David Dornier selbst hatte zu Beginn der Restauration der Altenrhein in der Depot-Halle des Dornier Museums zur Schleifmaschine gegriffen und vom mächtigen Rumpf eigenhändig den Lack entfernt. „Das war wie Meditation“, sagt der Enkel des Flugzeugkonstrukteurs. Mit Musik auf den Ohren sei es ihm dabei nie langweilig geworden.
„Erhalten, was irgendwie möglich war“
Das ehemalige Do-X-Arbeitsboot soll auf den Bodensee zurückkehren. In Friedrichshafen wird es wieder instandgesetzt.

In dem Bereich, der sich unter Wasser befindet, waren zwei Drittel des Holzes nicht mehr zu retten und die faulen Planken mussten ersetzt werden. „Trotzdem haben wir erhalten, was irgendwie möglich war“, sagt Karsten Timmerherm, Inhaber der Michelsen-Werft.

Im November hatte der Rumpf die Reise in die Werft nach Seemoos angetreten, um das Arbeiten schneller und einfacher zu machen. Teile des Kiels, ein schweres Stück Eichenholz, mussten ersetzt werden, wochenlang wurde der Rumpf mit langen Schleifbrettern glattgeschliffen. Doch bevor der Feinschliff und die Lackierarbeiten beginnen, wollte Timmerherm das Boot drehen. Denn sollte etwas schief gehen, wäre die Arbeit umsonst gewesen.

Mithilfe zweier Kranböcke und Schwerlastgurten wurde der tonnenschwere Rumpf an einer Seite angehoben und auf der anderen Seite abgelassen. An beiden Böcken mussten gleichzeitig mit derselben Anzahl Umdrehungen an den Winden gearbeitet werden. Eine mühsame, anstrengende Arbeit, bei der sich die Altenrhein nur Zentimeter um Zentimeter bewegte. Auch David Dornier war in die Werft gekommen, um die spannende Aktion zu verfolgen.
Das mühsame Unterfangen im Video
Jedes ungewöhnliche Geräusch, jedes Knacken erhöhte die Spannung und alle waren erleichtert, als die Altenrhein mehr als zwei Stunden später mit dem Kiel nach unten in den Gurten hing.
Da ein angekündigtes Gewitter auf sich warten ließ, beschloss Timmerherm am Nachmittag, den Rumpf zu Wasser zu lassen, um die Wasserlinie anzuzeichnen.

Um das Gewicht des Motors und einiger Einbauten zu simulieren, hoben die Bootsbauer zuvor ein Bleigewicht von 1,75 Tonnen in den Rumpf. Dann rollte die Altenrhein auf der Slipanlage in den See, auf der vor mehr als 100 Jahren bereits die ersten Wasserflugzeuge des Luftschiffbau Zeppelin, Abteilung Dornier, aus der Werkhalle entlassen wurden.
Timmerherm möchte die Altenrhein auf der kommenden Interboot ausstellen. Bis dahin sollen 14 Schichten Lack auf dem Rumpf und die hochglanzpolierten Bullaugen das Arbeitsboot zum Hingucker machen.

Im Frühjahr 2023 sollen die Arbeiten dann endgültig abgeschlossen sein.