Die Sache klingt ein bisschen verrückt. Das Schweizer Unternehmen AirYacht will im Jahr 2026 einen Zeppelin auf den Markt bringen, dessen Gondel ein Schiff ist. Seine Besitzer könnten also ihren Luxusliner von Ozean zu Ozean fliegen – oder auch mal Halt in der Wüste machen. Denn auch als mobiles Zuhause soll die Kabine des Luftschiffs dienen.

„Keine Angst vor Wettbewerb“

Einer der Verantwortlichen hinter dem Projekt ist Guillaume Hoddé. Der Ingenieur hat Schweizer und französische Wurzeln, sein Büro ist in Lausanne. Will er der Friedrichshafener Zeppelin-Luftschifftechnik Konkurrenz machen? Immerhin baut das Unternehmen am Bodensee seit Jahren Zeppeline, genauer gesagt das Modell NT. „Man sollte keine Angst vor Wettbewerb haben“, sagt Hoddé im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Wenn du nicht alleine auf einem Markt bist, dann bedeutet das, du bist auf dem richtigen Weg.“

Die Gondel der AirYacht soll als 52 Meter langes Boot dienen. Das hat zwar keinen eigenständigen Antrieb, dafür gibt es einen Landeplatz ...
Die Gondel der AirYacht soll als 52 Meter langes Boot dienen. Das hat zwar keinen eigenständigen Antrieb, dafür gibt es einen Landeplatz für Hubschrauber sowie einen Pool (Illustration). | Bild: AirYacht

Angst vor Mitbewerbern scheint Eckhard Breuer nicht zu haben. Er ist Chef der Zeppelin-Luftschifftechnik sowie der zugehörigen Zeppelin-Reederei in Friedrichshafen. „Ich finde die Idee faszinierend“, gibt er zu. Allerdings schränkt er auch ein: „Technisch möglich ist sehr viel. Die Frage ist allerdings, ob sich das Konzept wirtschaftlich darstellen lässt.“

Eckhard Breuer ist Chef der Zeppelin-Luftschifftechnik sowie der Zeppelin-Reederei in Friedrichshafen.
Eckhard Breuer ist Chef der Zeppelin-Luftschifftechnik sowie der Zeppelin-Reederei in Friedrichshafen. | Bild: SK-Archiv I Andrea Fischer

Für Reiche und Superreiche

„Die Entwicklungskosten des Projekts dürften sich auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag belaufen“, vermutet Breuer – und bestätigt damit die Preise von Guillaume Hoddé: „Eine AirYacht wird etwa zwischen 100 und 200 Millionen Euro kosten“, sagt der. Ab 2026 will er vier Exemplare pro Jahr verkaufen. Die Zielgruppe sind Reiche und Superreiche, die sich statt eines gewöhnlichen Luxusliners etwas ganz Besonders gönnen wollen. „Gerade sind wir mit vier Interessenten im Gespräch“, verrät Hoddé.

Mit Drahtseilen soll die 52-Meter-Yacht, die auch als Wohnhaus dienen kann, abgelassen werden – auch zum Urlaub irgendwo in der ...
Mit Drahtseilen soll die 52-Meter-Yacht, die auch als Wohnhaus dienen kann, abgelassen werden – auch zum Urlaub irgendwo in der Savanne (Illustration). | Bild: AirYacht

Gegen die preislichen Dimensionen der AirYacht wirkt der Friedrichshafener Zeppelin NT geradezu günstig. Etwa 20 Millionen Euro kostet ein Luftschiff – und das ist der Systempreis. Heißt: Zubehör wie Zugfahrzeuge, die die „Zigarre“ übers Rollfeld ziehen, sind schon einkalkuliert. Allerdings ist der NT mit gerade einmal 75 Metern Länge und 14 Sitzplätzen auch etwas kleiner und weniger luxuriös als das Schweizer Konzept.

Etwas kleiner, aber dennoch groß: Der Zeppelin NT – hier in seinem Hangar am Bodensee-Airport – ist 75 Meter lang.
Etwas kleiner, aber dennoch groß: Der Zeppelin NT – hier in seinem Hangar am Bodensee-Airport – ist 75 Meter lang. | Bild: SK-Archiv I Goodyear Dunlop

Die AirYacht entspricht mit ihren 200 Metern Länge eher schon der legendären Hindenburg, die am 6. Mai 1937 in Lakehurst in der Nähe von New York abgestürzt ist. Die LZ 129 maß 246,7 Meter. Das moderne Luftschiff aus der Schweiz ist also noch etwas kleiner, dürfte aber dem berühmten Vorgänger ins Sachen Luxus in kaum etwas nachstehen.

750 Quadratmeter Wohnfläche

Die Gondel der AirYacht soll 52 Meter lang werden und 750 Quadratmeter Wohnfläche bieten. Hinzu kommen eine Terrasse mit 350 Quadratmetern sowie ein Pool und ein Hubschrauber-Landeplatz. Insgesamt hätten zwölf Passagiere sowie zwölf Crew-Mitglieder Platz. „Das Poolwasser kann allerdings nicht geflogen werden“, so Guillaume Hoddé, dieses müsse jeweils vor Ort aufgenommen werden.

Die LZ 129, genannt Hindenburg, war 246,7 Meter lang. Das Luftschiff war mit Wasserstoff gefüllt und verbrannte im Jahr 1937 bei seinem ...
Die LZ 129, genannt Hindenburg, war 246,7 Meter lang. Das Luftschiff war mit Wasserstoff gefüllt und verbrannte im Jahr 1937 bei seinem Landeanflug auf Lakehurst in den USA. (Archiv) | Bild: U.S. Department of the Navy. Bureau of Aeronautics. Naval Aircraft Factory, Philadelphia, Pennsylvania (USA)

Doch wo soll dieses riesige Luftschiff nun gebaut werden? „Hierfür haben wir einen Partner in Frankreich“, sagt Guillaume Hoddé. Wer das ist, darüber schweigt er sich allerdings aus – und verweist auf ein Abkommen zur Geheimhaltung mit dem Partner. In der Schweiz arbeitet derzeit ein Team bestehend aus sechs Ingenieuren und einigen Designer lediglich an der Gondel.

Produzent der Luftschiffe? Ein offenes Geheimnis

Allerdings gibt es nicht viele Betriebe, die für die Produktion des Flugkörpers infrage kommen: Eckhard Breuer kennt einen entsprechenden Betrieb. „In Frankreich gibt es das Unternehmen Flying Whales, die entwickeln derzeit Frachtluftschiffe.“

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Tatsächlich ähneln sich die Flugkörper des französischen Unternehmens und dem der AirYacht stark. Auch die Länge von 200 Metern und die Höhe von 50 Metern entspricht dem des Luftschiff-Luxusliners. Was zudem dafür spricht, das Teile der Schweizer Luftyacht aus Frankreich kommen: Das Konzept eines Cargo-Luftschiffs entspricht genau dem der AirYacht: Jeweils werden an der Unterseite Lasten transportiert, im Falle des geplanten Luxus-Schiffs eben eine 52-Meter-Yacht. Eine entsprechende Anfrage des SÜDKURIER ließ Fyling Whales allerdings unbeantwortet.

Luxuriös auch innen: Die AirYacht soll vor allem für sehr gut betuchtes Publikum attraktiv sein (Illustration).
Luxuriös auch innen: Die AirYacht soll vor allem für sehr gut betuchtes Publikum attraktiv sein (Illustration). | Bild: AirYacht

Fliegen also bald riesige Yachten mit Superreichen an Bord durch die Gegend? Eckhard Breuer bezweifelt zumindest, dass der Termin 2026 gehalten werden kann. „Das Ziel ist eher sportlich“, sagt er und verweist etwa auf extrem komplexe Zulassungsverfahren. Von der Gründung der Friedrichshafener Luftschifftechnik bis zur Zulassung des Zeppelin NT sind gut acht Jahre vergangen. Auch Guillaume Hoddé gibt zu, dass sich der Verkaufstermin noch verschieben könnte.

Klar ist hingegen: In Friedrichshafen wird bald wieder ein Luftschiff gebaut. Bis zum Jahr 2024 soll die Flotte der Zeppeline vom Bodensee von bislang zwei auf dann drei erweitert werden.

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