Paula Beil ist vom Rad abgestiegen, das Vorderrad zeigt in Richtung Fußgängerweg um die Werft. Doch ihren gewohnten Weg kann sie in diesen Tagen nicht nehmen. Gitter versperren die Passage über die Brücke bei der BSB-Werft – der kürzeste Weg am See entlang zwischen Stadtmitte und Hinterem Hafen. Die 28-Jährige aus Friedrichshafen nimmt‘s gelassen. Der Umweg um das Werftgelände herum ist per Fahrrad für sie schnell erledigt. Auf ihrem Weg ins Eriskircher Ried wird sie kaum Zeit verlieren.

Brücke kann weggeschwenkt werden

Viele Einheimische und Touristen wählen normalerweise diese Passage an der Werft entlang. Kurzzeitig ist diese immer wieder mal gesperrt – immer dann, wenn Schiffe über einen großen mobilen Schlitten aus dem Wasser ins Werftgebäude gezogen werden müssen. Dafür wird dann die Brücke weggeschwenkt. In der Regel ist das aber nach ein paar Stunden erledigt und die Brücke wieder begehbar.

Ob‘s vielleicht doch einen Schleichweg gibt? Schilder weisen zwar am Hinteren Hafen darauf hin, dass der Weg am Ufer entlang gesperrt ...
Ob‘s vielleicht doch einen Schleichweg gibt? Schilder weisen zwar am Hinteren Hafen darauf hin, dass der Weg am Ufer entlang gesperrt ist. Trotzdem schlagen viele Fußgänger den Weg ein, der vor der Werft endet. | Bild: Andreas Ambrosius

Ein Fußgänger-Verbotsschild und zwei Tafeln mit dem Hinweis, dass es da nicht weitergeht, sind im Bereich des Parkplatzes angebracht. Und trotzdem vergeht kaum eine Minute, in der nicht doch jemand am Bauzaun steht und schaut, ob‘s nicht einen Schleichweg gibt. Aber den gibt es nicht.

Eher gelassen nimmt Tobias Schlaich zur Kenntnis, dass er die zweihundert Meter vom Hinteren Hafen bis zur Absperrung umsonst gegangen ist. „Ich war auf der Mole und bin auf dem Rückweg am Hafenbecken entlanggegangen“, erzählt der Besucher, der aus Balingen (Zollernalbkreis) für einen Tag hergefahren ist. Die Hinweisschilder an der Ecke seien ihm nicht aufgefallen, er war auf der anderen Seite unterwegs.

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An den Zustand vor der Werft werden sich Fußgänger und Radler die nächste Zeit gewöhnen müssen. Etwa acht Wochen haben die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Konstanz, für die Reparatur der maroden Brücke eingeplant.

Der Rost muss weg

„Die Brücke wurde herausgehoben, weil sie entrostet und neu konserviert werden muss“, sagt Josef Siebler, Pressesprecher der Stadtwerke Konstanz auf Anfrage. Der Gehbelag ist marode und muss ersetzt werden. „Die Brücke ist daher auch nicht begehbar über die Wochenenden.“ Die Brücke sei Eigentum der BSB, die auch für die Instandhaltung verantwortlich sei. „Die Arbeiten werden rund zwei Monate dauern und konnten nicht mehr aufgeschoben werden“, so Siebler. „Die nötige Reparatur sei akut geworden und müsse mit eigenem Personal umgesetzt werden.

Um sie geht es: Die Brücke muss saniert werden und ist derzeit im Hafenbereich deponiert.
Um sie geht es: Die Brücke muss saniert werden und ist derzeit im Hafenbereich deponiert. | Bild: Andreas Ambrosius

„Schussen“-Wirt ist frustriert

Besonders in Mitleidenschaft gezogen ist Gastronom Naveed Malik. Er betreibt auf der ehemaligen Fähre „Schussen“ ein Restaurant, dort befindet sich auch das Clubheim des Segel-Motorboot-Clubs. „Wir haben keine Laufkundschaft mehr“, sagt er. Ein Blick zur Mittagszeit ins Restaurant zeigt: Kein Gast hat an einem der Tische Platz genommen. Malik ist verärgert: „Die Urlauber sind da, aber sie kommen nicht zu uns durch.“ Gerade zur Saisoneröffnung über Ostern habe er mit vielen Gästen gerechnet. „Und jetzt das!“

Leere Tische im Restaurant „Schussen“, dem Vereinsheim des Segel-Motorboot-Clubs am Hinteren Hafen.
Leere Tische im Restaurant „Schussen“, dem Vereinsheim des Segel-Motorboot-Clubs am Hinteren Hafen. | Bild: Andreas Ambrosius