„Diese Gruppe bleibt aufgrund von Personalmangel geschlossen.“: Viele Eltern der Kita am Klinikum kennen diesen Satz mittlerweile zu Genüge. In der vergangenen Zeit mussten immer wieder Gruppen komplett oder zeitweise zuhause bleiben – und zwar nicht, weil der Staat die Kitas zum Zweck der Pandemiebekämpfung schloss oder es Quarantänen gab. Es fehlte schlichtweg krankheitsbedingt Personal.

Personal und Plätze – beides ist im Kitabereich nach wie vor Mangelware. Und das lässt sich auch in den Details des Kindergartenbedarfsplans der Stadt Friedrichshafen 2021/2022, der am Mittwoch im Kultur- und Sozialausschuss vorgestellt wurde, deutlich herauslesen. Der Bedarf an Betreuungsplätzen ist nach wie vor groß – und wird durch zwei Ereignisse verstärkt. „Die geburtenstarken Jahrgänge sind jetzt im Kindergartenalter, dazu kommt für der vorgezogene Stichtag für Einschulungen“, erklärt Stefan Dunkenberger, Abteilungsleiter der Häfler Kindertageseinrichtungen. Friedrichshafen könne allerdings trotzdem alle Häfler Kinder versorgen – vorausgesetzt der Gemeinderat verabschiede das von der Verwaltung vorgeschlagene Maßnahmenpaket.

Das könnte Sie auch interessieren

Das sieht konkret einen Ausbau der Plätze im Krippenbereich unter drei Jahren (27 neue Plätze) und im Kindergartenbereich über drei Jahren (144 Plätze) vor.

Hier entstehen zum Kitajahr 2021/2022 Plätze

Betreuungsquoten werden nur durch Maximalbelegung erreicht

Des Weiteren heißt es in der Beschlussvorlage: „Die Belegung bis zur Höchstgruppenstärke ist weiterhin notwendig. (...) Das Ziel der Regelgruppengröße als Maximalbelegung wird vorerst nicht weiterverfolgt.“ Dahinter verbergen sich Berechnungen, die vor allem im Kindergartenbereich interessant sind: Rechnet die Stadtverwaltung mit der Höchstgruppenstärke, kann eine Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten mit bis zu 25 Kindern – statt mit 22 Kindern – belegt werden. So reduziert sich der zusätzliche Platzbedarf von eigentlich 199 Plätzen für Über-Dreijährige auf 106 Plätze – wenn man über die Regelgruppenstärke hinausgeht. „Wir brauchen die Höchstgruppenstärke auch im kommenden Kindergartenjahr, sonst erreichen wir die gesetzlichen Vorgaben nicht.“ Gemeint sind die Betreuungsquoten, die vom Land vorgegeben werden.

Laura Straub (links) und GEB-Vorsitzende Nicole Dathe stehen mit ihren Kindern am Zaun der Kita am Klinikum zum Zeitpunkt der ersten ...
Laura Straub (links) und GEB-Vorsitzende Nicole Dathe stehen mit ihren Kindern am Zaun der Kita am Klinikum zum Zeitpunkt der ersten Kitaschließung während der Pandemie. In der gleichen Kita kommt es nun aufgrund von Personalmangel erneut zu Schließungen – obwohl aktuell eigentlich Notbetrieb angesagt ist. | Bild: Cuko, Katy

Gesamtelternbeirat fordert: Ziel muss die Regelgruppenbelegung sein

In einer Stellungnahme des Gesamtelternbeirats (GEB) Kitas, die den Gemeinderäten erst am Tag der Ausschusssitzung zur Verfügung gestellt wurde und deshalb zunächst für Irritationen sorgte, betont der GEB, dass die Regelgruppenstärke fest im Beschlussantrag als Ziel formuliert werden müsste. „In der Konsequenz müssen gegebenenfalls verstärkte Anstrengungen zur zusätzlichen, auch kurzfristigen Platzschaffung unternommen werden“, heißt es in dem Papier, um das sich dann Diskussionen spannten.

So wollte Grünen-Rätin Christine Heimpel das Thema erneut in der Fraktion diskutieren, bevor sie eine Beschlussempfehlung abgibt. Das wiederum stieß auf wenig Gegenliebe in den Fraktionen der CDU, Freien Wähler und FDP. Am Ende wurde der Punkt 8 der Beschlussvorlage, also die Höchstgruppenstärke, ausgeklammert. In allen anderen Punkten – vom Ausbau der Plätze bis hin zur Fortsetzung der Freiwilligenleistungen – waren sich die Gemeinderäte einig und gaben einstimmig eine Beschlussempfehlung für den Gemeinderat ab. Jetzt muss der Gemeinderat entscheiden, wie es in punkto Kitas weitergeht.

Das könnte Sie auch interessieren