Ausdruckstanz und Tango, Akrobatik und Jonglage, Barock- und Popgesang, Orchestermusik und Solo – so bunt wie die Kultur in der Saison ist ihr Auftakt im Graf-Zeppelin-Haus. Das Kulturbüro hat Künstler aus der Region eingeladen und die begeisterten nicht nur durch ihre Darbietungen, sondern durch Freude, wieder auf der Bühne zu stehen. „Endlich ist es so weit, dass wir neu wertschätzen können, was uns bis vor 18 Monaten selbstverständlich war, was uns Lebensfreude und Lebensenergie gibt“, sagt Bürgermeister Andreas Köster.
Die Widerstandskraft der Kultur sieht Kulturbüroleiterin Sarah Baltes im Ensemble minifaktur bewiesen, das sich in der Pandemie gründete und im zweiten Lockdown online den ersten Auftritt hatte. Unter der umsichtigen Leitung von Pietro Sarno eröffnet es den Abend mit einer kammermusikalisch-transparenten Version von Beethovens Egmont-Ouvertüre.
Es folgt eine Klage: Mit tiefem Timbre und reiner Linie lässt die Tettnanger Sängerin Maria Hegele Händels „Lascia ch´io pianga“ in den Saal strömen. Die Häfler Förderpreisträgerin Franziska Broschek tanzt Woodkids „Goliath“ als so verzweifeltes wie vergebliches Auflehnen gegen eine größere Macht. Trost spendet der Feldkircher Student Vladimir Afinogenov, der eine Sarabande aus Bachs dritter Cellosuite mit großer Ruhe, Klarheit und unbedingtem Vertrauen in die Kraft dieser Musik ausspielt.
Paul Frey studiert in Freiburg Gesang, er schließt sich in kraftvoll jungem Bariton an mit Schuberts Lied „An die Kunst“. Hohe Kunst in Verkennung der Schwerkraft zeigt Aimee Gumpoldsberger von der Zirkusakademie, die am Vertikaltuch Akrobatik und Poesie verbindet. Wenn sie sich im Salto herabfallen lässt, hält der Saal kollektiv die Luft an.
Das Motto des weiteren Abends stellt Sängerin und Pianistin Adriana Lang vor: „As long as I have Music“ – ab jetzt gilt Hoffnung: Gesangsstudentin Verena Seyboldt legt ihren seidigen Sopran über Hegeles dunkelschönen Grund für Mendelssohns Lobgesang. Fransziska Broschek und Franziska Gräbener tanzen eine Begegnung, wie sie nicht überraschender und aufrichtiger sein könnte und Leon Schreiber fasziniert mit frei schwebenden Diabolos. Wie Glockenschläge, die trotz Ungerechtigkeit und Krieg auf Frieden setzen, klingt Pärts „Da pacem domine“, gesungen von der Camerata Serena unter der Leitung von Nikolaus Henseler. Mit Piazzollas „Histoire du Tango“ beschreiben Alain Wozniak und Péter Básci mit Querflöte und Gitarre unbezähmbare Lebensfreude in harten Zeiten.
Das Publikum summt bei „Pomp und Circumstances“ durch die Masken und singt voller Elan „Land of Hope and Glory“ mit. Nach stehenden Ovationen gibt es Sekt für alle im Foyer.