Bereits um 8.30 Uhr kommt am Dienstag Leben in den Kiesel am Medienhaus K42. Zwölf Kinder der MiniTU, wie der MTU-Betriebskindergarten in Friedrichshafen heißt, stürmen die Bühne. Zusammen mit Theaterpädagogin Angelika Wagner spielen sie Königinnen und Könige, schreiten majestätisch, verwandeln sich auf ein Klatschsignal mit Froschgequake in hüpfende Amphibien und flattern bei blauer Beleuchtung und Vogelgezwitscher im Kreis.
Was unterscheidet Theater von Kino? Und wie wird Theater überhaupt gemacht? Die Bühne wird in grünes Licht getaucht, in der Hocke arbeiten sich die Buben und Mädchen durch eine imaginäre Pflanzenwelt und treffen auf einen Löwen. Wie zeigt man jetzt die Angst vor dem Raubtier, das nur in der Phantasie existiert? Plötzlich erstrahlt die Bühne in grellem Tageslicht. Szenenwechsel. Verkehrslärm dringt aus den Lautsprechern und es gilt, eine stark befahrene Straße zu überqueren.
Kino kennen sie, Theater müssen sie lernen
Im Sitzkreis überlegen die kleinen Schauspieler, was die Bühne zum Theater macht. Neben verschiedenen Geräuschen und unterschiedlichem Licht erkennen die Kinder, dass man sich verwandeln muss. So tun, als wäre der Löwe gefährlich, als müsste man mit dem Fahrrad am Straßenverkehr teilnehmen.
Es sei spannend, sagt Angelika Wagner. Kino mit Popcorn sei den Kindern vertraut. Aber sich verwandeln, selbst etwas tun, um Applaus zu bekommen, das müssten sie lernen.
Knöpfe und Regler mit magischer Anziehungskraft
Neugierig sind die kleinen Besucher darauf, woher Licht und Geräusche kommen. Markus Rohn, Techniker des Kiesel, lädt sie in den engen Technikraum ein, wo sie von den vielen Knöpfen und Reglern kaum zurückzuhalten sind. Schließlich dürfen sie Knöpfe drücken, spielen Vogelstimmen und Straßenlärm ab und verändern die Farbe des Bühnenlichts. „Wenn sie aufmerksam sind, dann haben wir gewonnen“, sagt der Bühnenmeister, der auch eine pädagogische Ausbildung hat.
Applaus für den kreativen Auftritt
Der Erlebnistag steuert auf seinen Höhepunkt zu. Aus zwei großen Taschen quellen Hüte und Tuchbahnen hervor, mit denen sich die Kinder verkleiden dürfen. Geschickt lenkt die Theaterpädagogin das bunte Durcheinander und Gerangel um die schönsten Kostüme. Als der verwandelte Flohhaufen in der ersten Reihe Platz genommen hat, darf einer nach dem anderen eine Runde mit passender Musik über die Bühne drehen, an die Markierung im Lichtkegel treten und sich verbeugen. Der kreative Auftritt wird mit Applaus belohnt.
„Manche Gruppen sind sehr beobachtend und staunend, andere stellen dagegen sich selbst in den Mittelpunkt“, beschreibt Angelika Wagner die unterschiedlichen Charaktere. Heute wird sie mit zwei weiteren Gruppen erkunden, wie Theater geht.
Junges Publikum fürs Theater begeistern
„Unser Ziel ist, Kinder schon früh an Kultur und Theater heranzuführen“, sagt Juliane Nagy. Sie arbeitetet beim Kulturbüro, um jungem Publikum Kultur zu vermitteln. In diesem Alter, sagt sie, ließen sich die Kinder noch durch spielerische Herangehensweise verzaubern. Deshalb biete das Kulturbüro ein umfangreiches Programm, bei dem sie sich nicht nur als Zuschauer, sondern auch als Schauspieler erleben können.