Am Klinikum Friedrichshafen tut sich was: Möglicherweise liegt inzwischen der Abschlussbericht des Compliance-Verfahrens vor. Seit Anfang des Jahres laufen die Untersuchungen, nachdem Anfang Dezember 2023 schwere Vorwürfe gegen das Krankenhaus bekannt geworden waren.

Darum geht es: Eine Oberärztin, die am Medizin Campus Bodensee (MCB) beschäftigt war, hatte einem inzwischen freigestellten Chefarzt vorgeworfen, das Patientenwohl zu gefährden, indem er Komplikationen bei der Behandlung von Patienten verheimlicht habe. Zudem seien Assistenzärzte auf der Intensivstation überfordert gewesen, kritisierte sie. Nachdem die Oberärztin Ende 2023 Suizid begangen hatte, erfuhren die Ermittlungsbehörden von den Vorwürfen.

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Die Klinik-Leitung weist die Vorwürfe zurück. In der Folge wurde das Compliance-Verfahren gestartet und die Strafrechts- und Compliance-Kanzlei Feigen Graf beauftragt. Durch die Compliance-Untersuchung möchte der Aufsichtsrat des Klinikums feststellen, ob die erhobenen Vorwürfe zutreffen.

Zunächst waren Ergebnisse des Compliance-Verfahrens für Ende März angekündigt worden, nachdem sich abgezeichnet hat, dass mehr Zeit benötigt wird, hatte der Aufsichtsrat die beauftragte Kanzlei gebeten, den Abschlussbericht so vorzulegen, dass er bis Juli beraten und die Untersuchung abgeschlossen werden kann.

Sitzung des Aufsichtsrats am Mittwochnachmittag

Im Juni hatte Susann Ganzert, Pressesprecherin des Klinikums, gesagt: „Wir gehen davon aus, dass der Zeitplan gehalten werden kann.“ Wie sie am Mittwoch auf Anfrage bestätigt, tagt am Nachmittag des 3. Juli tatsächlich der Aufsichtsrat. Ob die Ergebnisse des Compliance-Verfahrens dort Thema sein werden, ließ sie offen. Informationen zur Sitzung werden für Donnerstag angekündigt.

Was ist mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft?

Compliance-Verfahren und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft erfolgen unabhängig voneinander. Anfang März hatte die Staatsanwaltschaft ein Verfahren eingeleitet. Dabei ging es einerseits um den Anfangsverdacht des Abrechnungsbetrugs. Andererseits ermittelt man wegen des Verdachts ärztlicher Fehlbehandlungen gegen fünf Ärztinnen und Ärzte des Klinikums. Oberstaatsanwältin Christine Weiss erklärte im Juni auf Anfrage, dass der Verdacht auf Abrechnungsbetrug mittlerweile an die Schwerpunktstaatsanwaltschaft Stuttgart abgegeben worden sei, da es sich dabei um ein Wirtschaftsdelikt handelt. Die Ermittlungen wegen mutmaßlicher Fehlbehandlung liefen weiterhin bei der Kriminalpolizei Friedrichshafen gegen die fünf Ärztinnen und Ärzte des Klinikums. „Das wird alles noch geraume Zeit andauern“, sagte sie.