Es könnte so schön sein. Geht es nach Plänen von Investoren, zu denen der ehemalige Skiprofi Felix Neureuther gehört, soll am Romanshorner Platz in Friedrichshafen ein Outlet entstehen. Im Erdgeschoss bliebe demnach Platz für den Edeka-Markt, der sich bislang auf zwei Etagen erstreckt – und im ersten Stockwerk sollen 13 Geschäfte Platz finden.
Gut für die Umwelt könnte das Vorhaben zudem sein, denn die Fassade soll mit einer Photovoltaik-Anlage (PV) bestückt werden. Rechnerisch könnte diese für 60 Haushalte Strom erzeugen. Das sagt Helmut Mayer, Projektleiter der Investorenrunde. Doch den Plänen vom grünen Strom scheint die städtische Bürokratie im Weg zu stehen. Was ist da los?

Greift Stadt in laufendes Verfahren ein?
Projektleiter Helmut Mayer berichtet: „Wir haben den Bauantrag für das Gebäude im vergangenen November eingereicht.“ Nun verweise die Stadtverwaltung auf Regeln, die erst später im Gemeinderat beschlossen wurden. Mayer moniert: „Damit greift die Verwaltung in ein laufendes Verfahren ein.“ Allerdings räumt Mayer auch ein: Die Idee von der PV-Anlage sei Felix Neureuther erst nach Stellen des ersten Bauantrags gekommen.
Klar ist: Der Häfler Rat hat Ende Januar 2022 seine Begrünungssatzung beschlossen, die einen Monat später rechtskräftig wurde. Das Regelwerk soll laut Verwaltung „ein begrüntes Stadtbild erhalten und fördern und damit die Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger sichern.“ Wer demnach in der Kernstadt und angrenzenden Bezirken neu baut oder wesentliche Änderungen im Bestand vornimmt, muss die Fassaden begrünen, sofern die eine fensterfreie Fläche über 50 Quadratmeter misst. Wie es scheint, könnten auf das Outlet genau diese Kriterien zutreffen. Die Begrünungssatzung könnte demnach den Bau einer Solaranlage an der Fassade verhindern.
Schildbürgerstreich?
Es klingt nach Schildbürgerstreich: Mitten in der Energiekrise verhindern Regeln zum Umweltschutz das Erzeugen grüner Energie. Helmut Mayer ist überzeugt: „Grüner Strom ist wichtiger als grüne Fassaden.“ Und wie bewertet das Rathaus die Angelegenheit?
„Anlagen zur photovoltaischen und thermischen Solarnutzung“ seien verfahrensfrei, schreibt Stadtsprecherin Monika Blank – schränkt allerdings ein: „Auch verfahrensfreie Vorhaben müssen den öffentlich-rechtlichen Vorschriften entsprechen.“ Und dazu gehört die Begrünungssatzung. Wie die Sache ausgeht, ist noch offen. Helmut Mayer verweist darauf, dass derzeit noch Gespräche mit der Stadt geführt werden.
Mit 60 Prozent am Gebäude beteiligt ist übrigens das Stadtwerk am See – es betreibt die öffentliche Garage. Auf Fragen zur geplanten PV-Anlage gibt sich Sprecher Sebastian Dix zugeknöpft – und verweist darauf, dass der Projektverantwortliche des Stadtwerks im Urlaub sei. Auch ein weiterer Akteur gibt sich bislang recht wortkarg: Die Firma Geiger mit Sitz im Allgäu. Diese verantwortet nicht nur den geplanten Umbau des Hauses – sondern potenziell auch den Bau der PV-Anlage.
Betreiber könnte Geiger werden
Nach Informationen von Helmut Mayer sieht der aktuelle Plan vor, die Außenfassade an Geiger zu vermieten. Das Unternehmen wäre damit Betreiber der PV-Anlage und würde den erzeugten Strom zurück an die Gebäudeeigner, also die Investoren unter dem Dach der sogenannten Rumishorn GmbH sowie das Stadtwerk am See, verkaufen. Angenehmer Nebeneffekt: Vermieten die Gebäudebesitzer ihre Fassade an Geiger, sparen sie sich möglicherweise die Kosten für die teure Umgestaltung.
Zu Details des Deals möchte sich Geiger nicht äußern. Informationen – etwa zur genauen Laufzeit der Vereinbarung oder den Kosten für den erzeugten Strom – liegen demnach noch nicht vor. Ein Sprecher schreibt: „Leider können wir aus wettbewerbstechnischer Sicht aktuell keine konkreten Auskünfte geben, werden uns aber selbstverständlich gerne rechtzeitig bei Ihnen melden und den gewünschten Input liefern.“
Konkreter sind hingegen die Pläne, was die 13 Outlet-Geschäfte im ersten Geschoss des Gebäudes angeht. „Wir wollen sportive Mode anbieten“, betont Helmut Mayer gegenüber dem SÜDKURIER. Diese sollen nicht von Händlern kommen, die Restbestände vermarkten, sondern direkt von Herstellern. „Die entsorgen Teile ihrer Produktion“, ist Mayer überzeugt. Nachhaltiger sei es daher, diese in Outlets anzubieten. Sport und Nachhaltigkeit passen aus seiner Sicht gut an den Bodensee.
Verläuft alles, wie von Helmut Mayer erhofft, könnte die Umgestaltung des Bestandsgebäudes Mitte des kommenden Jahres fertig werden. Ob mit oder ohne Photovoltaik, wird sich in den kommenden Wochen klären. Mayer betont: „Wir investieren in das Outlet acht Millionen Euro. Hinzu käme noch grüner Strom.“ Danach müssten sich Kommunen doch die Finger ablecken, findet er.