Wenn man die aktuelle Debatte rund um #Friedhofshafen verfolgt, möchte man meinen, hier sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht. Doch stimmt das auch wortwörtlich? „Ich hatte damit gerechnet, dass was aus dem Wald kommt, da es ziemlich geraschelt und geknackt hat“, erinnert sich Häflerin Sandra Helbig an ihren Abendspaziergang im Seewald vor einigen Tagen. „Aber mit einem Wildschwein hätte ich trotz der Spuren nicht gerechnet.“ Ein bisschen erschreckt habe sie sich, räumt sie ein, aber: „Ich finde das faszinierend und toll, wenn ich Tiere im Wald oder ihre Spuren sehe. Trotz des Schrecks hat das ganz klar überwogen.“ Das Wildschwein habe sich nach einer kurzen Begegnung schließlich schnell wieder zurückgezogen.
Häfler berichten im Netz von Wildschweinspuren
Nicht alle freuen sich allerdings über solche Erfahrungen. So gibt es in einer lokalen Facebookgruppe derzeit besorgte Stimmen wegen vermeintlicher Wildschweinspuren. Wildnispädagogin Frauke Pieper-Keller erzählt: „Ich gehe manchmal mit Schulkindern in den Wald (Quartier hinterm Klärwerk) – da ist alles umgewühlt und ich habe beschlossen, nicht mehr hinzugehen.“ Ein Gruppenmitglied berichtet, dass ihm zwischen Fischbach und Immenstaad eine Bache fast ins Auto gerannt sei.
Auf der Suche nach Wasser kommen die Tiere in die Stadt
Kreisjägermeister Reinhold Baumann erklärt, dass es tatsächlich nicht ungewöhnlich sei, Wildschweinen auch in Stadtnähe zu begegnen. In manchen Gegenden Deutschlands kämen die Tiere sogar bis in die Vorgärten: „Das passiert vor allem in solchen heißen Sommern, wenn sie auf der Suche nach Wasser sind. Da gehen sie dann auch mal in ein aufblasbares Schwimmbecken, um sich abzukühlen.“ Im Großraum Friedrichshafen seien ihm solche Fälle jedoch bislang nicht bekannt.
Was tun, wenn einem ein Wildschwein gegenüber steht?
Angst müsse man vor den Tieren nicht haben. „Die sind eigentlich einfach froh, wenn sie ihre Ruhe haben“, erläutert der Experte. Wenn einem also ein Wildschwein begegne, solle man am besten stehen bleiben und mit ruhiger Stimme reden, sodass das Tier die Anwesenheit einerseits mitbekomme, sich aber andererseits auch nicht bedroht fühle. Hektische Bewegungen seien daher nicht ratsam. Wenn man sich langsam zurückziehe, gehe meist auch das Wildschwein wieder weg.
Vorsicht ist vor allem bei Jungtieren geboten
Eine Warnung spricht der Fachmann allerdings aus: „Wenn man einen einzelnen Frischling sieht und denkt: ‚Das kleine Quietscherle hat sich verlaufen, das rette ich jetzt‘ und man geht auf es zu und es fängt an zu quieken, dann könnte es tatsächlich gefährlich werden.“ Bachen würden ihren Nachwuchs sofort verteidigen, sobald dieser einen solchen Laut von sich gebe. Weiter erläutert er, dass es völlig normal sei, dass sich ab und an eines der Jungtiere ein wenig weiter entfernt von den anderen aufhalte.
„Oft richtet man absolut gut gemeint letztlich erst den Schaden an“
Am besten halte man sich generell von Jungtieren fern, egal, wie niedlich diese seien. Auch Marder, Füchse und Dachse seien häufige Besucher in hiesigen Vorgärten. Außerdem nennt er Vogelarten wie Amseln und Krähen. In den meisten Fällen handle es sich um einen Trugschluss, wenn man als Laie glaube, man müsse ein Tier retten: „Oft richtet man absolut gut gemeint letztlich erst den Schaden an.“ So könne falsches Futter schlimme Folgen haben oder ein Eingriff durch den Menschen die scheinbare Trennung vom Elterntier überhaupt erst wahr machen.
Jungtiere abzulegen sei nämlich eigentlich eine Strategie, sie zu schützen. Auf diese Weise versuchten die Elterntiere, mögliche Fressfeinde von ihrem Nachwuchs wegzulotsen. Enten etwa stellten sich dabei besonders geschickt an: „Die machen dann auf kranke oder lahme Ente, sodass der Angreifer ihnen und nicht den Küken folgt.“
Nie vergessen, dass es sich um Wildtiere handelt
Generell rät Baumann vom Füttern ab. Es sei natürlich reizvoll, Tieren so nahezukommen. Gleichzeitig habe dies oft unangenehme Folgen: „Man darf nicht vergessen, dass es sich um Wildtiere handelt und sie sich nicht immer so verhalten, wie wir uns das vorstellen.“ Auch könne eine solche übergroße Verfügbarkeit von Futterstellen zu einer unnatürlichen Vermehrung mancher Arten führen und ungeeignete Futtermittel im schlimmsten Fall mit dem Tod des Tieres enden. „Wenn man Wildtieren etwas Gutes tun mag, sind Wassertränken eine gute Idee. Gerade Vögel lieben es, in flachen Wasserschalen zu baden“, gibt er einen Tipp für Tierliebhaber.
Markus Hener hält Dachsbesuche mit Wildkamera fest
Markus Hener aus Kluftern freut sich über die Aufzeichnungen seiner Wildkamera und setzt so weder sich noch die Tiere einem Risiko aus. Marder und ein Dachs sind auf den Aufnahmen zu sehen. Er erklärt: „Der Dachs buddelt auch immer wieder tiefe Löcher um die Bäume im Garten.“
Sabine Detzen schildert besondere Begegnung mit einem Fuchs
Von einer besonderen Begegnung mit einem Fuchs kann Sabine Detzen aus Fischbach erzählen. Als sie vor ein paar Jahren auf ihrer Terrasse saß und in ein Buch vertieft war, meinte sie, ihr üblicher Besuch – der Nachbarskater – streife an ihren Beinen entlang. Sie begann, das Tier zu streicheln. Da die Geschichte, die sie las, so spannend war, dauerte es eine Weile, bis sie sich über das ausbleibende Schnurren wunderte und erst, als sie den richtigen Nachbarskater fauchend aus dem Gebüsch kommen sah, dämmerte ihr, dass etwas nicht stimmen konnte.

„Gleichzeitig kam mir die Erkenntnis, dass der Schwanz doch wohl ziemlich buschig für einen Katzenschwanz gewesen war; zu buschig. Ich spannte mich an und wollte gerade aufspringen, da sauste ein rotpelziges Etwas zwischen meinen Beinen hervor, lief ein paar Schritte in Richtung Gartenmitte, schaute sich kurz nach mir um und zog dann gelassen von dannen.“ Bis heute schmunzelt Sabine Detzen über die Begegnung und betont: „Ich hab ja eigentlich vor nichts Angst, was da in heimischer Feld und Flur kreucht und fleucht.“