Die Nachricht machte in rasendem Tempo die Runde: Seit Ende November 2023 stehen schwerwiegende Vorwürfe gegen des Klinikum Friedrichshafen im Raum. Es geht um den Tod einer Oberärztin, potenzielle Gefährdung des Patientenwohls und offenbar eklatante Missstände.
Über die Vorwürfe berichteten wir zum ersten Mal am 6. Dezember 2023. Lesen Sie, worum es genau geht und was rund um die Klinik, Teil des Verbunds Medizin Campus Bodensee, seither geschah.
12. Februar: Neuer Chefarzt der Kardiologie startet im Juli
Den Chefarzt-Posten übernimmt Sinisa Markovic. Der 48-Jährige kehrt damit als Chefarzt dorthin zurück, wo er seine Karriere als Assistenzarzt begann.
2024
17. Dezember: Chefarzt-Kündigung unwirksam: Aufsichtsrat genehmigt Millionen-Abfindung trotz Strafverfahren
Nach einer juristischen Panne stimmt der Aufsichtsrat des Klinikums Friedrichshafen einem fragwürdigen Vergleich zu. Für die Schwester von Oberärztin Elke Küßner, die sich das Leben nahm, hat der „Deal“ nur einen Grund.
Warum die geplatzte Kündigung des Chefarztes mehr als ein juristisches Debakel ist, erklärt SÜDKURIER-Redakteurin Katy Cuko in ihrem Kommentar dazu.
1. Dezember: Ein Jahr nach dem Tod der Oberärztin – was ist seitdem passiert?
Am 1. Dezember 2024 jährt sich der Todestag der Oberärztin. Wie schauen Geschäftsführung und Beschäftigte heute auf die Geschehnisse vor einem Jahr und wie bewerten sie die Aufarbeitung seither? Ihre Schwester erhebt erneut Vorwürfe. Sie sagt: „Meine Schwester musste erst sterben, damit man ihr zuhört.“

7. November: Ex-Chefarzt klagt gegen Kündigung
Am Häfler Klinikum kehrt keine Ruhe ein: Gegen seine Kündigung geht der entlassene Chefarzt nun rechtlich vor und klagt dagegen, wie das Arbeitsgericht Ulm auf Nachfrage des SÜDKURIER bestätigt.
28. Oktober: Compliance-Verfahren nach Freitod von Ärztin kurz vor Abschluss
Geschäftsführer Franz Klöckner geht Ende Oktober, obwohl sein Vertrag bis Ende 2025 läuft. Ist das eine weitere Konsequenz aus den Untersuchungen einer externen Kanzlei?
18. Oktober: Geschäftsführer Klöckner verlässt das Klinikum
Im April wurde Anthea Meyer als Co-Geschäftsführerin des Klinikums bestellt. Künftig hat sie alleine die Zügel in der Hand.
16. Oktober: Klinikverbund in finanzieller Schieflage
Es geht um Summen, die schwindelerregend hoch sind: Der Medizin Campus Bodensee braucht Finanzhilfen von über 52 Millionen Euro bis Ende 2025. Was das mit dem Skandal um den Freitod einer Ärztin zu tun hat.
23. August: Schwester der verstorbenen Oberärztin erhebt schwere Vorwürfe
Die Oberärztin machte auf angebliche Missstände aufmerksam, sollte gekündigt werden und nahm sich das Leben. Ihre Schwester Bettina Oertel kämpft nun um Gerechtigkeit.
2. August: Klinische Studien im Fokus
Das Klinikum Friedrichshafen gehört zu über 100 Krankenhäusern weltweit, die eine kleine Herzpumpe testen. Trotz strenger Regeln gibt es keine Antwort auf drängende Fragen. Auch nicht vom Studienleiter.

1. August: Ausnahmen für Ärzte?
Ein Chefarzt und eine Leitende Oberärztin haben regelmäßig an einem Stuttgarter Krankenhaus operiert. Für die Geschäftsleitung in Friedrichshafen ist das kein Problem.
19. Juli: Warum wird der Oberärztin jetzt ein Behandlungsfehler vorgeworfen?
Die Ergebnisse der internen Untersuchung am Klinikum sorgen ein Stück weit für Frieden. Doch eine andere Feststellung des Gutachtens erhitzt nun die Gemüter: Auch der verstorbenen Oberärztin wird in dem Bericht ein Fehler mit Todesfolge nachgesagt, posthum sozusagen.
17. Juli: Chefarzt muss gehen
Der Chefarzt, der im Zentrum der Vorwürfe steht, wird mit sofortiger Wirkung entlassen. Das verkündet OB Andreas Brand am 17. Juli im Auditorium des Krankenhauses bei einer Pressekonferenz. Das ist ein Ergebnis aus der internen Compliance-Untersuchung. Der Oberärztin werden Behandlungsfehler vorgeworfen.

8. Juli: Warum werden Namen nicht genannt?
Auch wenn nun die Staatsanwaltschaft offiziell gegen fünf Ärzte ermittelt, werden ihre Namen nicht genannt. Warum ist das so?
4. Juli: Doch noch kein Ergebnis
Der Aufsichtsrat des MCB meldet nach seiner Sitzung am 3. Juli nur vorläufige Ergebnisse. Der Abschlussbericht sei noch nicht fertig. Am Klinikum selbst wird der mit großer Spannung erwartet.
30. Juni: Verwirrung um Mahnwachen
Seit Januar versammelten sich einmal im Monat Menschen, um der verstorbenen Ärztin zu gedenken. Doch ab April wurde es ruhiger, es wurden keine Mahnwachen mehr angekündigt.
6. Juni: Aufsichtsrat mit Zwischenbericht zu interner Untersuchung
Seit Anfang des Jahres läuft im Klinikum ein Verfahren zur Aufarbeitung der Vorwürfe rund um den Klinikverbund. Der Abschluss war ursprünglich für Ende März angesetzt, dann verschoben auf Juli. Jetzt äußert sich der Aufsichtsrat, ob man den selbst gesteckten Zeitplan einhalten kann.
5. Juni: Schwester der verstorbenen Oberärztin erstattet Anzeige
Die Schwester der verstorbenen Oberärztin hat deren ehemaligen Vorgesetzten wegen Körperverletzung, Nötigung, Verleumdung und übler Nachrede angezeigt. Dies wurde erstmals in einem Beitrag des ARD-Magazins „Report Mainz“ öffentlich. Gleichzeitig laufen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und das Compliance-Verfahren weiter. Das ist der aktuelle Stand.
11. Mai: 43 Millionen Euro Verlust in zwei Jahren
Stand im Jahr 2022 beim MCB noch ein Defizit von 12 Millionen Euro unterm Strich, so sind es für 2023 voraussichtlich 20,5 Millionen Euro in den Miesen. Am 13. Mai sind die Geschäftszahlen Thema im Finanzausschuss des Gemeinderats.
10. Mai: Betrieb der Intensivstation komplett neu
Das Klinikum reagiert und stellt den Betrieb strukturell und organisatorisch neu auf. Nicht zuletzt wegen dieser öffentlich gewordenen Kritik, aber auch wegen des Notstands beim Pflegepersonal, habe man sich im Klinikum konstruktiv Gedanken über Veränderungen gemacht, teilt das Krankenhaus mit. Ärzte, Intensivpflegekräfte und Geschäftsführung hätten daran gearbeitet. Im Ergebnis werden die beiden Intensivstationen zusammengelegt.
10. April: Welche Rechte haben Patienten?
Viele Leser haben sich mit Erfahrungen aus dem Klinikum Friedrichshafen an den SÜDKURIER gewandt. Welche Wege gibt es für Patienten, die einen Behandlungsfehler vermuten? Ein Anwalt für Medizinrecht berichtet.
28. März: Unterschied der Verfahren
Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Anfang März gegen Ärzte des Klinikums. Seit Dezember 2023 läuft bereits ein interner Aufarbeitungsprozess. Das ist der Unterschied zwischen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und Compliance-Verfahren.
15. März: Auch der „Spiegel“ berichtet
Nun berichtet der „Spiegel“ über die Vorwürfe. Drin heißt es unter anderem, die AOK habe federführend für die gesetzlichen Krankenkassen Anzeige erstattet, „auch wegen möglichen Abrechnungsbetrugs in Höhe von rund einer Million Euro“.
13. März: Chefarzt lässt Tätigkeit ruhen
Der von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Ravensburg betroffene Chefarzt lässt seine Tätigkeit für die Dauer der parallel laufenden internen Untersuchung ruhen. Das teilt der MCB im Anschluss an eine Sitzung des Aufsichtsrats am 12. März mit.
11. März: Bundesweite Aufmerksamkeit für Friedrichshafen
Einen Tag nach Beginn der offiziellen Ermittlungen sorgt ein internes Schreiben für Aufregung. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ werde am selben Tag noch über das Klinikum berichten. Kurios ist: Der Artikel erscheint gar nicht. Auch weitere Medien steigen nun in die Berichterstattung ein.
8. März: Das sagen Mitarbeitende zur Lage
Nach wie vor herrscht bei Mitarbeitenden Ungewissheit, wie genau es beim MCB weitergeht. Bei einer neuerlichen Mahnwache für die verstorbene Kollegin erzählen sie uns von Kündigungsplänen, Hoffnungen und Skepsis gegenüber der internen Untersuchung.
7. März: Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungsverfahren ein
Die Kriminalpolizei sieht ausreichend Indizien für ein offizielles Ermittlungsverfahren. Im Fokus stehen vier aktive Ärzte und ein ehemaliger Arzt. Zum einen bestehe der Anfangsverdacht des Abrechnungsbetrugs. Zum anderen werde wegen des Verdachts ärztlicher Fehlbehandlungen ermittelt. Die Kriminalpolizei habe begonnen, in Unterlagen des Klinikums Einsicht zu nehmen.
23. Februar: Kündigung nicht „ausgesprochen“
Das Klinikum bezieht Stellung zu einer Formulierung rund um die Kündigung der verstorbenen Oberärztin.
22. Februar: Aufarbeitung der Vorwürfe dauert länger als geplant
Eigentlich sollte der Untersuchungsbericht des Compliance-Verfahrens bis Ende März fertiggestellt sein. Doch das Vorhaben nimmt mehr Zeit in Anspruch, wie die Anwälte informieren. Die Rechtsanwaltskanzlei Feigen Graf unter der Leitung von Andreas Minkoff führt die Untersuchung. In einer Pressemitteilung vom 22. Februar informiert der MCB über den aktuellen Stand des Compliance-Verfahrens, den Minkoff dem Aufsichtsrat vorgestellt habe. Nun ist von Juli die Rede.
24. Januar: Die Rolle von Andreas Brand
Seit Wochen manövriert sich Andreas Brand als Aufsichtsratsvorsitzender des MCB durch die Krise – und äußert sich oft eher ausweichend zu den Vorwürfen. Es steht nicht nur der Ruf des Krankenhauses auf dem Spiel. Welche Verantwortung hätte der Aufsichtsrat in möglichen Schadensfällen, wie sie nun untersucht werden?
15. Januar: Mitarbeiterversammlung am Klinikum
In Kürze soll die Aufklärung der Vorwürfe starten. Bei einer Veranstaltung informierten Verantwortliche die Mitarbeiter zum Vorgehen. Vertrauen in das Compliance-Verfahren haben nur wenige. Das Vertrauen vieler Mitarbeiter sei weiterhin „erschüttert“.
12. Januar: Pflegekräfte fordern unverzügliches Handeln
Während Oberbürgermeister Andreas Brand in einer Mitteilung zur Sitzung damit zitiert wird, dass die Aufklärung Zeit und Geduld erfordert, fordern Pflegekräfte in einem gemeinsamen Brief ein ‚unverzügliches Handeln‘. Sie sehen es als dringend geboten an, die von den Vorgängen betroffenen Mitglieder der Geschäftsleitung freizustellen, beschreiben die aktuelle Entscheidung nach der Sitzung zudem als halbherzig und nicht ausreichend.
11. Januar: Chefarzt lässt Posten ruhen
Seit der Aufsichtsrat des Medizin Campus Bodensee am 10. Januar getagt hat, steht fest: Ein Chefarzt lässt sein Amt als Medizinischer Direktor bis zum Abschluss der Untersuchung ruhen. Zudem werden er und Geschäftsführer Franz Klöckner auf eigenen Wunsch nicht über die laufenden Untersuchungen unterrichtet.
3. Januar: Mahnwache an Neujahr
Am Neujahrsabend versammeln sich Menschen vor dem Klinikum in Friedrichshafen. Sie erinnern an die verstorbene Oberärztin und fordern Aufklärung.
2. Januar: Interview mit einer Pflegerin
Eine Pflegerin berichtet, warum sie der Geschäftsführung nicht traut – und worauf sie stolz ist.
2023
21. Dezember: Weiteres Schreiben, andere Stoßrichtung
Nur zwei Tage später ein weiteres Schreiben, das nun lediglich seitens der oberen medizinischen Führungsriege unterzeichnet wurde. Festzuhalten ist: Chefärzte unterzeichneten teils auch das vorhergehende Schreiben. Im aktuellen Brief wird nun eingeräumt, dass der Tod der Oberärztin persönliche Gräben aufgerissen habe – und bei vielen zur Trauer und zur Fassungslosigkeit geführt habe. Von einer Kritik an der Klinikleitung ist keine Spur mehr. Auch nicht von Zweifeln an der Transparenz der geplanten Aufklärung.
20. Dezember: Brief der Oberärzte
Knapp 70 Beschäftigte des Medizin Campus Bodensee (MCB) haben sich in einem Brief an die Aufsichtsratsmitglieder sowie an die Geschäftsführung des Klinikums gewandt. Darin fordern sie eine lückenlose Aufarbeitung der Vorwürfe gegen das Haus. Chefärzte, leitende Oberärzte, Oberärzte sowie Fachärzte des Klinikums wollen, dass ‚die am Vorgang beteiligten Mitglieder der Geschäftsführung bis zum Abschluss der Aufklärung freigestellt werden‘.
15. Dezember: Aufklärung darf nicht verschleppt werden
Anstelle zügig zu handeln, scheinen die Verantwortlichen auf Zeit zu spielen. Der Schaden wird dadurch noch größer: Ein Kommentar zu den Vorgängen von Günter Ackermann.
13. Dezember: Wie reagiert der Aufsichtsrat?
Am 13. Dezember tagt der Aufsichtsrat in einer außerordentlichen Sitzung lange – und kommt zu einer Entscheidung. Wird es personelle Konsequenzen geben?
12. Dezember: Das sagt der Betriebsrat
Der Betriebsrat äußert sich im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung am 13. Dezember. Im internen Kommunikationssystem der Klinik veröffentlichen die Arbeitnehmervertreter ein Schreiben.
11. Dezember: Aufsichtsrat berät außerordentlich
Wie der SÜDKURIER aus mehreren Quellen erfahren hat, wurde für 13. Dezember eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrats anberaumt. Dessen Aufgabe ist es unter anderem, die Geschäftsführung zu beraten und zu überwachen.
10. Dezember: Anwalt fordert Aufklärung
Der Jurist Detlef Kröger kämpft nach dem Tod seiner Mandantin für eine lückenlose Aufarbeitung der schweren Verdachtsfälle in der Klinik Friedrichshafen. Ein Gespräch über Liebe und Verantwortung, Trauer und Vertrauen.
8. Dezember: Trauer, Bestürzung und offene Fragen
Die Anteilnahme ist groß. Nach Bekanntwerden des Freitods der ehemaligen Leitenden Internistischen Oberärztin am Medizin Campus Bodensee (MCB) in Friedrichshafen trauern viele Kollegen und Patienten, die Bestürzung ist groß. Vor dem Eingang der Klinik wurden Kerzen aufgestellt. Im Internet äußern sich in Sozialen Netzwerken viele Menschen und drücken ihre Fassungslosigkeit aus.
7. Dezember: Protest bei Betriebsversammlung
Bei einer schon länger geplanten Zusammenkunft im Krankenhaus am 7. Dezember fordern die Beschäftigten des Klinikums Aufklärung zu den aktuellen Vorwürfen. Die soll kommen, verspricht der Geschäftsleiter.
6. Dezember: Vorwürfe werden publik
Der SÜDKURIER berichtet erstmals ausführlich über die schweren Vorwürfe, die im Raum stehen. Die Geschäftsleitung des Klinikums widerspricht. Sie verweist dabei auf ein Gutachten.
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