Über kaum ein Thema wird in Friedrichshafen derzeit so viel diskutiert wie über die Friedrichstraße. Die Umgestaltung der Strecke scheint in den Gesprächen und Diskussionen der Häfler allgegenwärtig.

Dauerstau und Abgase

Das neueste Ärgernis: Seit die Ampeln am vergangenen Donnerstag wieder in Betrieb genommen wurden, berichten Betroffene von chaotischen Zuständen. Autos im Dauerstau, Fahrradfahrer, die im Stop-and-go-Verkehr kaum vorwärtskommen und zwischen Autos, Lastwagen und Bussen die Abgase einatmen.

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Auf der städtischen Beteiligungsplattform und in den sozialen Netzwerken äußern die Menschen ihren Unmut. „Das gesamte Konzept muss überarbeitet werden“, findet ein Nutzer bei „Sag‘s doch“. Als Anlieger könne er das Chaos live miterleben. „Fahrradfahrer hinter Bussen in den Abgasen. In Richtung Lukullum seit der Ampelschaltung permanent Stau.“ Zudem gebe es ständig Konfliktsituation.

Konflikte auf dem Fußweg

Ähnlich auch am Montagnachmittag: Stoßstange an Stoßstange stehen die Fahrzeuge vor den Ampeln, dazwischen einige Fahrradfahrer. Manch ein Radler biegt da lieber auf den Fußweg ab, andere steigen ab und schieben. „Ey“, ruft eine Fahrradfahrerin verärgert, als sie auf dem Fußweg nicht durchkommt. „Das ist ein Fußweg“, murrt ein Passant. „Dann fahr doch mal auf der Straße“, tut sie ihren Unmut über die Verkehrssituation kund.

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Auch im Netz wird das entsprechend kommentiert: „Für Radler unzumutbar, da sie mit der aktuellen Ampelschaltung zwischen den Kfzs im Dauerstau stecken und dann doch wieder verbotenerweise auf den Gehweg ausweichen müssen, um überhaupt vorwärtszukommen.“

Wunsch nach Verkehrsberuhigung

Ein Unterschied wird dabei zwischen der Nutzung als Fußgänger und Radfahrer gemacht. „Als Fußgänger ist es deutlich angenehmer, es ist endlich Platz zum entspannten Gehen vorhanden. Als Radfahrer sei es nicht optimal, aber machbar. „Perspektivisch sollte die Durchfahrt nur noch Bussen erlaubt werden, damit der Verkehr weiter abnimmt“, so eine Forderung.

Manch einer weicht auf den Fußweg aus.
Manch einer weicht auf den Fußweg aus. | Bild: Wieland, Fabiane

Eine Nutzerin meint: „Die Verkehrsführung für Fahrradfahrer ist sehr gefährlich und völlig undeutlich gemacht.“ Und ein anderer betont: „Als Fahrradfahrer steht man nun nicht mehr zwischen Fußgängern, sondern zwischen Pkws, Bussen und Lkws, dazu noch in den Abgasen.“ Die Fahrzeit für die 400 Meter zwischen Metzstraße und Lukullum habe sich vervielfacht.

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Die Fraktion SPD/Die Linke betont in einer Mitteilung, die Friedrichstraße habe viele Verbesserungen erfahren, sei ruhiger geworden, Fußgänger und Radfahrer seien „glücklich in ihren eigenen Bereichen unterwegs“, die Zahl der Fahrzeuge habe abgenommen. Sie sieht aber auch noch Verbesserungsmöglichkeiten.

Mit Blick auf die Ampeln glaubt man bei der SPD, dass diese an der Einmündung Riedleparkstraße sowie der Kreuzung Karl- und Eckenerstraße abgeschaltet werden sollten. Zur Begründung heißt es, dass die Strecke perspektivisch zum Shared Space werden soll und bei Tempo 20 Ampeln nicht mehr notwendig seien. Fußgänger könnten die Straße an den meisten Stellen gefahrlos überqueren.

Das sagt die Stadt zur Situation

Die Stadt antwortet bei „Sag‘s doch“ auf die Kritikpunkte: „Die Umgestaltung der Friedrichstraße und die zukünftige Verkehrsführung wurden im Gemeinderat intensiv diskutiert und in der Sitzung vom 25. April 2022 beschlossen.“ Die Fachämter würden die Situation weiter im Blick behalten und bei Bedarf nachbessern.

Weiter heißt es auf SÜDKURIER-Anfrage: Vor allem an den ersten Tagen nach Einschalten der Ampeln sei es zu Verkehrsüberlastungen gekommen. Eine „Grüne Welle“ stelle sich erst bei weniger Verkehr ein. „Zunächst war und ist zu bestimmten Zeiten mehr Verkehr auf der Straße als für die aktuelle Ampelschaltung angenommen und leistbar“, so Stadtsprecherin Monika Blank.

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Man werde in den nächsten Tagen und Wochen den Verkehr beobachten, um auch festzustellen, ob und wie sich dieser verlagert. „Was grundsätzlich ein Ziel der Maßnahme war“, betont Monika Blank. Die Verwaltung gehe davon aus, dass sich nach etwa ein bis zwei Wochen erste Effekte ergeben haben.

„Sollten Änderungen notwendig werden, setzen wir diese natürlich um, beobachten und optimieren gegebenenfalls auch weiter, beispielsweise an der Ampelschaltung“, heißt es von der Stadt. Auch ein Verzicht auf die Ampeln sei denkbar. Außerdem würden die Haltelinien im Bereich Friedrich-/Riedleparkstraße und Friedrichstraße/Bahnhofsplatz noch korrigiert.

Radverkehr soll nicht zurück auf den Fußweg

In der Vergangenheit sei es zu zahlreichen Konflikten und Beschwerden wegen des gemeinsamen Fuß- und Radwegs gekommen. Mit der neuen Regelung ordne sich der Radverkehr auf der Friedrichstraße ein – was an den ersten Tagen aufgrund der Überlastung noch nicht gut funktioniert habe. Dass der Radverkehr zurück auf den Fußweg kommt – wie aktuell hin und wieder gefordert wird – sei nicht vorgesehen.