Friedrichshafen – „Heute ist ja richtig was los, da fehlt es an gar nichts“, freut sich Jörg Piller bei der ersten Airport-Tour. Seit Ende Mai bietet der Flughafen Friedrichshafen diese Touren an. Bis Ende Oktober stehen ein bis zwei Termine pro Monat zur Buchung auf der Internetseite des Bodensee-Airports bereit. Für Gruppen können auch individuell Termine vereinbart werden. Jörg Piller war im Arbeitsleben bei Airbus in Immenstaad beschäftigt. Jetzt hat er sich gemeinsam mit Georg Thanner, der früher bei ZF gearbeitet hat, für die Besichtigungstouren ausbilden lassen.
„Als erstes zählt hier immer die Sicherheit“, berichtet Jörg Piller. Alles andere müsse dahinter zurückstehen. Das spüren auch die knapp 40 Teilnehmer, die sich am Sonntag zur ersten Führung angemeldet hatten, fast die Hälfte davon Kinder. Denn nach der Begrüßung in der Schalterhalle geht es zuerst einmal durch die Sicherheitsschleuse – so, wie sonst für Passagiere, die einen Flug gebucht haben. „Keine spitzen oder gefährlichen Gegenstände, keine Flüssigkeiten“ – so lautet die Regel, die man vom Flugbetrieb kennt.
Die Gruppe passiert auch den Duty-Free-Bereich. Ein paar Teilnehmer versorgen sich hier gleich wieder mit Trinkwasser, denn die Sonne steht schon hoch am Himmel. In der Gepäckabfertigung werden Koffer verladen und durchleuchtet. Für sperriges Gepäck wie Rollstühle, Kinderwagen oder Sporträder gibt es einen Großscanner. Herrenlose oder fehlende Gepäckstücke seien leider ein ständiges Thema, berichtet Hülya Gürses, die hier arbeitet. Das läge aber nicht am Standort Friedrichshafen, dort seien die Prozesse beherrschbar, sondern an den großen Drehkreuzen mit ihrem vielfachen Flugaufkommen.
Mit Betreten des Freigeländes werden die Besucher angewiesen, eng am Zaun zu bleiben. Die Guides halten die Gruppe von den Passagieren getrennt, denn eben ist ein Jet der griechischen Aegean Airlines planmäßig aus Rhodos gelandet. Die Passagiere werden zum Ausgang geleitet und dürfen sich nicht mit der Touren-Gruppe vermischen. Es wird neben der Sicherheit auch darauf geachtet, dass die Zollbestimmungen für Schengen- und Nicht-Schengen-Raum eingehalten werden. Der Flugplan sieht für heute neben der griechischen Insel noch die Destinationen Iraklion auf Kreta, das türkische Antalya, Palma de Mallorca, Calvi auf Korsika und das mazedonische Skopje vor. Es ist Ferienzeit, was in den gut gefüllten Warteräumen am Gate schon zu sehen war.
Für die Teilnehmer der Airport-Tour geht es mit einem Bus weiter. Jörg Piller steuert diesen durch den Sicherheitsbereich der Start- und Landebahnen. Er und Georg Thanner halten dabei ständigen Funkkontakt zum Tower. Die Flugbewegungen sind an diesem Sonntagvormittag vielfältig. Neben den Linienflügen starten zahlreiche Propellermaschinen des Luftsportclubs Friedrichshafen. „Die Piloten müssen auf ihre Mindeststunden kommen“, weiß Georg Thanner, da würden die schönen Sonntage gerne genutzt.
Der Bus erreicht die Startbahn und passiert nach Freigabe durch den Tower den Rollhalt Alpha. Jetzt darf die Gruppe dort unterwegs sein, wo sonst die Piloten Vollgas geben. Nach einer Kurve zu den Hangars hält der Bus beim nächsten Höhepunkt der Führung, der Flughafenfeuerwehr.
„Vier hochmoderne Löschfahrzeuge halten wir vor“, berichtet Georg Thanner hier. Zwei davon hätten gebraucht jeweils über eine Million Euro gekostet. Jedes habe 16 Tonnen Wasser an Bord, dazu zwei Tonnen Schaum und noch Pulver. Je nach Flugbetrieb seien zwischen sechs und acht Mitarbeiter des Flughafens ständig in Bereitschaft, von ihren regulären Tätigkeiten am Standort wegzueilen und die Fahrzeuge zu steuern, die durch permanenten Stromanschluss schnell startbereit seien. Die Augen der vielen Kinder unter den Teilnehmern strahlen, als diese sich auf den Fahrersitzen wie die Kapitäne dieser Schiffe auf Rädern fühlen dürfen.
Zurück zur Flughalle bekommt der Bus einen Sicherheitslotsen. Andreas Vanasia von der flughafeneigenen Security geleitet die Besucher entlang der Halle, in der die alte „Landshut“ ihrer künftigen Bestimmung harrt, der Helikopterschule, der Spacetech-Arena, der momentanen Heimat der Volleyball-Profis des VfB Friedrichshafen und des Dornier-Museums. Gegenüber der Rollbahn dockt nebenbei der Zeppelin NT für einen Wechsel der Rundfluggäste an. Die Besucher der Airport-Tour sind beeindruckt von der Vielfalt des Angebots und vom fundierten Wissen der Guides. Jörg Piller hat nicht zu viel versprochen.
Termine und Preise
Einmal im Flugfeldlöschfahrzeug sitzen oder mit einem Bus über die Start- und Landebahn fahren: Das ist den Sommer über bei weiteren Flughafentouren möglich. An sieben weiteren Terminen erhalten Teilnehmer dabei zum Beispiel einen Einblick in Gepäckabfertigung und Flugbetriebstechnik und sehen auch die Sonderfahrzeuge des Fuhrparks, vom Tankwagen bis zum Flugfeldlöschfahrzeug. Buchbar sind die Touren im Internet unter www.bodensee-airport.eu. Erwachsene zahlen 12¦Euro, Kinder von 6 bis 17¦Jahren 7¦Euro.Das sehen Sie zusätzlich online
Blick hinter die Kulissen des Flughafens – weitere Eindrücke von der Airport-Tour:http://www.sk.de/12042450