Friedrichshafen Künstler in Afghanistan zu sein, ist unter der Herrschaft der Taliban lebensgefährlich. Die Darstellung von Menschen und Tieren ist verboten. Kunstschaffende leben in Angst, sie verstecken und manche zerstören ihre Werke. Die digitale Ausstellung „Hidden Statement“ zeigt afghanische Kunst von heute. Sie war im Kulturhaus Caserne auf ausgelegten Tablets zu sehen und ist im Internet zugänglich.
Elke Gruhn, bis zum Jahr 2023 Direktorin des Kunstvereins Wiesbaden, hat die Ausstellung organisiert. Nach der Machtübernahme der Taliban nutzte sie vorhandene Kontakte für das digitale Ausstellungsprojekt. „Wir wollen die Werke afghanischer Künstler der Öffentlichkeit zugänglich machen und ihnen eine Stimme geben“, erklärt sie bei einem Podiumsgespräch in der Caserne. Künstler in Afghanistan riskieren nicht nur ihr Leben und ihre Freiheit, sie verlieren auch die Gelegenheit zum Austausch und den Kontakt zum Kunstmarkt. Der Kunstverein hat zudem der deutschen Bundesregierung eine Liste von Künstlern übermittelt, die als besonders gefährdete Personen Aufnahme in Deutschland finden sollten. Wie schwierig das ist, berichten Journalistin Lena Reiner und Rechtsanwalt Michael Mai: Fehlendes Geld, teure Ausreisedokumente und das Verbot für Frauen, allein Bus zu fahren, sind nur einige davon.
Die 25-jährige Khadija lebt seit einem halben Jahr in Deutschland. „Hier bin ich frei, ich bin glücklich, ich kann Künstlerin sein. In Deutschland kann ich meine Ziele erreichen“, sagt sie. Das wünscht sie sich für alle Frauen in Afghanistan. Dort sei Frauen nicht nur Kunst und Bildung verwehrt: „Frauen dürfen nicht allein ausgehen, sie dürfen außerhalb des Hauses nicht sprechen, sie dürfen keine Parks besuchen. Es ist furchterregend, das Haus zu verlassen.“ Kimia ist vor den Taliban geflohen und noch in Pakistan. Sie wartet seit fünf Monaten auf ihr Gespräch mit der deutschen Botschaft und ist per Video zugeschaltet. Sie hat 2021 an der Kunstakademie Kabul graduiert, ihre digital erzeugten Bilder befassen sich vor allem mit der Situation der Frauen und Kinder. „Kunst ist keine Sünde. Sie bedeutet, die eigene Seele kennenzulernen. Durch Kunstwerke können Menschen über ihr Leben nachdenken, sie hilft uns, zu uns zu finden“, sagt sie.
Die Ausstellung im Internet:
www.kunstverein-wiesbaden.de/ausstellungen/hidden-statement.