Im Bus um 6.30 Uhr von Friedrichshafen nach Kressbronn sitzen vier Fahrgäste – alle maskiert. Die erste Seitzreihe hinter dem Fahrer ist mit Plastikband abgesperrt, einsteigen können die Fahrgäste nur hinten. An den Fenstern kleben Plakate, die auf die Masken- und Abstandsregelungen hinweisen.

Rote Maske aus einem alten T-Shirt

Eine junge Frau fährt zum ersten Mal seit einigen Wochen wieder Bus, sie freut sich auf ihren ersten Arbeitstag nach der Corona-Pause im Seenforschungsinstitut Langenargen. Ihre rote Maske hat sie aus einem alten T-Shirt genäht. „Die Maskenpflicht halte ich für sinnvoll. Man trägt sie nicht zum eigenen Schutz, sondern zum Fremdschutz. Ich habe Familienmitglieder, die zur Risikogruppe gehören, da ist das für mich selbstverständlich“, sagt sie.

Vanessa Ackrath: „Muss Maske danach weitere acht Stunden tragen“

Einige Reihen vor ihr sitzt Vanessa Ackrath. Sie arbeitet in der Altenpflege und ist schon in den vergangenen Wochen regelmäßig Bus gefahren. „Ich finde die Regelung eigentlich gut, allerdings muss ich die Maske danach weitere acht Stunden aufbehalten.“

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Einem anderen Fahrgast ist die Mund-Nasen-Schutzmaske lästig, weil sie das Atmen erschwert. „Ich trage sie, weil ich sie tragen muss.“ Auch Schlosser Patrick Gräber trägt seine Maske mit gemischten Gefühlen: „In Langenargen gehen sie surfen und spielen Fußball und hier muss man ohne Maske eine Geldstrafe zahlen, das passt für mich nicht zusammen.“ Viel mehr ärgert ihn aber, dass er zu spät zur Arbeit kommt. „Der Bus um 6 Uhr ist an mir vorbeigefahren, und zwar nicht zum ersten Mal.“

Eher Unmut über Verspätung als über Maskenpflicht

Auch am Bahnhof Langenargen gibt es mehr Unmut über die Bahn als über die Maskenpflicht – der Zug nach Friedrichshafen hat zehn Minuten Verspätung. „Ich fahre jeden Morgen mit dem Zug zur Arbeit, mal kommt er zehn Minuten zu spät, mal 20 und manchmal fällt er aus“, sagt eine Dame, die im Einzelhandel arbeitet. Ihre Vliesmaske hat sie von ihrem Arbeitgeber, sie wird sie den ganzen Tag aufbehalten. „In der heutigen Zeit ist das sinnvoll.“ Andreas Adam ist mit schwarzer Selfmademaske auf dem Weg nach Niederbiegen. Ihn stört an der Maskenpflicht lediglich ihr Zeitpunkt: „Sie ist viel zu spät eingeführt worden. Das hätte man von Anfang an machen sollen.“

Die Verkehrsbetriebe machen die Fahrgäste mit Hinweisen und Durchsagen auf die Maßnahmen zum Infektionsschutz aufmerksam.
Die Verkehrsbetriebe machen die Fahrgäste mit Hinweisen und Durchsagen auf die Maßnahmen zum Infektionsschutz aufmerksam. | Bild: Corinna Raupach

Normalerweise sind Züge und Busse voll mit Schülern

Der Zug nach Friedrichshafen ist um diese Zeit sonst berstend voll mit Schülern – heute bleiben die meisten Sitze frei. Nur Schüler der Abschlussklassen dürfen wieder zum Präsenzunterricht erscheinen. Zu ihnen gehört Isabella Krannich, die am Graf-Zeppelin-Gymnasium in Friedrichshafen die Kursstufe besucht. Ihre Maske hat sie aus Stoffresten genäht. „Das finde ich gut, so schützen wir unser Umfeld“, sagt sie.

Schüler sorgen sich um Hygiene- und Abstandsregeln in der Schule

Auch andere Schüler sind durchweg pro Maske. Esther Steiner geht auf die Justus-von-Liebig-Schule in Überlingen. Zwei Masken hat sie zu Hause genäht, heute trägt sie ein Modell einer Schneiderin. „Die Masken tragen wir zum Schutz der anderen, vor allem für ältere Menschen.“ Sie macht sich Sorgen, wie die Hygiene- und Abstandsregeln in der Schule eingehalten werden können. Zehntklässler Aaron Gibis hat seine Alltagmaske aus Vlies im Rathaus bekommen. „An öffentlichen Orten finde ich das gut, es soll helfen, Infektionen zu vermeiden“, sagt er.

Auch auf den Bahnsteigen ist die Bedeckung von Mund und Nase Pflicht.
Auch auf den Bahnsteigen ist die Bedeckung von Mund und Nase Pflicht. | Bild: Corinna Raupach

Berufsschüler tragen den ganzen Tag ihre Schlauchschals als Schutz

Zwei Berufsschüler fahren mit schwarzen Schlauchschals vor dem Gesicht zur Berufsschule für Hotel- und Gastronomieberufe in Tettnang. „Das ist besser und gesünder so“, sagt Abdul Malek Dawara. Sein Kollege im dritten Lehrjahr, Khawari Reza, ergänzt: „Wir müssen die auch den ganzen Tag in der Schule tragen.“

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Maske vergessen? Fahrgäste greifen zu Pullover oder Taschentuch

Vor dem Bus in Richtung Immenstaad stehen zwei Männer, die den Mundschutz vergessen haben. „Einmalhandschuhe habe ich dabei, aber den Mundschutz nicht“, sagt der jüngere und wickelt sich seinen Pullover in zwei Schichten um den Kopf. Der ältere Mann hat ein großes Taschentuch dabei: „Das binde ich mir gleich vor Mund und Nase.“ Später allerdings vergisst er das und bleibt im Bus 7395 als einziger von insgesamt zwölf Reisenden ohne Mund-Nasen-Schutzmaske.