„Sonnendach XL“: So bezeichnet die Messe Friedrichshafen ihre PV-Großanlage, die derzeit auf zehn Hallendächern der Messe mit einer Fläche von rund 25.000 Quadratmetern installiert wird. Ende Januar begannen die Arbeiten auf dem Dach der Halle 7. Was die nach eigenen Angaben größte Dachanlage in der Bodenseeregion an Energie liefern wird, ist tatsächlich beachtlich. 12.350 PV-Module werden jährlich circa 5,7 Millionen Kilowattstunden Ökostrom pro Jahr erzeugen. Das entspricht in etwa dem Verbrauch von 2000 Haushalten.
Messe will sich selbst mit Strom versorgen
Bis zum Jahresende sollen alle Module auf den Tonnendächern montiert sein. Ans Netz geht die Anlage nach und nach, Dach für Dach. „Unser Ziel ist es, den Großteil des Jahresstrombedarfs unseres Unternehmens künftig selbst zu erzeugen“, erklärte Messechef Klaus Wellmann, als er das Projekt im Oktober vorstellte. Überschüsse sollen als grüner Strom ins Netz eingespeist werden. Damit auch nachts oder bei „Dunkelflaute“ genug Energie auf dem Messegelände zur Verfügung steht, dafür sorgt ein Batteriespeicher mit zwei Megawatt Kapazität.
Stadt hinkt beim PV-Ausbau hinterher
Im Vergleich zur Messe steht die Stadt als Solarstrom-Produzent ziemlich auf verlorenem Posten. Auf gerade einmal 20 von rund 300 städtischen Gebäuden sind nach Angaben des Rathauses derzeit PV-Anlagen installiert. Nur 14 davon gehören auch der Stadt, der Rest sind Fremdanlagen, beispielsweise Bürgersolardächer. Damit können 300.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt werden. Mit anderen Worten: Allein das „Sonnendach XL“ der Messe liefert ab nächstem Jahr fast 20 Mal mehr Strom als derzeit sämtliche Anlagen in städtischer Verantwortung.
Inzwischen ist klar, dass die Stadt das Tempo massiv anziehen muss, allein um die Klimaziele zu schaffen. Friedrichshafen will bis 2040 klimaneutral sein. Derzeit seien Anlagen mit einer Leistung von 1500 Kilowatt-Peak (kWp) in Planung beziehungsweise im Bau, zum Beispiel auf der Mehrzweckhalle Kluftern oder den Kindergärten Rheinstraße und Windhag. Damit könnten 1,5 Millionen Kilowattstunden Ökostrom pro Jahr zusätzlich produziert werden.
Stadt will jetzt Tempo machen
„Das neue Tempo beim Zubau soll, vorausgesetzt die finanziellen und personellen Mittel werden dafür bereitgestellt, fortgeführt werden. Priorität haben Anlagen, bei denen eine besonders hohe Eigenstromnutzung zu erwarten ist“, beschreibt die Stadtverwaltung die Strategie für den PV-Ausbau in kommunaler Regie.
Mit der eigenen Stromproduktion zahlt die Messe Friedrichshafen auf die Klimaziele der Stadt ein, ohne Flächen neu zu versiegeln. Die 7,5 Millionen Euro für das „Sonnendach XL“ zahlt die Messe selbst, obwohl die Stadt zwei Förderprogramme aufgelegt hat. „Wir erhoffen uns Investitionszuschüsse aus der EEG-Förderung“, begründet Roman Bodenmüller, Geschäftsführer der neu gegründeten Messe Friedrichshafen Energie Projektgesellschaft mbH, das Vorgehen.
2,45 Millionen aus dem Häfler Klimafonds
Mit den Batteriespeichern habe man sich beim Häfler Klimafonds um eine Förderung beworben, so Bodenmüller. Hier stellt die Stadt erstmals in diesem Jahr 2,45 Millionen Euro für Klimaprojekte bereit, in die mindestens 50.000 Euro investiert werden. 14 Projekte wurden in der ersten Förderrunde eingereicht. Ob die Messe Geld erhält, steht noch nicht fest. „Eine abschließende Empfehlung durch das Beratungskomitee steht noch aus“, heißt es aus dem Rathaus.

Ein anderes Förderprogramm für den Klimaschutz läuft schon viel länger – und sehr erfolgreich. Hier kommen vor allem private Haushalte und Gewerbetreibende zum Zuge. In den letzten zwei Jahren wurden aus diesem Top nach Angaben der Stadt 567 Balkonkraftwerke und 272 Stromspeicher gefördert, allerdings keine Dachanlagen.
PV-Module auf Dächern Pflicht
Der PV-Ausbau auf Dächern ist inzwischen gesetzliche Pflicht – nicht nur auf Neubauten, sondern auch bei einer grundlegenden Dachsanierung. „Das gilt für private und öffentliche Bauherren gleichermaßen“, bestätigt das Rathaus. Ein Grund, warum im nächsten Jahr beispielsweise auch das Graf-Zeppelin-Haus mit einer großen PV-Anlage bestückt werden soll. Mit rund 470 kWp wäre das dann die größte Dachanlage auf einem städtischen Gebäude.