„Vereinssport braucht Hallen, keine Denkmäler!“ Mit diesem Slogan ist ein Flyer überschrieben, der am Dienstagabend im Bauausschuss die Runde machte. Der beriet über die ZF-Arena, die nun schon seit über einem Jahr wegen baulicher Mängel und latenter Einsturzgefahr geschlossen ist. Während man im Rathaus und im Gemeinderat monatelang darüber nachdachte, ob man die frühere Messehalle sanieren oder besser abreißen und neu bauen soll, wurde sie im August vom Landesdenkmalamt zum Kulturdenkmal erklärt. Damit besteht für die Stadt eine Erhaltungspflicht.

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Mit dieser im fernen Stuttgart getroffenen Entscheidung hadert man nicht nur im Rathaus. „Ich würde der Halle keine Träne nachweinen“, sagte Heinz Tautkus (SPD), der mit seiner Fraktion „für den Abriss betet“. Bereits im Mai lag ein Gutachten auf dem Tisch, dass die Sanierungskosten der ZF-Arena auf mindestens 21 Millionen Euro taxiert. Zwar gebe es Fördergelder für Aufwendungen zum Denkmalschutz, doch „so groß sind die Töpfe nicht“, erklärte Stadtbauamtsleiter Wolfgang Kübler.

Seit August ist die ZF-Arena als Kulturdenkmal eingestuft. Doch der Sanierungsaufwand ist hoch.
Seit August ist die ZF-Arena als Kulturdenkmal eingestuft. Doch der Sanierungsaufwand ist hoch. | Bild: Cuko, Katy

Dazu kommt, dass die Stadt mit der Generalsanierung des Graf-Zeppelin-Hauses – auch ein Kulturdenkmal – noch eine teure Baustelle hat. Das wären dann zwei Großprojekte für die Zeppelin-Stiftung. Aus Sicht des Rathauses bleibt nur die vage Hoffnung, die ZF-Arena doch nicht sanieren zu müssen – wenn der Erhalt des Kulturdenkmals für die Stadt unzumutbar wäre, so Kübler. Darüber entscheidet aber das Regierungspräsidium Tübingen.

ZF-Arena bleibt geschlossen

Ganz egal, was dabei heraus kommt: Die ZF-Arena bleibt geschlossen, und bis zu einer baulichen Lösung „werden Jahre ins Land gehen“, brachte der Stadtbauamtsleiter das Dilemma zum Ausdruck. Zwar wollte das Netzwerk die Option prüfen lassen, ob die Halle mit einer rechtlich wie bautechnisch noch fragwürdigen Monitoring-Lösung übergangsweise wieder nutzbar wäre. Doch da gingen die anderen Fraktionen im Bauausschuss nicht mit.

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Mit diesem Sachstand gehen jedoch noch größere Probleme einher. Nicht nur die Volleyballer des VfB Friedrichshafen, egal ob Profis oder Amateure, haben ihr Domizil verloren und müssen sich mit teils kritischen Behelfslösungen zufriedengeben. Die ZF-Arena fehlt auch den Häfler Vereinen und Schulen – was bisher jedoch kaum zur Sprache kam. „Auch wir haben kein Zuhause mehr“, steht auf einem Flyer, den vier Vereinschefs und der Geschäftsführende Schulleiter Steffen Rooschüz unterzeichnet haben.

Größere Sportgruppen, engere Hallen

Durch den Wegfall der Sporthallen in der ZF-Arena mussten für Karl-Maybach- und Graf-Zeppelin-Gymnasium und die Gemeinschaftsschule Graf Soden zirka 80 Sportstunden in andere Turnhallen verlegt werden. Die Folge sind deutlich größere Sportgruppen und eine engere Hallenbelegung. Die Qualität des Unterrichts leide vor allem für die Kinder und Jugendlichen, die Sport als Profilfach oder Leistungskurs gewählt haben. Insgesamt fehlen Hallenkapazitäten für die vorhandene Anzahl an schulischen Sportgruppen, beklagt Rooschüz.

Zwei Turnerinnen der Turnerschaft Friedrichshafen am Schwebebalken: Der Verlust der großen und teilbaren Turnerhalle unter der Tribüne ...
Zwei Turnerinnen der Turnerschaft Friedrichshafen am Schwebebalken: Der Verlust der großen und teilbaren Turnerhalle unter der Tribüne in der ZF-Arena schmerzt. | Bild: Turnerschaft Friedrichshafen

Dazu kommen die Sorgen der Vereine. Die Turnerschaft Friedrichshafen musste laut Flyer das Jungsturnen aufgeben, weil der hauptamtlich angestellte Trainer aufgrund der Hallensituation das Handtuch geschmissen habe. Weniger Trainingszeit in nun drei in der Stadt verteilte Hallen bedeute auch, neue Geräte fürs Wettkampftraining anschaffen zu müssen.

Die gleichen Sorgen hat die TSG Ailingen, die nicht nur die Schnitzelgrube in der Turnhalle der ZF-Arena schmerzlich vermisst. Einer von drei Trainingstagen fällt wegen der Sperrung weg. Zwei Trainingseinheiten sei vor allem für die Liga- und Kaderturner aber zu wenig. Nicht zuletzt fehlt zwei internationalen VfB-Turnieren die Spielstätte: dem MTU-Hallencup (U-15-Fußballturnier) und dem Bodensee-Jugendturnier im Badminton.

Begabte Nachwuchs-Fußballspieler vieler Länder nahmen alljährlich am MTU-Hallencup in der ZF-Arena teil.
Begabte Nachwuchs-Fußballspieler vieler Länder nahmen alljährlich am MTU-Hallencup in der ZF-Arena teil. | Bild: Guenter Kram

Die CDU-Fraktion hat bereits nach ihrer Klausurtagung dafür plädiert, zeitnah in die Planung einer neuen Sporthalle für die Innenstadtschulen einzusteigen. „Durch den Wegfall der Nutzungsmöglichkeiten in der ZF-Arena am Sportpark ist gerade auch im Schulsport ein Engpass entstanden, der dauerhaft so nicht hingenommen werden darf“, teilte Norbert Fröhlich mit. Denn mit dem Schulsport könne man nicht in die Messehallen ausweichen, weil dann mit An- und Abreise buchstäblich zu viel Zeit auf der Strecke bleibt.

Messe soll „dauerhafte Lösung“ bieten

Dafür formulierte Heinz Tautkus im Bauausschuss die Erwartung, dass die Messe bei derzeit „betriebsarmer Auslastung“ eine dauerhafte Lösung für den Volleyball- und Vereinssport finde. Hier sei kurzfristig Abhilfe möglich, nur die Messe wehre sich offensichtlich dagegen. Langfristig brauche es eine neue Halle in der Stadt.

Als Ersatz für das abgebrannte Schwaketenbad in Konstanz wurde zeitweise eine Traglufthalle aufgebaut. In ihr befindet sich ein ...
Als Ersatz für das abgebrannte Schwaketenbad in Konstanz wurde zeitweise eine Traglufthalle aufgebaut. In ihr befindet sich ein 25-Meter-Becken. | Bild: Oliver Hanser

Aber auch das dauert noch Jahre. „Es muss eine Interimslösung geben“, stellte der Stadtbauamtschef am Dienstagabend in den Raum. Darüber denke man bereits nach, erklärte Baubürgermeister Fabian Müller. Möglich sei der Aufbau einer Traglufthalle, für die man aber einen passenden Standorte brauche.