Ein Corona-Fall auf seinem Hof ist die größte Sorge für Hubert Bernhard. Zehn Erntehelfer aus Polen beschäfigt der Obstbauer aus Kressbronn zurzeit. Die Corona-Pandemie machte ihm schon früh im Jahr zu schaffen. „Im polnischen Fernsehen wurden volle Krankenhäuser gezeigt und berichtet, dass hier die Katastrophe herrscht, da habe ich lauter Absagen bekommen“, sagt er. Zu seinem Glück arbeiteten bereits einige Helfer beim Baumschnitt mit. „Die haben dann rumtelefoniert und gesagt, dass es hier nicht so schlimm ist. Dann sind doch viele gekommen.“

Zwei große Küchen hat Hubert Bernhard für seine Erntehelfer – sie dürfen in diesem Sommer nur von der Hälfte der vorgesehenen ...
Zwei große Küchen hat Hubert Bernhard für seine Erntehelfer – sie dürfen in diesem Sommer nur von der Hälfte der vorgesehenen Personen genutzt werden. | Bild: Corinna Raupach

Große Unsicherheit, große Vorsicht

Gerade am Anfang sei die Unsicherheit groß gewesen, nicht nur bei den Erntehelfern. „Die waren sehr vorsichtig und nur mit Maske unterwegs. Das kannten sie aus Polen. 14 Tage waren sie nur miteinander hier auf dem Hof“, sagt er. Auch in den Wochen danach hätten sie allenfalls zwei oder drei Leute zum Einkaufen geschickt.

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Hubert Bernhard hat sich in die Hygiene- und Infektionsvorschriften eingearbeitet, Desinfektionsmittel besorgt und Seifenspender angebracht. Auf seinem Hof gibt es ein geräumiges Gebäude für die Erntehelfer mit Schlafräumen, Sanitäranlagen, Wohnzimmer und zwei großen Küchen. Daneben stehen noch Container. In diesem Jahr darf nur die Hälfte der Betten belegt werden, statt 16 nutzen jetzt höchstens acht eine Küche – der Sicherheitsabstand von 1,5 Metern sollte möglichst überall eingehalten werden. Auch die Container dürfen nur die Hälfte der sonstigen Bewohner beherbergen. „In dem kleinen wohnen jetzt zwei, die sind ein Paar. Paare oder Familien dürfen ohnehin ohne Abstandsgebot zusammenwohnen. Entscheidend dafür ist die Adressangabe im Pass“, sagt er.

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„Sie fahren getrennt im Bus, essen und schlafen voll getrennt“

Obstbauer Bernhard hat seine Leute in zwei Gruppen aufgeteilt. „Sie fahren getrennt im Bus, essen und schlafen voll getrennt“, sagt er. Er hat einen neuen Bus gekauft, damit auch die Fahrten aufs Feld separat stattfinden, eine Dusche für die Container gebaut und eine Dixi-Toilette gemietet. Die Mittagspause ist zu unterschiedlichen Zeiten, damit sich die Gruppen nicht begegnen. „Die Herausforderung besteht darin, die Gruppen wirklich getrennt zu halten und das den Leuten auch beizubringen“ sagt er.

Bis zu 20 Personen dürfen in einer Gruppe zusammen leben und arbeiten. Dieter Mainberger, Kreisvorsitzender des Bauernverbands, plädiert aber in jedem Fall dafür, die Belegschaft in Gruppen aufzuteilen. „Es ist in jedem Fall sinnvoll, zwei Gruppen zu haben, auch bei weniger Leuten, damit ich bei einem Infektionsfall mit der anderen Gruppe weiter arbeiten kann“, sagt er.

In den Containern wohnen vorzugsweise Paare – in diesem Sommer haben sie den Container für sich, sonst wohnt schon mal eine dritte ...
In den Containern wohnen vorzugsweise Paare – in diesem Sommer haben sie den Container für sich, sonst wohnt schon mal eine dritte Person dort. | Bild: Corinna Raupach

Einen Infektionsfall riskieren? Auf gar keinen Fall

Einen Infektionsfall will Bernhard auf keinen Fall riskieren. Zu einigen seiner Helfer hat er langjährige Beziehungen, manche hat er in Polen besucht und er möchte, dass sie wiederkommen. Ein Coronafall würde auch Absatzprobleme bedeuten: „Ich verkaufe zum Beispiel einen Großteil meiner Erdbeeren hier im Hofladen. Hätte ich da einen Fall gehabt, wäre ich die nicht mehr losgeworden“, sagt er.

Auch unter den Erntehelfern spräche sich das herum, ist Mainberger sicher. „Wenn bei einem Bauern ein Fall aufträte, der würde keine Leute mehr bekommen. Wir brauchen die Erntehelfer aus dem Ausland. Wir arbeiten das ganze Jahr auf die Ernte zu, mit Schnitt, Frostschutz, Pflanzenschutz und so weiter. Wenn wir dann keine Ernte haben, haben wir die Arbeit und den Aufwand und keinen Cent auf dem Konto“, erklärt er. Im Frühjahr hätten zwar auch Deutsche auf den Feldern geholfen. Ein vollwertiger Ersatz waren sie aber nicht.

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Gute Zusammenarbeit mit dem Landratsamt

Beraten wurden die Landwirte vom Landratsamt. „Da hatten wir ein sehr gutes Miteinander. Die kommen auch mal zu Besuch. Wir haben uns zusammengesetzt und besprochen, was wir brauchen, das war richtig gut“, sagt Mainberger. Bernhard ergänzt: „Die wussten, worauf es ankommt – und das war sehr hilfreich.“

Dieter Mainberger und Hubert Bernhard sorgen für den Infektionsschutz ihrer Erntehelfer – auch im eigenen Interesse.
Dieter Mainberger und Hubert Bernhard sorgen für den Infektionsschutz ihrer Erntehelfer – auch im eigenen Interesse. | Bild: Corinna Raupach

Auch Nadine Larisch vom Landratsamt ist mit der Zusammenarbeit zufrieden: „Die Landwirte waren beziehungsweise sind durchaus sensibilisiert. Wir haben bislang keinen Betrieb angetroffen, der sich keine Gedanken zu einem betrieblichen Hygienekonzept gemacht hätte.“ Bisher habe es keinen Grund zu größeren Beanstandungen gegeben. Falls das doch noch der Falle sein sollte, stehe das Amt für Tipps und Hilfestellungen bereit und werde den Betrieb nach einiger Zeit wieder besuchen. Bisher hat sich dieses Konzept bewährt: Noch liegen die Landratsamt keine Fälle vor, in denen sich Erntehelfer im Bodenseekreis mit dem Coronavirus infiziert haben.