Testen, testen, testen: Das ist seit Montag auch für Kinder der Häfler Kitas und Kindergärten möglich. Die Stadt Friedrichshafen hat mehrere tausend Schnelltests organisiert und an die Einrichtungen verteilt. Kindergartenkinder ab drei Jahren können nun freiwillig auf das Virus überprüft werden. Eine Testpflicht gibt es nicht.

Insgesamt seien 20 000 Spuck- und Lollitests für den Zeitraum von zunächst vier Wochen beschafft worden, teilt die Pressestelle der Stadt auf SÜDKURIER-Anfrage mit. „Diese Menge ist ausreichend, damit die derzeit 2102 Kita-Kinder zweimal die Woche getestet werden können“, sagt Sprecherin Monika Blank.

Häfler Feuerwehr beschaffte Schnelltests

Neben den städtischen Kitas bekommen auch die Einrichtungen anderer Träger die Tests zur Verfügung gestellt. „Es ist vorgesehen, dass die Eltern die Tests für Ihre Kinder zu Hause machen und verantwortlich damit umgehen“, so Blank. Die Eltern erhalten die notwendigen Informationen direkt von der jeweiligen Kindertageseinrichtung. Somit bedürfe es aktuell keiner weiteren Sicherheitsvorkehrungen.

„Diese Menge an Schnelltests ist ausreichend, damit die derzeit 2 102 Kita-Kinder zweimal die Woche getestet werden ...
„Diese Menge an Schnelltests ist ausreichend, damit die derzeit 2 102 Kita-Kinder zweimal die Woche getestet werden können“, sagt Monika Blank, Pressesprecherin der Stadt Friedrichshafen. | Bild: Stadt Friedrichshafen

Die Stadtverwaltung habe sich bereits frühzeitig um Tests bemüht. „Als großer Träger haben wir da Vorteile.“ Verantwortlich für die Beschaffung der Corona-Materialien ist die Feuerwehr Friedrichshafen. „Da diese in Abstimmung mit dem städtischen Stab immer frühzeitig auf Bedarfe reagiert, Produkte und Angebote prüft, hat auch die Beschaffung der Spuck- und Lollitests sehr gut funktioniert“, so Blank.

„Insgesamt zollen wir der Stadt hohen Respekt“

Fast die Hälfte der Tests haben die 17 katholischen Kindergärten für Kinder und Personal erhalten, erklärt Ulrike Weiß, Leiterin des Katholischen Verwaltungszentrums. Jedes Kind und jeder Mitarbeiter sei berechtigt, zwei Mal pro Woche einen solchen Test zu bekommen, erklärt sie. „Eine Verpflichtung gibt es nicht, auch keine Kontrolle.“

Einer Erzieherin macht Fingerspiele mit Kindern des Kindergartens St. Petrus Canisius (Archivfoto): Die Verwaltung der katholischen ...
Einer Erzieherin macht Fingerspiele mit Kindern des Kindergartens St. Petrus Canisius (Archivfoto): Die Verwaltung der katholischen Kindergärten zeigte sich dankbar für die Organisation der Schnelltests seitens der Stadt. | Bild: Corinna Raupach

Die Laientests erfordern keinen Einsatz von Fachpersonal und sollen nicht in der Einrichtung, sondern zu Hause gemacht werden. Wenn ein Kind positiv getestet werde, soll es zu Hause bleiben und die Eltern seien angehalten, einen PCR-Test machen zu lassen, so Weiß. Für Rückfragen stünden auch die Erzieher zur Verfügung.

„Insgesamt zollen wir der Stadt hohen Respekt und Anerkennung für Ihre Bemühungen, die Pandemie einzudämmen“, sagt Weiß. „Da wir auch Kirchengemeinden außerhalb von Friedrichshafen betreuen, weiß ich, wie schwer sich die Kommunen mit der Verpflichtung tun, überhaupt Test zu beschaffen.“ Die Kosten eines Tests pro Person seien enorm hoch, so Weiß. „Ich glaube, die Bürger wissen oft gar nicht, wie wertvoll die Angebote der Stadt sind.“

Evangelische Kirche mit voraussichtlichem Start am Dienstag

Bei den evangelischen Kitas und Kindergärten werde das Testkonzept am Dienstag starten, wie Gesamtkirchenpfleger Robert Algner dem SÜDKURIER am Freitagnachmittag mitteilte. Der Hintergrund sei, dass man bezüglich der landesweiten Teststrategie noch Veränderungen seitens der Landesregierung am Wochenende abwarten wollte. „Zum Thema Tests haben wir bestimmte Informationen für die Eltern und Beschäftigten vorbereitet und werden diese am Montagvormittag verteilen.“

„Ich finde, dass kleine Kinder da rausgehalten werden sollten“

Scharfe Kritik am Schnelltestangebot gibt es dagegen von Nicole Dathe, Mitglied des Gesamtelternbeirats der Kindertagesstätten in Friedrichshafen. Sie stellt die Aussagekraft der Schnelltests in Frage, insbesondere bei asymptomatischen Kindern. Das Angebot für Kinder hält sie für „unsinnig und nicht nachvollziehbar“, da die Tests eine „falsche Sicherheit“ suggerierten.

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Auch die negativen psychologischen Auswirkungen der Testungen bei Kinder würden dabei unterschätzt. Bei beiden Kritikpunkten beruft sie sich auf eine Stellungnahme mehrerer medizinischer Fachgesellschaften sowie dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte.

„Die Schnelltests suggerieren eine falsche Sicherheit“, sagt Nicole Dathe vom Gesamtelternbeirat Friedrichshafen.
„Die Schnelltests suggerieren eine falsche Sicherheit“, sagt Nicole Dathe vom Gesamtelternbeirat Friedrichshafen. | Bild: Cuko, Katy

„Ich finde, dass kleine Kinder da rausgehalten werden sollten.“ Die Aufregung und das „emotionale Chaos“ für Familien, die durch falsch positive oder falsch negative Schnelltests hervorgerufen werden könnte, hält sie für „unzumutbar“. Vielmehr sollte auf spezifische Corona-Ausbrüche hin gehandelt werden.

„Wir als Pädagogen haben Angst, dass es sich zuspitzt“

Ähnlich äußert sich auch eine Erzieherin einer Friedrichshafener Kita, die aus Sorge vor beruflichen Konsequenzen nicht genannt werden möchte. Sie sagt: „Ich sehe diese Massentesterei mehr als kritisch. Bereits im Kollegium hatten wir öfter positive Schnelltests, die sich per PCR-Test als negativ herausstellten.“

Das Resultat eines falsch negativen Schnelltests sei gewesen, dass 20 Familien in Quarantäne mussten und sieben Pädagogen, inklusive ihrer Haushaltsangehörigen. Je mehr getestet werde, umso mehr falschpositive Ergebnisse gebe es, meint die Erzieherin.

Vertieft im Spiel: Zwei Kinder im Tettnanger Kindergarten Martin-Luther (Archivfoto).
Vertieft im Spiel: Zwei Kinder im Tettnanger Kindergarten Martin-Luther (Archivfoto). | Bild: Kindergarten Martin-Luther

Sie traut Eltern nicht unbedingt zu, dass sie ihre Kinder ordentlich testen würden. Außerdem befürchtet sie, dass Kinder bald gar nicht mehr in die Kita wollten. „Wir als Pädagogen haben Angst, dass es sich zuspitzt.“

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Sie kenne mittlerweile viele Erzieher, die die Freude an ihrem Beruf verloren hätten und sich umorientieren wollten. „Sollte es soweit kommen, dass in den Kitas Testpflicht herrsche und Erzieher die Kinder testen müssen, würde ich da ganz klar Konsequenzen ziehen“, meint sie.