„So lässt sich der Verkehr im Herzen von Ailingen neu entwickeln“, sagt der Friedrichshafener Bürgermeister Dieter Stauber, in dessen Zuständigkeit auch die Ortsverwaltungen fallen, und schmunzelt. Gemeinsam mit Architekt Mustafa Yazici genießt er auf einer Bierbank mitten im sonst stark frequentierten Kreisverkehr der Ortschaft eine Apfel-Kirsch-Mostschorle, das besondere Jubiläumsgetränk, aus 100 Prozent Ailinger Obst hergestellt.

Anlass ist die 1250-Jahr-Feier der früher selbstständigen Gemeinde, deren urkundliche Ersterwähnung auf das Jahr 774 zurückgeht. Zu der Zeit übergab ein Priester namens Hymmo seine Güter, wozu auch das Hofgut „Villa Ailingas“ gehörte, an das Kloster St. Gallen, um sich nach dem Tod die Aufnahme in den Himmel zu sichern.
Herbstsonne zeigt sich von ihrer warmen Seite
Es wehte also am Sonntag ein guter Geist durch die Ortschaft, der bereits im gut besuchten ökumenischen Gottesdienst spürbar wurde und sich im Wetterglück widerspiegelte. Denn trotz der aktuell unbeständigen und niedrigen Temperaturen zeigte sich die Herbstsonne von ihrer warmen Seite. „Die Ailinger haben eben Glück“, brachte es Dieter Stauber auf den Punkt, denn sie wohnten in einem lebenswerten Ort mit gutem Zusammenhalt. Obwohl Ailingen 1971 im Zuge der Verwaltungsreform zur Stadt Friedrichshafen eingemeindet wurde, habe die Ortschaft ihr dörfliches Leben und ihren Charme weitgehend bewahren können und sich zugleich zu einer modernen Wohngemeinde weiterentwickelt.

Ziel von 1250 Metern Biotop deutlich übertroffen
Zur 1250-Jahr-Feier haben sich die Ailinger einiges einfallen lassen. Neben einem 400-seitigen illustrierten Buch für Einheimische und Gäste engagierte sich der Arbeitskreis Umwelt der Lokalen Agenda, indem er für jedes Jahr des Bestehens mindestens einen Meter Biotop neu entstehen ließ. Gemeinsam mit der Stadtplanung der Stadt Friedrichshafen und der Ortsverwaltung Ailingen wurden Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung entwickelt, wie die Pflanzung von Hecken, Baumreihen, Blühflächen, Staudenbeeten und mehr. Bereits vor Beginn des Jubiläumsjahres wurde das Ziel von 1250 Metern neuer Biotope deutlich übertroffen.
Weitere Aktivitäten rund um das Jubiläum sind Filmabende und Vorträge zu Geschichte und Weinbau sowie ein Orgelkonzert und das World-Cup-Finale im Radball des Radfahrvereins Immergrün.
Bereits das Wellenbad-Open-Air stand ganz im Zeichen des Jubiläums, vor 2400 Besuchern trat die von Thomas Riether extra zusammengestellte „1250 Wave Pool Big Band“ auf. Im Juli hatte eine Wandergruppe das Stiftsarchiv in St. Gallen besucht, wo die Originalgründungsurkunde von Ailingen aufbewahrt ist.
Viele Besucher lassen sich von Vereinen bekochen

Höhepunkt der Aktionen war am Sonntag die Sterntafel als „Fadenkreuz“ mitten im Ort, der für den Durchgangsverkehr gesperrt war, begleitet von einer großen Blumenaktion auf dem Kaplaneiplatz in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Familienbetrieb. Mit dem Ende des Gottesdienstes strömten die Menschen zum einladend dekorierten Kreisverkehr, im Nu bildeten sich Schlangen an den Verpflegungsständen, die sich durch moderate Preise auszeichneten. Eine Bratwurst im Wecken für 3 Euro und ein Steak im Wecken für 4,50 Euro hätte man auf den Großveranstaltungen des Sommers kaum gefunden.
Im weiteren Programm wurden zahlreiche Kinderaktionen wie Torwandschießen, Kettcar-Parcours oder Hobby-Horsing angeboten sowie Kirchturmführungen für Interessierte. Eine besondere Erinnerung bot eine Foto-Box mit Verkleidungsutensilien im Bürgersaal.
Nachbarn aus Berg sorgen für musikalische Unterhaltung
Musikalisch eröffnete der Musikverein aus Berg mit dem passenden Marsch „Mein Heimatland“. Nicht zu übersehen war die Verbundenheit der Einwohner, es hatte den Anschein, dass hier noch jeder jeden kennt. Viel Smalltalk, Hallo und Schulterklopfen begleitete das gemütliche Beisammensein im besonderen Rahmen. Grund auch für einige der Kandidaten für die anstehende Wahl des Oberbürgermeisters, sich sehen zu lassen, schließlich befinden diese sich mit Blick auf den Wahlsonntag an 29. September schon fast im Endspurt um das Amt.