In Friedrichshafen wird gerne und viel debattiert. Über riesige Museums-Quartiere, Millionen Euro teure Brücken, visionäre Ufergestaltungen. Alles Themen, die stadtplanerisch interessant und zukunftsweisend sind – aber essenziell wichtig für die Bevölkerung dieser Stadt sind sie nicht. Anders hingegen die Bereitstellung von Betreuungsplätzen für Kinder. Das ist eine Pflichtaufgabe der Kommune, per Gesetz geregelt. Alle Kinder ab eins haben einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz in Friedrichshafen. Darauf verlassen sich Eltern und Arbeitgeber in dieser Stadt.
In den vergangenen Jahren ging die Nummer halbwegs auf, denn die Stadt kam ihrem gesetzlichen Auftrag nach und hat Einrichtungen gebaut und viele, viele neue Plätze geschaffen. Allerdings funktionierte das Ganze auch nur deshalb, weil 2015 – mit dem Zuzug von Geflüchteten – alle Kindergartengruppen (außer die Ganztagseinrichtungen) auf Höchstgruppenstärke gesetzt wurden. Mit einer Regelbelegung, wie sie eigentlich vorgeschrieben und pädagogisch sinnvoll ist, hätten bereits seit 2015 nicht mehr alle Kinder aufgenommen werden können.
Kindergartenzeit im Container?
Da in den vergangenen Jahren viel über Visionen geredet wurde – und dabei auch Projekte wie beispielsweise der Karl-Olga-Park oder die Neugestaltung in Fischbach – immer größer und ausführlicher diskutiert wurden – verzögerten sich mitunter auch essenziell wichtige Projekte wie Kita-Neubauten (auch im Karl-Olga-Park und in Fischbach).
Wer größer und besser gestalten will, verpasst oft die vermeintlich kleinen Dinge. Das baden jetzt die jüngsten Einwohner dieser Stadt aus, die ihre Kindergartenzeit in eher beengten Containern statt in luftigen, modernen Kitas verbringen werden. Die Container-Lösung ist alternativlos, schnell, aber auch teuer. Und sie sollte allen Erwachsenen, die hier in dieser Stadt mitreden und mitgestalten, eins vor Augen führen: Es wird Zeit, sich wieder vorausschauend und zielgenau um Pflichtaufgaben zu kümmern, insbesondere um Kitas und Schulen.