Mit dem Start ins neue Jahr galt für Gastronomen eine neue Regelung. Genauer gesagt: Eine alte Regel kehrte zurück. Hatte die Bundesregierung den Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie während der Corona-Pandemie von 19 auf sieben Prozent abgesenkt, galt von nun an wieder der reguläre Mehrwertsteuersatz auf Speisen im Restaurant. Die Branche kritisiert das. Auch viele Kunden bekamen den Wegfall der Steuervergünstigung zu spüren – Essengehen wurde teuer.
Abseits von bundesweiten Neuregelungen tat sich 2024 aber auch in der Häfler Gastro-Szene allerhand. Los ging es mit einer Neuausrichtung im Bahnhof Fischbach. Die Betreiber boten keine brasilianische Küche mehr an, sondern gingen mit schwäbisch-bayerischen Gerichten ins Rennen. Was hier noch keiner wusste: Schon zum Jahresende sollten weitere Neuigkeiten folgen. Reinhard Klumpp und sein Gastro-Unternehmen geben den Bahnhof Fischbach zum 22. Dezember ganz auf. Die Stadt sucht einen neuen Pächter.
Am Bodensee zeigte sich in diesem Jahr auch, dass die Gastronomie nicht mehr ausreichend Fachkräfte findet, um den laufenden Restaurantbetrieb aufrechtzuerhalten. So ging es beispielsweise dem Seehof in Immenstaad. Ab dem 20. Februar galten dort neue Öffnungszeiten. Der Mittagstisch wurde eingestellt, zudem gab es neue Ruhetage. In ganz Baden-Württemberg blieben Ende 2023 etwa 830 Lehrstellen in der Gastronomie unbesetzt, ähnlich verhält es sich mit dem Mitarbeitermangel.

Trotz großer Herausforderungen in der Branche entstand aber auch Neues. So übernahm Fabian Sommerfeld das „Häfele“ am See. Zuvor hatte Pächter Uwe Wolf das Restaurant am Immenstaader Yachthafen über 20 Jahre geführt. Mit dem See direkt vor der Tür startete der junge Gastronom Fabian Sommerfeld hier neu durch.
Bekannte Gesichter in neuen Betrieben
Ins Gasthaus „Alte Feuerwache“ sollte 2024 wieder Leben einziehen. Das Lokal in der Nordstadt war längere Zeit geschlossen, die Stadt hatte es zur Verpachtung ausgeschrieben. Mit Peter Deliga und Diana Frei sowie weiteren Partnern fanden sich neue Betreiber. Viele Jahre hatten sie zuvor den „Ailinger Hof“ betrieben. 2023 zogen sie sich dort zurück, blieben aber Teil der Gastro-Szene. Mit der „Alten Feuerwache“ kam ein weiterer Betrieb hinzu. Im Frühjahr wurde eröffnet. Ein neuer Caterer übernahm auch im Graf-Zeppelin-Haus (GZH). Zum 1. Mai übernahmen Julian Grüter und sein Team die gastronomische Versorgung aller Veranstaltungen im GZH sowie das Restaurant „Ferdinand“.
In der Innenstadt trat 2024 ein echtes Gastro-Urgestein von der Häfler Bühne. Ralf Felder band sich im Mai zum letzten Mal die Küchenschürze um, das „Felders“ schloss seine Türen. Gesundheitliche Gründe hatten den 58-Jährigen zu diesem Schritt bewogen. „Mein Körper hat mir die letzten Monate Warnzeichen gegeben, auf die ich hören muss“, sagte der Gastronom dem SÜDKURIER.
Die historische Villa Gminder empfängt seit diesem Jahr Gäste auf dem Areal des „Seegut Zeppelin“. Was hier aufgetischt wird, wächst auch im Landschaftspark drumherum – im Hochbeet, Gewächshaus oder auf Streuobst- und Kräuterwiesen. „Pinus“ heißt das Restaurant, das seinen Namen der Schwarzkiefer verdankt, die nahe der Villa steht.
Für das Restaurant im Zeppelin-Hangar fand sich ebenfalls ein neuer Pächter. Philip Beck hat im Frühjahr das „Zeppelin Hangar Restaurant“ übernommen. Gleich zu Beginn stemmte er mit seinem Team Großveranstaltungen mit mehreren hundert Personen. Dabei kam ihm sicher sein Heimvorteil zugute, er kennt das Restaurant in- und auswendig. Er war für den vorherigen Pächter als Veranstaltungsleiter tätig.
Aus im Restaurant des Zeppelin Museums
Im Sommer war für das Biorestaurant im Zeppelin Museum Schluss. Peter Rothe und Sabine Bold, die das Lokal erst im April vergangenen Jahres übernommen hatten, machten nicht weiter. Die Gründe seien vielfältig. Sie sprachen dabei von Problemen verschiedenster Art – Corona, die Inflation, eine angespannte Personalsituation, das Verhalten mancher Gäste. Die wirtschaftliche Situation sei zuletzt immer schwieriger geworden. Die Suche nach Nachfolgern begann.

Gleich gegenüber wurde indes ein Nachfolger für das K42 gefunden. Die Stadt als Vermieterin kündigte im September an, dass es mit der Gastro im Medienhaus weitergeht. Im „Blümchen“ wolle der neue Betreiber mit einem speziellen Konzept überzeugen. Auf der Karte werden unter anderem Schwarzwald-Tapas stehen. Sascha Halweg bringt 30 Jahre Gastronomie-Erfahrung mit. Eröffnung des neuen Lokals ist am 15. Dezember.

Kurz darauf eine weitere gute Nachricht für die Häfler Gastro. Auch im Zeppelin Museum geht es weiter. Die Verantwortlichen hatten sich entschieden, die Tress-Brüder mit dem Betrieb des Restaurants zu betrauen. Diese kommen aus Hayingen-Ehestetten im Kreis Reutlingen. Das traditionsreiche Familienunternehmen von der Schwäbischen Alb ist seit den 50er-Jahren bekannt für nachhaltige Landwirtschaft und Gastronomie.
Neue Pächter im „Al Porto“

Einen Neuanfang wird es zum Jahreswechsel 2024/25 zudem beim „Al Porto“ geben. Betreiberin Tanja Caccece hatte lange mit sich gerungen und sich am Ende doch entschlossen, das Café aufzugeben. Seit den Corona-Jahren sei der Betrieb eines Lokals schwieriger geworden. Nicht zuletzt sei fehlendes Personal ein Dauerthema. Aber auch das Konsumverhalten habe sich verändert. Neue Pächter stehen bereit: Alexandros und Dimitrios Parganas, die seit acht Jahren in Ailingen das Hotel-Restaurant „Alpha“ betreiben, wollen ein neues Café eröffnen. Anfang des Jahres soll der Umbau beginnen.
Mit der Pop-up-Gastronomie will die Stadt 2025 zudem ein neues Konzept umsetzen. Der Gemeinderat hat im Dezember grünes Licht gegeben. Für elf Standorte in der Innenstadt können sich Interessenten bewerben. Zunächst sollen fünf Standorte für eine Gastronomie auf Zeit vergeben werden, davon maximal zwei im Uferpark.