Zeppelin-Flüge sind alles andere als günstig. In der Flugsaison 2025 kostet eine Stunde im Luftschiff pro Person 630 Euro, 2024 lag der Preis noch bei 590 Euro. Da viele Gäste das Erlebnis in Begleitung genießen möchten, sind also schnell mehr als 1000 Euro investiert. Zum Vergleich: Für einen Besuch auf der Spitze des Eiffelturms reichen circa 35 Euro pro Kopf. Und sogar eine Suite im berühmten Luxushotel Adlon am Brandenburger Tor ist günstiger zu haben als der einstündige Flug. Und dort können die Gäste direkt am Wahrzeichen der deutschen Hauptstadt übernachten – Frühstück inklusive.

Start des Zeppelins Video: Benjamin Schmidt

Aber warum sind die Preise für Zeppelin-Flüge so hoch? Um das zu erfahren, hat sich der SÜDKURIER an die Pressestelle der Deutschen Zeppelin-Reederei gewandt. Doch statt eines Antwortschreibens kam eine Einladung zum Rundflug. Denn Zeppeline, so hieß es, könne man nicht berechnen. Man müsse sie erleben.

Im Anschluss an den Trip sprechen wir mit Eckhard Breuer. Er ist Chef der Zeppelin Luftschifftechnik, zu der die Zeppelin-Reederei gehört. Das Ergebnis: Konkret lässt sich Breuer nicht in die Karten schauen. Doch mit drei Ansätzen kann man sich der Frage durchaus annähern, wie die Preise zustande kommen.

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Erster Ansatz: Zeppelin-Flüge anzubieten ist tatsächlich teuer

Zeppelin-Flüge sind kein Massengeschäft. Da ist einerseits die Flottengröße: Noch sind laut Eckhard Breuer nur fünf Luftschiffe weltweit unterwegs. Zwei in Friedrichshafen und drei in den USA. Ein drittes Luftschiff geht ab dem 9. Mai 2024 im Ruhrgebiet an den Start. Kleine Stückzahlen führen zu hohen Preisen bei Produktion und Wartung. Wer einen eigenen Zeppelin haben möchte, muss etwa 15 Millionen Euro berappen. Dazu kommen etwa noch die Mastwagen, um den Zeppelin aufs Rollfeld zu ziehen, Werkzeuge, eine Werkstatt, Helium, Ersatzteile und so weiter. Insgesamt landet man schnell bei rund 20 Millionen Euro.

Fluggast Romy Kammerlander genießt die Aussicht.
Fluggast Romy Kammerlander genießt die Aussicht. | Bild: Benjamin Schmidt

Auch Zulassungen und Zertifikate kosten, ohne die Produktion und Betrieb der Zeppeline nicht legal wären. Die Anbieter der Rundflüge mussten sich überdies auch als Airline registrieren lassen. Chef Eckhard Breuer betont: „Alles, was wir hier tun, ist präzise vorgegeben und mit den Behörden abgestimmt.“

Das Luftfahrt-Bundesamt kann Fragen zum Preis für die Zertifizierungen beantworten. Zwar stellt sich heraus, dass diese gar nicht so teuer sind – sie bewegen sich in einem Segment von 50 bis 14.000 Euro. Doch bei anderer Gelegenheit darauf angesprochen, betont Eckhard Breuer, dass die Lizenzen selbst nicht der Kostenfaktor seien. Vielmehr koste es, die Auflagen für diese zu erfüllen.

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Die Tatsache, dass Flüge nur von Mitte März bis Mitte November angeboten werden, treibt laut Breuer ebenfalls die Preise in die Höhe. Grund für das nur saisonale Angebot seien die schwierigen Witterungsbedingungen während der kalten Jahreszeit – und die geringere Anzahl an Touristen vor Ort.

Zudem sei das Fliegen auch während der Saison nur bei passenden Wetterkonditionen möglich. Stimmen diese nicht, können Kunden ihre Flüge verschieben – oder sich die Tickets erstatten lassen. Planungssicherheit für den Anbieter sieht anders aus. Zu guter Letzt treiben laut Breuer auch die Personalkosten die Preise hoch. Etwa 100 Angestellte sind beschäftigt, um die Flüge anzubieten: Piloten, Bodencrew, Passagierservice, Ingenieure, Techniker und Verwaltungspersonal.

Eckhard Breuer bestätigt, dass die Tickets Haupteinnahmequelle für den Flugbetrieb seien – hinzu kämen etwa noch Charter- und Werbeflüge. „In Nicht-Corona-Jahren sind wir profitabel“, sagt Breuer. Das bedeutet aus dieser Perspektive: Die Ticketpreise sind nötig, um anscheinend hohe Betriebskosten zu decken – und damit das Unternehmen noch Gewinn erzielt.

Flugbegleiterin Elisabeth Trapp und Chef Eckhard Breuer wollen ihren Gästen ein tolles Erlebnis bieten.
Flugbegleiterin Elisabeth Trapp und Chef Eckhard Breuer wollen ihren Gästen ein tolles Erlebnis bieten. | Bild: Benjamin Schmidt

Zweiter Ansatz: Es gibt genügend Kunden, die den Preis zahlen

Klar ist: Flüge im Zeppelin sind ein einmaliges Erlebnis – und woanders kaum zu haben. Das macht das Angebot exklusiv. Viele Gäste, mit denen wir während des Rundflugs sprechen, betonten, diese Erfahrung einmal in ihrem Leben machen zu wollen. In Nicht-Corona-Zeiten unternehmen jährlich etwa 24.000 Menschen solch einen Trip, manche nur für eine halbe Stunde, andere länger als 60 Minuten. Während der Ferienzeiten sind kurzfristige Buchungen kaum möglich. Die Nachfrage ist also da, trotz hoher Preise. Anreize, die Tickets günstiger anzubieten, hat der Anbieter also nicht.

„Wir machen das einmal im Leben – und da ist es jeden Cent wert“, sagte etwa Martin Stix aus Hall in Tirol. Er ist mit seiner Verlobten unterwegs. Auch André Jassoy, Gastronom aus der Nähe von Ravensburg, betonte, er und seine Frau Tatjana wollten sich mit dem Flug an ihrem freien Tag etwas gönnen.

Dritter Ansatz: Entwicklung der Zeppeline und Ticketpreise

Trotz der recht hohen Preise gibt es noch eine andere Perspektive auf die Kostenseite. Diese legt nahe, dass die angebotenen Tickets noch zu günstig sein könnten – zumindest wenn über diesen Weg die Entwicklungskosten wieder eingespielt werden sollen. Während sich seitens der ZLT Zeppelin Luftschifftechnik niemand zu den Entwicklungskosten der modernen Luftschiffe äußern wollte, erfuhr der SÜDKURIER aus gewöhnlich gut informierten Kreisen: Sie könnten sich auf einen dreistelligen Millionenbetrag belaufen.

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Die Zeppeline wären also vornehmlich ein Prestigeprojekt für die beteiligten Unternehmen: Die heutigen Hauptgesellschafter der ZLT Zeppelin Luftschifftechnik sind der ZF-Konzern und die Luftschiffbau Zeppelin. Die ZF verweist bei einer Anfrage zu den Kosten auf die ZLT. Die Werbewirkung indes bestätigt die ZF. Die Luftschiffe hätten eine besondere Bedeutung für den Konzern. Sie seien „ein sichtbarer und sympathischer Werbeträger – und Teil unserer Geschichte“.

Blick aus dem Zeppelin auf Konstanz und den Bodensee.
Blick aus dem Zeppelin auf Konstanz und den Bodensee. | Bild: Benjamin Schmidt

Auch die Luftschiffbau Zeppelin äußert sich nebulös. Das Unternehmen ist nicht nur an der ZLT, sondern zusätzlich an weiteren Einrichtungen beteiligt: etwa der Zeppelin Wohlfahrt oder am Bodensee-Airport. Chef der Luftschiffbau ist Thomas Brandt – Eckhard Breuers Vorgänger. Auch Brandt möchte nichts Genaues zu den Entwicklungskosten sagen. Seine Begründung: Eine einzige Zahl sei schwer ins Verhältnis zu setzen mit einem gut 25 Jahre andauernden Luftfahrtprogramm.

Doch auch Brandt betont den ideellen Wert der Luftschiffe: „Für uns ist der Zeppelin eine Ikone, für die Region ein Werbeträger und ein Erlebnisgarant für viele Gäste, die mit strahlenden Augen und lachenden Gesichtern von ihrem Flug zurückkehren.“

Die Äußerungen legen nahe: Zwar scheint der aktuelle Betrieb der Luftschiffe wirtschaftlich zu sein. Wohl aber nur, wenn die Entwicklungskosten aus der Kalkulation gelassen werden.

Start des Zeppelins Video: Benjamin Schmidt

Subjektive Betrachtung: Zeppeline gehören zu Friedrichshafen

Auch dieser Punkt sollte nicht ganz untergehen: Nicht nur für die großen Firmen vor Ort sind die Luftschiffe wichtig. Für viele Häfler gehören sie einfach in den Himmel der Stadt. Die Geschichte der Zeppeline, ursprünglich vom gleichnamigen Grafen entworfen, ist untrennbar mit der deutschen Historie – und der Friedrichshafens – verbunden. Maybach, ZF, Dornier: Der Industriestandort am Bodensee wäre ohne die „Zigarren“ kaum denkbar. Noch heute ist „Zeppelinstadt“ das Synonym für Friedrichshafen.

Günstiger werden die Flugtickets auch künftig kaum werden. Aber allen am Bodensee bleibt wenigstens dies: Vom Boden aus kann jeder die „Giganten der Lüfte“ beobachten. Das kostet dann genauso viel wie der Blick aufs Brandenburger Tor – oder den Eiffelturm in Paris.