VfB Friedrichshafen? Da fällt Volleyball-Fans sofort das Profiteam ein. Der Bundesliga-Klub war bis 2023 Rekordmeister in Deutschland und ist nach wie vor ein Aushängeschild für die Sportstadt Friedrichshafen. Gefördert hat der Verein über viele Jahre allerdings hauptsächlich den männlichen Nachwuchs. Und doch steht nun ein hoffnungsvolles Talent bei den Mädels in den Startlöchern, das selbst einmal Bundesliga spielen möchte.
Groß und athletisch
„Ich will Volleyball-Profi werden“, sagt Lara Markovic selbstbewusst und ehrgeizig. Gerade erst 15 geworden, bringt sie mit einer Körperlänge von 1,88 Meter ideale Voraussetzungen mit. Die kombiniert die athletische Sportlerin noch mit einer enormen Sprung- und Schlagkraft. Sie kommt mit der Hand zwei Zentimeter über den Basketballkorb, so groß ist ihre so genannte Sprungreichhöhe. Und das ohne Krafttraining.

Ihre Eltern sind nicht nur die größten Fans ihrer ambitionierten Tochter, sondern auch die größten Förderer. Im Hause Markovic ist Volleyball ohnehin ein omnipräsentes Thema. Mama Andreja Markovic hat es als VfB-Spielerin vor über 20 Jahren ebenfalls in den Landeskader geschafft und spielte in ihrer aktiven Zeit in der Regionalliga. Papa Jovan war bis 2012 Volleyball-Profi, hat in der Saison 2003/2004 auch für den VfB Friedrichshafen aufgeschlagen. Der Diagonalangreifer ist zudem zweifacher serbischer Meister im Beachvolleyball. Seit einigen Jahren trainiert der Sportlehrer an der Bodensee-Schule in Friedrichshafen die U18 und Volleyballdamen beim VfB Friedrichshafen. Und natürlich seine Tochter.
Die pritscht, baggert und schlägt den Ball beim Extra-Training unter den Fittichen ihres Vaters. Nicht zuletzt setzt sie Trainer-Vater Jovan seither auch auf dem Spielfeld bei den Damen ein. „Sie hat große Fortschritte gemacht“, attestiert er. Mit dem Papa sei das ab und an zwar „ein bisschen anstrengend“, sagt die 15-Jährige lächelnd. Aber meistens klappe das mit ihnen beiden gut.
Corona kam dazwischen
Dabei war der Start holprig. Lara schnupperte im Oktober 2019 mit anderen zehnjährigen Mädels erstmals Hallenluft. Doch wenige Monate später gab‘s wegen der Corona-Pandemie kein Training mehr. „Ich hab dann meistens mit Papa im Garten gespielt“, erzählt Lara. In der Zeit schoss das Mädchen förmlich in die Höhe, wuchs 20 Zentimeter in nicht mal zwei Jahren. Und war mit zwölf schon so groß, dass Landestrainer Jan Herkommer auf sie aufmerksam gemacht wurde. Im November 2021 wurde sie für den Landeskader nominiert. Dem gehört Lara Markovic seither an.

Die Erfolge blieben nicht aus. Schon drei Mal trat sie mit den besten Spielerinnen ihres Jahrgangs in Baden-Württemberg beim Bundespokal an. Im Juni stand sie mit ihrer Partnerin Jessika Maier (TV Brötzingen) bei den nordbadischen Beachvolleyball-Meisterschaft der U16 ganz oben auf dem Treppchen. Bei der Deutschen Meisterschaft sprang am Ende Platz 20 heraus. Aber das Sandeln gefällt ihr längst nicht so gut wie Volleyball in der Halle. Hier will sie ganz groß werden, „am liebsten als Diagonalangreiferin“. Wie der Papa.
Abschied von Zuhause
Genau deshalb wechselt Lara Markovic jetzt im September an den Olympiastützpunkt in Stuttgart. Hier lernen und trainieren nur Athleten, die sich für den Leistungssport entschieden haben. Dass sie nominiert wurde und eine Zusage bekommen hat, darüber freut sich die 15-Jährige. Auch wenn das bedeutet, Abschied zu nehmen. Nicht nur von Zuhause, sondern auch von ihrer Schule, der Gemeinschaftsschule Graf Soden, die sie in ihren sportlichen Ambitionen unterstützt hat.

Die 15-Jährige zieht ins Internat und das „Haus der Athleten“ um und wird in Stuttgart zur Schule gehen. Nach einem Jahr Realschule will sie danach auf das Gymnasium wechseln und peilt das Abi an. Jetzt schon ein großes Stück weit auf den eigenen Beinen stehen zu müssen, davor hat Lara Markovic allerdings überhaupt keine Angst. „Ich kann ja jedes Wochenende nach Hause.“ Für sie ist das „der erste Schritt auf dem Weg zur Profikarriere“, sagt sie. Auch wenn Papa Jovan sie nur ungern ziehen lässt, weiß er doch, dass seine Tochter die Konkurrenz braucht, um sich weiterzuentwickeln. „Dieses Trainingsniveau können wir ihr hier nicht mehr bieten“, sagt er ein bisschen traurig.
Geschwisterliebe auch zum Sport
Traurig sind auch ihre Geschwister, auch wenn der große Bruder und die kleine Schwester voll hinter ihr stehen. David Markovic, mit 2,02 Meter schon deutlich größer als sein Vater, spielt schon seit drei Jahren bei den Volley YoungStars des VfB Friedrichshafen und damit nicht nur am Bundesstützpunkt für Jungs, sondern auch in der Zweiten Bundesliga. Im vergangenen Jahr gehörte der Mittelblocker, der ebenfalls gern auf der Diagonalen spielen würde, zur U19-Nationalmannschaft. Und auch die Jüngste der Markovic‘s, die neunjährige Leana, hat den Volleyball schon in der Hand.
Einladung zum Bundeskader-Lehrgang
Lara Markovic freut sich darauf, was sie erwartet. Vor wenigen Tagen kam die Einladung zur Sichtung für den Bundeskader in ihrem Jahrgang. Und der Stützpunkt, an dem sie bald trainiert, läuft unter dem Dach des MTV Stuttgart, der bei den Damen in der letzten Saison zum viertem Mal die Meisterschale geholt hat. In welcher Liga sie demnächst spielen wird, bleibt abzuwarten. Aber die Zielrichtung für sie ist klar. „Bundesliga.“