Mitarbeiter des Klinikums sind am Donnerstagabend erneut zusammengekommen, um an die verstorbene Oberärztin zu erinnern. Rund 60 Menschen stehen in kleinen Gruppen auf dem Vorplatz des Medizin Campus Bodensee (MCB), stellen Kerzen am Haupteingang auf, unterhalten sich leise, halten Blumen und Kerzen in den Händen.

Menschen stehen in kleinen Gruppen auf dem Vorplatz der Klinik.
Menschen stehen in kleinen Gruppen auf dem Vorplatz der Klinik. | Bild: Wieland, Fabiane

„Ich hoffe wirklich, dass sie mit solchen Aktionen weitermachen, nicht aufgeben“, sagt eine Teilnehmerin zu ihrem Begleiter. Ein anderer meint, es seien dringend klare Schritte erforderlich, zwar gelte für jeden zunächst die Unschuldsvermutung, dennoch könne die Führungsriege nicht einfach weitermachen wie bisher, eine Freistellung der Geschäftsführung und des Chefarztes bis zur Klärung der Vorwürfe sei unumgänglich.

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Die Vorwürfe der Oberärztin gegen das Klinikum wiegen schwer. Seit Ende 2021 soll es trotz mehrfacher Warnungen der Frau zu massiver Gefährdung von Patientenwohl gekommen sein. Die Klinik weist die Vorwürfe zurück. Anfang Dezember wurde bekannt, dass sich die Ärztin das Leben genommen hat. Der Aufsichtsrat hat mittlerweile die Strafrechts- und Compliance-Kanzlei Feigen Graf beauftragt, um die im Raum stehenden Vorwürfe erneut zu untersuchen, Ergebnisse sollen bis Ende März vorliegen.

Spürbare Konsequenzen werden vermisst

Neben der Trauer um die verstorbene Ärztin sind bei der Mahnwache vor dem Klinikum auch Wut und Enttäuschung zu spüren. Schon im Aufruf zur Mahnwache wird kritisiert, dass es in den vergangenen zwei Monaten keine „spürbaren Konsequenzen auf die von ihr angesprochenen Missstände“ gab. Eine Pflegerin sagt vor Ort: „Es hat sich rein gar nichts geändert.“

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Vertrauen in den laufenden Compliance-Prozess und damit eine tatsächliche Aufklärung der Vorfälle habe sie nicht, sagt die Frau. Erschreckend sei, dass keine personellen Konsequenzen gezogen wurden. Wie könne das bei den im Raum stehenden Vorwürfen sein? Über den Tod ihrer Kollegin vor zwei Monaten seien sie „noch immer tief erschüttert“. Wichtig sei ihr und ihren Kollegen, dass „nicht vergessen wird, was hier passiert ist“.