: Die Deges bietet jeden Donnerstag (außer feiertags) von 15 bis 18 Uhr eine Bürgersprechstunde im Info-Container an der Waggershauser Straße an. Der steht direkt an den großen Infotafeln über das Bauprojekt auf dem ZF-Parkplatz. (kck)