Acht Prozent mehr Lohn, Laufzeit zwölf Monate. Das fordert die Gewerkschaft IG Metall für die Beschäftigten der Metall- und Elektrobranche. Dem Anliegen haben am Donnerstag in Friedrichshafen gut 450 Beschäftigte von Rolls-Royce Power Systems (RRPS) lautstark Ausdruck verliehen: Im Hof des MTU-Werks 1 in kamen sie mit roten Flaggen und Trillerpfeifen zusammen, um ihre Position klar zu machen – und ihren Gewerkschaftsvertretern zuzuhören.
Eine von ihnen ist Helene Sommer, Vorsitzende der IG Metall in Friedrichshafen und Oberschwaben: Mit Blick auf die geforderten acht Prozent betonte sie: „Wir haben den Arbeitgebern eine verhältnismäßig moderate Forderung gestellt und gesagt: Jetzt verhandeln wir darüber.“ Allerdings haben die Betriebe den Vorschlag bislang abgelehnt – und eine Einmalzahlung in Höhe von 3000 Euro in Aussicht gestellt.
Bisheriges Angebot ist „Unverschämtheit“
Das, was als Vorschlag auf dem Tisch liegt, nennt Sommer eine Unverschämtheit: Die angebotene Finanzspritze sei an einen Abschluss mit einer Laufzeit von zweieinhalb Jahren gekoppelt. Auch die Metaller, die zur Kundgebung gekommen waren, quittierten die Offerte mit lauten Buhrufen. Die Aussicht auf eine niedrige zusätzliche Lohnerhöhung, wie von den Arbeitgebern in Aussicht gestellt, reicht den Beschäftigen nicht.
Warum das so ist, erklärte Achim Zinser, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei RRPS, gegenüber dem SÜDKURIER: „Wir brauchen die acht Prozent als Inflationsausgleich.“ Gleichzeitig gab er sich siegesgewiss: „Wir müssen das Ding rocken – und das kriegen wir auch hin.“ Auch Claudia Rankel, Betriebsrätin bei RRPS, betonte: „Die Forderung ist fair und machbar für unseren Betrieb.“
Hohe Inflation belastet Beschäftigte
Tatsächlich scheint das Anliegen der Beschäftigten nicht aus der Luft gegriffen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Inflation im Vergleich zum Vorjahresmonat um 10,4 Prozent – und damit um 2,4 Prozentpunkte höher als die von den Beschäftigten geforderte Lohnerhöhung.
Hinzu kommt, darauf verwies Gewerkschafterin Sommer in ihrer Rede, dass es bei den Industriebetrieben derzeit gut läuft. „Niemand will, dass es der MTU schlecht geht“, betonte sie. Die Auftragsbücher seien voll. Sommer monierte: Es sei von den Arbeitgebern verantwortungslos, nichts Ordentliches anzubieten.
Weitere Streiks am Freitag
Am Freitag soll es mit den Streiks weitergehen. Beschäftigte von ZF wollen ab 10 Uhr am Werk 2 ihre Arbeit niederlegen, ab 11 Uhr im Werk 1. Und auch bei Zeppelin GmbH ist für Freitag ein Streik ab 11 Uhr geplant. Bei Liebherr in Friedrichshafen beenden die Beschäftigten ihre Freitagsschicht eine Stunde früher. Wie es anschließend weitergeht, ist noch offen. Am Dienstag, 8. November startet die nächste Verhandlungsrunde zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern.