Eigentlich hat die Klinikleitung des Medizin Campus Bodensee (MCB) wegen der Corona-Pandemie schon im Tagesgeschäft genug zu tun. Doch für Margita Geiger und Franz Klöckner, die seit Januar als Doppelspitze verantwortlich sind, stehen noch ganz andere Aufgaben auf dem Programm.

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Sie hätten sich „relativ geräuschlos zusammen gerauft“, beschrieb die im Januar 2019 als alleinige Geschäftsführerin eingestellte Ärztin und Krankenhaus-Managerin die neue Chefsituation beim MCB. Der 60-jährige Franz Klöckner, der zuvor Geschäftsführer am Eichsfeld Klinikum in Thüringen war, wurde für den Posten des kaufmännischen Chefs nach Friedrichshafen geholt. Geiger kümmert sich vor allem um die medizinischen Themen.

Erneut Millionenverlust für 2020

Einfacher wird der Job dadurch für beide nicht. Der kommunale Klinikverbund muss Millionenverluste kompensieren, die in den vergangenen Jahren vor allem durch die Übernahme des defizitären, einst städtischen Krankenhauses „14 Nothelfer“ entstanden sind. Die unwirtschaftliche Klinik in Weingarten wurde im vergangenen Jahr geschlossen. Für die sogenannte Planinsolvenz reichen die 13 Millionen Euro, die der MCB für die Pleite zurückgestellt hat, voraussichtlich aber nicht aus, erklärte Franz Klöckner am Mittwoch bei einem Pressegespräch.

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Auch wegen der „Altlasten“ wird der MCB für 2020 voraussichtlich fünf Millionen Euro Verlust ausweisen, so der kaufmännische Geschäftsführer. Ziel sei es aber, in drei bis vier Jahren wieder bei der „schwarzen Null“ im operativen Geschäft zu landen.

Politik verordnet Strafzahlungen

Dabei werden die von der Politik diktierten Rahmenbedingungen für Kliniken nicht einfacher. So hat Gesundheitsminister Jens Spahn zum 1. Februar und so mitten in der Pandemie das Gesetz über die Pflegepersonal-Untergrenzen scharf geschaltet.

Ein Gesetz, das laut Geiger „gut gemeint und unbedingt richtig“ ist. Aber es stoße an praktische Grenzen, weil der Arbeitsmarkt für Fachkräfte leer ist und viele wegen der Belastungen aussteigen wollen. Krankenhäuser, die ab 2025 nicht eine Pflegekraft für zehn Patienten vorhalten können, bekommen von den Kassen Geld von ihrem Budget abgezogen, was auf Strafzahlungen hinaus läuft – „ein Paradigmenwechsel“, stellt Margita Geiger fest.

Neben dem Investitionsstau am Klinikum Friedrichshafen gibt es nach wie vor keine Entscheidung über Sanierung oder Neubau des fast 50 ...
Neben dem Investitionsstau am Klinikum Friedrichshafen gibt es nach wie vor keine Entscheidung über Sanierung oder Neubau des fast 50 Jahren alten Krankenhauses. | Bild: Kerstin Mommsen

Dabei wird der Finanzbedarf auf Jahre hoch sein, selbst wenn der MCB keine Betriebszuschüsse mehr braucht. „Wir haben einen Investitionsstau in beiden Häusern“, erklärte Franz Klöckner bei dem Pressegespräch, womit der Klinikverbund im bundesweiten Vergleich aber nicht allein dasteht. Es seien erhebliche Anstrengungen nötig, um den aufzuarbeiten. So sind heute Zwei-Bett-Zimmer mit Dusche eigentlich Standard.

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Dabei ist das Grundproblem des Klinikums Friedrichshafen noch lange nicht gelöst, die zentrale Frage nicht entschieden: Soll das fast 50 Jahre alte Krankenhaus saniert und erweitert oder gleich ganz neu gebaut werden? Wird das Tettnanger Krankenhaus, wie mal angedacht, zur Fachklinik weiter entwickelt? Dafür müsse zuerst die medizinische Strategie stehen. Erst dann könne man sagen, was man räumlich dafür braucht, so Margita Geiger.

Was will der MCB künftig medizinisch anbieten?

Vor kurzem fand dazu ein erster Strategie-Workshop mit den Chefärzten statt. Bis zum dritten Quartal 2021 soll nach Möglichkeit klar sein, „was wir künftig medizinisch anbieten wollen“. So oder so: Würde heute eine Entscheidung für einen Klinik-Neubau fallen, dauert es acht bis zehn Jahre, bis der steht, verdeutlichte Franz Klöckner die Notwendigkeit, auch im Altbestand den Investitionsstau abzuarbeiten.

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Zentrale Notaufnahme „steht“ – nur baulich noch nicht

Dazu gehört die Zentrale Notaufnahme (ZNA), die inzwischen im ehemaligen Flur der Chirurgischen Ambulanz eingerichtet wurde. Damit arbeiten die vormals getrennten Notaufnahmen für chirurgische und internistische Fälle nun räumlich zusammengefasst im Erdgeschoss und versorgen alle Notfälle in einem Team. Damit wären organisatorisch auch alle Anforderungen an einen klinischen Zentralversorger erfüllt. Doch die Baustelle bleibt: „Uns fehlen noch rund 400 Quadratmeter Fläche für die ZNA und das Ambulante OP-Zentrum“, erläuterte Franz Klöckner am Mittwoch.

Die Zentrale Notaufnahme im Erdgeschoss des Klinikums Friedrichshafen ist seit Ende November installiert.
Die Zentrale Notaufnahme im Erdgeschoss des Klinikums Friedrichshafen ist seit Ende November installiert. | Bild: MCB/Klinikum Friedrichshafen

Eigentlich sollte spätestens Mitte 2021 mit dem großen Umbau begonnen werden. Aktuell werde aber immer noch geprüft, wie angesichts des „engen finanziellen Korsetts“, so Klöckner, die beste Lösung ausschaut. Fakt ist, dass das Klinikum mittelfristig einen zweiten sogenannten Schockraum braucht, um zwei Schwerverletzte nach ihrer Einlieferung gleichzeitig versorgen zu können. Und es braucht den Platz für einen eigenen Computertomografen (CT) in den Räumen der Notaufnahme, was heute medizinischer Standard sei. Ob es auf einen Anbau oder doch den Umbau hinausläuft, steht aber noch nicht fest.