Neben dem Zeppelin NT, der an diesem Tag wegen schlechter Wetterbedingungen im Hangar ruht, liegt eine weiße, leicht knittrige Plane. Sie sieht relativ unscheinbar aus, könnte zu einem Zelt gehören. In dieser Plane steckt aber Hightech: Es handelt sich um die Außenhülle des neuen Zeppelins, der in diesen Monaten im Hangar entsteht. Blickt man aus einer anderen Perspektive darauf, erkennt man in regelmäßigen Abständen Streifen, die im Gegensatz zur übrigen Oberfläche leicht schimmern. Die Plane besteht aus insgesamt 32 Bahnen. Hinzu kommen gelbe Kreuze aus Klebeband und rote Streifen als Markierungen für die Anbringung der Längsträger.

Die Pumpe steht auf einem Gerüst, sodass sie beim Recken der Hülle nicht irgendwann verdeckt wird.
Die Pumpe steht auf einem Gerüst, sodass sie beim Recken der Hülle nicht irgendwann verdeckt wird. | Bild: Lena Reiner

Ein Brummen ist zu hören. Es rauscht, als die Pumpe anläuft, die die Hülle nun mit Luft füllen soll. Minutenlang geschieht aber augenscheinlich gar nichts. Die Hülle liegt weiterhin platt und leicht faltig auf dem Boden. Nur der breite Schlauch, der von der Pumpe ins Zeppelingewand führt, bläht sich auf.

Nach und nach zeigt sich die Größe des Zeppelins

Lang war vom neuen Zeppelin nur wenig zu sehen. Kleinteile wurden geliefert, schließlich die Gondel und nach und nach auch die Längsträger. Doch im Hangar waren nur Einzelteile zu sehen, vergleichsweise klein für das 72 Meter lange Luftschiff.

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Nun ist es so weit: Die Größe des neuen Zeppelins wird zum ersten Mal sichtbar. An diesem Morgen wird die Hüller „gereckt“ – also zum allerersten Mal komplett mit Luft gefüllt und nach und nach gespannt. „Man kann sich das so vorstellen, wie wenn eine Braut ihr maßgeschneidertes Kleid zum ersten Mal auspackt und es dann anzieht, damit die letzten Details abgesteckt werden können“, schildert Pressesprecherin Andrea Fischer.

Auch die Hülle ist zwar maßgeschneidert, hat den Zeppelin-Hangar aber zunächst mit Übergröße erreicht, erklärt Thomas Arnold, während er den Druck in der Hülle im Blick behält. Es folgten mehrere Schritte, um die Hülle auf die exakten Maße anzupassen. „Zunächst wird die Hülle auf 50 Pascal für das erste ‚Bedrucken‘ aufgeblasen“, erläutert er. Dabei würden die Stellen für die Maßbänder für die spätere Vermessung markiert. Danach werde die Hülle mit 430 Pascal aufgepumpt.

„Zunächst wird die Hülle auf 50 Pascal für das erste ‚Bedrucken‘ aufgeblasen“, erklärt Thomas Arnold, was vor ...
„Zunächst wird die Hülle auf 50 Pascal für das erste ‚Bedrucken‘ aufgeblasen“, erklärt Thomas Arnold, was vor dem kompletten Aufpumpen bereits geschehen ist. | Bild: Lena Reiner

Fürs endgültige Recken wird der Luftdruck dann auf 1000 Pascal erhöht: „So nimmt die Hülle ihre endgültige Form an.“ Das bedeutet, dass sich die Hülle danach nicht mehr weiter ausdehnt. Für den letzten Schritt wird wieder etwas Luft abgelassen; die Hülle unter 430 Pascal Druck final vermessen. „So wissen wir ganz exakt, was noch angepasst werden muss und dann kann die Hülle zugeschnitten werden“, schildert Arnold.

In 30-facher Geschwindigkeit wird der Fortschritt sichtbar Video: Lena Reiner

Langsam geht es voran, nach und nach wölbt sich die Hülle nach oben, zunächst entsteht etwa mittig ein kleiner Bauch, dann nimmt die Wölbung zu, bis schließlich auch das Endstück der Hülle von der Luft erreicht wird. Erst nach einer knappen Stunde ist so viel Luft im Innenraum, dass sich das Konstrukt teilweise vom Boden abhebt.

Langsam hebt sich die Zeppelinhülle vom Boden ab.
Langsam hebt sich die Zeppelinhülle vom Boden ab. | Bild: Lena Reiner

Immer wieder korrigieren Mitarbeiter nun die Position des weißen riesigen Gebildes, das durch seine Luftfüllung besonders leichtgängig ist und ohne seine Vertäuung einfach durch den Hangar kugeln könnte. Es ist wichtig, dass die Hülle nichts berührt, um keinen Schaden zu nehmen. Nach dreieinhalb Stunden ist sie schließlich prall gefüllt; der Innendruck hat nun 430 Pascal erreicht.

Das Endstück des Zeppelins.
Das Endstück des Zeppelins. | Bild: Lena Reiner

Auch wenn man zum ersten Mal einen Eindruck von der Gesamtgröße des neuen Luftschiffs bekommt, ist an diesem Tag wenig mit den Momenten vergleichbar, wenn ein Zeppelin für den Betrieb startklar gemacht wird. Dem neuen Luftschiff fehlt schließlich noch sein typisches Skelett aus 36 Quer- und 39 Längsträgern. Diese Konstruktion aus Leichtmetallrohren – Karbon und Aluminium – macht den Zeppelin zu dem, was er ist: einem halbstarren Luftschiff. Denn bei den Luftschifftypen zählt das Innenleben. Ein Blimp etwa, der von außen ähnlich wirkt, kommt ohne ein solches Skelett unter der Hülle aus.