Wohl fast jedes Kind in Friedrichshafen weiß, welcher Arbeitgeber in der Stadt die meisten Beschäftigten hat: die ZF mit inzwischen rund 9500 Mitarbeitern am Standort ihres Hauptsitzes. Platz zwei hat der zweite große Konzern vor ORt, Rolls Royce Power Systems mit rund 5000 Beschäftigten. Platz 3 allerdings dürfte schon so manchen verwundern. Mit inzwischen rund 1400 Beamten und Angestellten ist die Stadt Friedrichshafen selbst drittgrößter Arbeitgeber – noch vor dem Landratsamt, das etwa 1200 Mitarbeiter zählt, und dem Klinikum Friedrichshafen, das etwa genau so viele Beschäftigte hat.
Die knapp 1400 Köpfe im Rathaus verteilen sich auf gut 1050 Planstellen, wobei nicht alle besetzt sind. So steht es im aktuellen Doppelhaushalt der Stadt. Dazu gehören rund 160 Stellen für Beamte und rund 575 für Beschäftigte in der Verwaltung. Aber auch Erzieherinnen in den Kitas, Pflegepersonal im Karl-Olga-Haus oder Mitarbeiter in der Musikschule oder im Medienhaus zählen zum Personalstamm im öffentlichen Dienst der Stadt.

Dabei fällt auf, dass die Zahl der Beamten und Beschäftigten bei Stadt und Stiftung in den vergangenen zehn Jahren um gut ein Drittel gestiegen sind. 2012 waren es insgesamt nur 685, wobei in die Vergleichsrechnung rund 100 Stellen im Karl-Olga-Haus und bei der Stadtentwässerung dazu kommen. Das Personal war damals noch in städtischen Eigenbetrieben beschäftigt.
Im gleichen Zeitraum stiegen die Personalkosten im Rathaus ebenfalls enorm an. Vor zehn Jahren standen 36,2 Millionen Euro in der Bilanz, wobei die besagten 100 externen Stellen nicht eingerechnet sind. Inzwischen stehen im Haushalt 69 Millionen Euro an Personalkosten, die für 2022 veranschlagt sind – fast doppelt so viel. Worin begründen sich diese doch deutlichen Steigerungen?
Stadt: Stellenzahl und Personalkosten im Landesdurchschnitt
Nach Angaben der städtischen Pressestelle liege Stellenaufwuchs und auch die gestiegenen Personalkosten „im Landesdurchschnitt“ – nur bei den Beamten ist er höher. Tatsächlich ist die Zahl aller kommunal Beschäftigten im Bodenseekreis von 2012 bis 2020 ebenfalls um rund ein Drittel gestiegen – laut Statistischem Landesamt von knapp 4000 auf 5120.
Nachholbedarf wegen gestrichener Stellen
Außerdem wurden in der Stadtverwaltung Friedrichshafens von 2003 bis 2013 rund 60 Stellen gestrichen. Deshalb habe es „Nachholbedarf“ gegeben, um immer neuen Aufgaben und Anforderungen gerecht zu werden, argumentiert die Stadt. Mehr Stellen gebe es vor allem in den Kitas, weil neue Einrichtungen dazu kommen.
In punkto Kosten führt das Rathaus nicht nur mehr Personal und jährliche Tarifsteigerungen als Begründung an. Auch gestiegene Umlagen sowie Sonderprämien (Corona) seien zu berücksichtigen. Dazu kommen „Arbeitsmarktzulagen, die wir inzwischen in verschiedenen Bereichen zahlen müssen, um neue Mitarbeitende gewinnen zu können, aber auch, um vorhandenes Personal zu halten“, schreibt die Pressestelle.
Dass es trotzdem immer schwieriger wird, Beschäftigte fürs Rathaus zu rekrutieren, brachte Personalratsvorsitzender Hans-Dieter Beller vor Jahresfrist in seiner Stellungnahme zum Haushalt klar zum Ausdruck. Vor allem in der Pflege, im IT oder Ingenieur-Bereich, in den Kitas und Bädern ist man ständig auf der Suche. Zahlreiche Stellenanzeigen auf der Internetseite der Stadt dokumentieren das. Neues Personal zu gewinnen sei auch deshalb von hoher Bedeutung, weil innerhalb von sechs bis sieben Jahren rund ein Drittel der Beschäftigten altersbedingt ausscheiden wird, so Beller – bei 1400 Mitarbeitenden eine enorme Zahl.
Immer schwieriger, Personal zu finden
Aus Sicht des Personalrats muss die Stadt noch einiges tun, um Beschäftigte zu halten und neu zu gewinnen – vor allem deshalb, weil zwei Drittel Frauen sind. „Wir vermissen neben der Flexibilisierung der Arbeit, der Arbeit von zuhause aus im Homeoffice weitere Teambildende Maßnahmen wie Mitarbeitertage, Schaffung von günstigem Wohnraum und die Unterstützung bei der Kinderbetreuung und Ferienbetreuung“, schreibt Hans-Dieter Beller. Genauso wichtig sei in Sachen Mitarbeiterbindung die laufende Qualifizierung der Führungskräfte. Ein Team steht und fällt schließlich mit seinem Chef.