Schnell beantwortet ist die Frage mit der Logik der Physik: Alles was leichter ist als Luft, fährt, und was schwerer ist, fliegt. Ist die Hülle eines Fesselballons erst einmal mit heißer Luft gefüllt, gibt es kein Halten mehr. Leichter als die Umgebungsluft steigt er auf und wird vom Wind in eine bestimmte Richtung getragen. Keine Frage, der Ballon fährt.
Auch die historischen Luftschiffe waren aus technischen Gründen leichter als Luft. Das Volumen des Traggases war so bemessen, dass das Luftschiff – von seinem Ankermast gelöst – gen Himmel stieg. Die Motoren mit ihren starr verbauten Propellern dienten dem Vortrieb und konnten beim Aufsteigen nicht helfen. Beim Landen war deshalb viel Bodenpersonal gefragt, um die wasserstoffgefüllte Riesenwurst zur Erde und zum Ankermast zu ziehen. Hugo Eckener hatte also recht. Sein Luftschiff fuhr, während ein Flugzeug fliegt.
„Eine Spitzfindigkeit der deutschen Sprache“
„Es handelt sich im Grunde genommen um eine Spitzfindigkeit der deutschen Sprache“, sagt Eckhard Breuer, Geschäftsführer der Zeppelin Reederei in Friedrichshafen, auf SÜDKURIER-Nachfrage. Im Englischen zum Beispiel sei diese Unterscheidung gänzlich unbekannt. Dann erklärt der Luft- und Raumfahrtingenieur warum der Zeppelin NT im Gegensatz zu dessen Ahnen fliegt.

„Der Zeppelin NT ist so konstruiert, dass er mit einer leichten Restschwere von etwa 300 Kilogramm fliegt“, sagt Breuer. Das Eigengewicht des Luftschiffs zusammen mit dem Gewicht der Passagiere, den Gewichtssäcken, dem Wasserballast und dem Treibstoff ziehen nach unten. Die Hülle, gefüllt mit Helium, dagegen nach oben.
Dabei hängt die Auftriebskraft des Heliums von mehreren Faktoren ab: Die winzigen Atome dringen mit der Zeit durch die Hülle nach draußen, sodass von Zeit zu Zeit nachgetankt werden muss. Anders herum findet bei Gewittersuppe Wasserdampf seinen Weg nach innen ins Helium. Auch die Temperatur des Traggases und die der Außenluft sind von Bedeutung. Vor jedem Flug geben deshalb die Piloten die Parameter der Kraft nach unten und der nach oben in ein Rechenprogramm ein. Dann wird das Luftschiff so austariert, dass von seinen etwa 7,5 Tonnen Eigengewicht 95 Prozent durch das Helium aufgehoben wird.
Das Landen des Zeppelins wird so zum Kinderspiel. Damit das Luftschiff trotz seiner rund 300 Kilo Gewicht auch starten kann, sind die beiden vorderen sowie das hintere Triebwerk schwenkbar konstruiert. Damit hebt der Zeppelin NT senkrecht vom Boden ab. „Und wer jetzt noch nicht davon überzeugt ist, dass unser Zeppelin fliegt, fügt Breuer mit einem Schmunzeln an, „der sollte sich selbst die Frage stellen: Wonach sieht es denn aus“?
(Dieser Artikel wurde erstmals im Juni 2021 veröffentlicht.)