Die Kommentare im Sozialaussschuss des Gemeinderats waren vielsagend. Von jahrzehntelanger „Vernachlässigung“ der Schulen in der Innenstadt und ihrer Sporthallen sprachen Norbert Fröhlich (CDU) und Christine Heimpel. Das Ergebnis: Für neun Schulen gibt es aktuell zwei Sporthallen zu wenig, um Sportunterricht nach Plan zu machen.

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Das Problem ist allerdings noch viel größer. Denn einige Hallen, die den Schulen noch zur Verfügung stehen, sind nicht nur alt, sondern auch marode. So steht es in der Ratsvorlage. Das betrifft vor allem beide Turnhallen an der Pestalozzischule, die Turn- und Festhalle an der Scheffelstraße, die VfB-Sporthalle am Stadion und die seit Oktober 2020 wegen Baumängeln bereits geschlossene ZF-Arena. Alle werden als „sanierungsbedürftig“ beschrieben.

Bild 1: Rathaus stellt die Gretchenfrage: Profi-Volleyball in Friedrichshafen Ja oder Nein?
Bild: SK

Welche Auswirkungen die jahrelange Verschleppung der Probleme hat, zeigt sich an der Sporthalle des VfB Friedrichshafen. Die befindet sich zwar im Besitz des Vereins, wird aber auch für den Schulsport gebraucht. Seit 2011 liegt ein Sanierungsgutachten vor, das bereits damals empfahl, die 1981 eröffnete Halle abzureißen und neu zu bauen. 2012 wurden aus Sicherheitsgründen erst der Hallenboden, danach die Duschräume erneuert.

Die VfB-Sporthalle, Baujahr 1981, gehört dem VfB Friedrichshafen. Ein Sanierungsgutachten liegt seit 2011 vor.
Die VfB-Sporthalle, Baujahr 1981, gehört dem VfB Friedrichshafen. Ein Sanierungsgutachten liegt seit 2011 vor. | Bild: Cuko, Katy

„Dadurch sollte das notwendige Zeitfenster geschaffen werden, um ein umfassendes Konzept nicht nur für die VfB-Sporthalle, sondern auch für die anderen Innenstadt-Sporthallen unter dem Blickwinkel von Bedarf, Standort und Zeitschiene zu erarbeiten“, steht in der Ratsvorlage. Doch erst 2017 gab‘s Geld für die Bedarfsanalyse. Heute kämpft der VfB in seiner Sporthalle nicht nur mit gravierenden Problemen in der Heizungsanlage. Bereits mehrfach mussten die Duschen wegen Legionellen im alten Wasserleitungsnetz abgesperrt werden.

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Wie groß der Sanierungsbedarf in den städtischen Hallen tatsächlich ist, steht in einem Papier des Stadtbauamts. Das hatte zuletzt 2021 den Zustand der Sporthallen bewertet. Die Liste fehlt allerdings aktuell in den Ratsunterlagen.

Dringender Handlungsbedarf

Und nun? Es bestehe „dringender Handlungsbedarf“, schreibt das Rathaus. Was zu tun ist, sei „tiefergehend zu prüfen“. Kurzfristig soll eine Traglufthalle mit drei Feldern Abhilfe schaffen. Im Mai soll es dazu Informationen geben. Mittelfristig schwebt der Verwaltung eine Sanierung oder der Neubau am Standort Pestalozzihalle sowie der Alten Festhalle vor. Da gehen schnell fünf Jahre ins Land.

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Langfristig muss die Stadt aber auch Klarheit schaffen, was mit der kaputten ZF-Arena wird, die jedoch als Kulturdenkmal unter Schutz gestellt wurde. Die fehlt nicht nur für den Schulsport, sondern vor allem den VfB-Volleyballern. Erst- und Zweitliga-Team trainieren in einer Messehalle. Die Profis müssen seit Saisonbeginn ihre Heimspiele aber im weit entfernten Ulm austragen. Eine Situation, die dem Proficlub Existenzprobleme beschert.

Und was ist mit den Volleyballern?

Seit Monaten bitten die VfB-Volleyballer darum, eine Messehalle für die nächsten Jahre als Interims-Domizil nutzen zu können – als dauerhafte Trainings- und Spielstätte. Das würde auch Platz für den Schulsport schaffen. Für die Messe-Gesellschaft ist das jedoch keine Option. „Für eine Nutzung unserer Messehallen sehen wir über das bisherige Maß hinaus kaum Spielraum“, erklärte Sprecher Frank Gauss im Januar auf Anfrage unserer Zeitung. Rückendeckung gab‘s da auch vom Rathaus. Bei allen Überlegungen vonseiten der Stadt müsse im Mittelpunkt stehen, „dass die Messe Friedrichshafen in ihrer Geschäftstätigkeit nicht beschränkt wird“.

Im Winter 2020/21 bekamen die VfB-Volleyballer die Messehalle A1 als Trainings- und Spielstätte – für zwei Jahre, sicherte ...
Im Winter 2020/21 bekamen die VfB-Volleyballer die Messehalle A1 als Trainings- und Spielstätte – für zwei Jahre, sicherte Messechef Klaus Wellmann (links) zu. Im Frühjahr darauf mussten die Profis mit ihrem Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt (rechts) wieder raus. Archivbild: Felix Kästle | Bild: Felix Kästle

Inzwischen stellt die Stadtverwaltung die weitere Existenz des Profivolleyballsports in Friedrichshafen offen in Frage. In der Ratsvorlage wird die Antwort Ja oder Nein als ein Kriterium für die Entscheidung genannt, wie man das Hallenproblem in der Innenstadt löst. Wie der Proficlub damit umgeht, will Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt derzeit nicht kommentieren. Er setzt weiter auf Gespräche mit Stadt und Messe, die seit Monaten laufen. Und ärgert sich darüber, dass kaum noch zur Kenntnis genommen wird, dass der VfB gerade das Bundesliga-Finale erreicht hat und erneut um den Meistertitel spielt.

Der Gemeinderat wird in den nächsten Wochen Farbe bekennen müssen, ob man das sportliche Aushängeschild der Stadt tatsächlich demontieren will.