„Ich begreife es nicht.“ Das sagt Helmut Mayer dem SÜDKURIER am Telefon. Der Investor ist mit der Rumishorn GmbH an dem Gebäude beteiligt, in dem sich der Edeka am Romanshorner Platz befindet. Der Supermarkt verkleinert sich – und im ersten Obergeschoss soll ein Outlet für Sportmode einziehen. Etwa 13 bis 15 Geschäfte könnten Platz finden – eigentlich.

Es hakt und stockt

Doch seit vor gut einem Jahr die Pläne bekannt wurden, geht es nicht richtig weiter. Denn die Projektverantwortlichen wollen Solarpanels an der Außenfassade des Gebäudes anbringen, was allerdings der Begrünungssatzung der Stadt widerspricht. Bislang schien sich ein Kompromiss abzuzeichnen. Noch im Mai hieß es aus dem Rathaus: „Wir sind in konstruktivem Austausch mit der Bauherrschaft – sowohl zu den Umbauten im ersten Stock als auch zur Fassadengestaltung.“ Doch drei Monate später klingt das ganz anders.

Auf die Nachfrage, wie es denn um den Kompromiss steht, schreibt Sprecherin Andrea Kreuzer: „Von Seiten der Bauherrschaft wurden keine Solarpanels für die Fassade beantragt. Deshalb sind sie auch nicht Bestandteil der erteilten Baugenehmigung.“ Konsens klingt anders. Hinzu kommt: Investor Mayer beharrt darauf, dass sehr wohl ein entsprechender Antrag eingereicht wurde. Was ist da los?

So in etwa soll das neue Gebäude am Romanshorner Platz mal aussehen.
So in etwa soll das neue Gebäude am Romanshorner Platz mal aussehen. | Bild: Oberschelp

Stadtsprecherin kurz angebunden

Eine erneute Rückfrage beantwortet Stadtsprecherin Kreuzer kurz und knapp: „Herr Mayer ist nicht mehr unser Ansprechpartner für die Bauherrschaft, seine Aussage können wir nicht nachvollziehen. Wir können uns nur wiederholen: Uns liegt kein Antrag für Solarpanels für die Fassade vor.“ Tatsächlich hat Helmut Mayer offiziell die Projektleitung niedergelegt, wie er selbst betätigt. Künftig wird jemand anderes die Rolle übernehmen, dazu gleich mehr. Allerdings bleibt Mayer eigener Aussage nach Investor: „Im Moment noch“, fügt er an.

Denn geht nicht bald etwas voran, könnte es eng werden für das Projekt: Die Kosten steigen immer weiter, sowohl für Kreditzinsen als auch für Bauleistungen. Drei Beteiligte, die insgesamt 50 Prozent an der Rumishorn GmbH hielten, seien inzwischen abgesprungen, sagt Helmut Mayer. Allerdings soll es einen Investor aus Stuttgart geben, der ihre Anteile übernimmt – und künftig auch Projektleiter werden könnte. Mayer und Felix Neureuther seien weiterhin mit insgesamt 50 Prozent an Bord.

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Ohne Panels kein Outlet

Doch braucht es die Solarplatten denn unbedingt? „Ja“, sagt Helmut Mayer am Telefon. Eine Anlage für Fassadenbegrünung sei extrem teuer, notwendig seien Gitter, Pflanzen, eine Bewässerungsanlage. Die Panels hingegen tragen zur Rentabilität bei. „Dieses Objekt kann man nur finanzieren mit einer PV-Anlage. So sind die Energiekosten bezahlbar.“ Man bekomme von den Geschäftstreibenden nicht mehr so viel Miete wie früher.

Weiter mahnt Mayer: „Wir wollen von der Stadt kein Geld, nur eine finanzierbare Lösung.“ Scheitert das Projekt, sieht sich Mayer bei einem gängigen Vorurteil über die Stadt bestätigt: „Vielleicht ist das Wort ‚Friedhofshafen‘ berechtigt.“ Und er gibt zu bedenken: „Zu jedem Friedhof gehören auch Totengräber.“ Dass er diese Rolle bei der Stadt sieht, dürfte unschwer zu erraten sein.

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So geht es weiter

Die Geschäftsführung der Rumishorn GmbH will sich laut Helmut Mayer zeitnah zusammensetzen und das weitere Vorgehen besprechen. Bislang konnten sich die Beteiligten ihm zufolge auch nicht auf die Suche nach möglichen Mietern für das Outlet machen. Erst wenn klar sei, ob eine Finanzierung stehe – und wie das Gebäude von außen aussehe – könne Akquise betrieben werden.

Bei den Geschäftstreibenden Friedrichshafens scheint es übrigens wenig Widerstand gegen das Outlet zu geben. So sagt etwa Martin Ruf, Erster Vorsitzender des ‍Stadtforums Friedrichshafen: „Grundsätzlich sind wir für alles offen, was eine Verbesserung der Innenstadt angeht und was die Besucherfrequenz erhöht.“ Da sei auch das Outlet eine gute Idee. Ruf, der in seiner Funktion für gut 350 Unternehmen und Gruppen Friedrichshafens spricht, führt weiter aus: „Wir hoffen, dass die Beteiligten zu einer einvernehmlichen Lösung kommen – und dass das Projekt zeitnah umgesetzt wird.“