„Wir sind der VfB. Eine Familie. Ein Verein. Seit 1909.“ Es ist ein griffiger Slogan, den sich der VfB Friedrichshafen gegeben hat – da schwingt viel Stolz und Einigkeit mit. Damit war es zuletzt nicht weit her, im Gegenteil: Der größte Sportverein der Stadt machte vor allem durch interne Querelen über Kurs, Führung und Zusammenarbeit von sich reden. Das klang eher nach einer handfesten Familienfehde als Harmonie. Der Konflikt zwischen Hauptvereinsführung und einzelner Abteilungen eskalierte und führte schließlich zum Rücktritt des gesamten Präsidiums und Neuwahlen Mitte Juli.

Gut sechs Wochen ist das her. Hat die Familie wieder zusammengefunden? Werner Engl, als neuer Präsident des VfB Friedrichshafen so etwas wie das Familienoberhaupt, sieht erste Erfolge. Die Akteure wieder zusammenzubringen, die einst verloren gegangene „Freude an der Mitarbeit“ wiederzubeleben, das habe er in den Fokus genommen, und das mit einer guten Portion Heiterkeit.

Spiel des FC Bayern als Musterbeispiel

Die inhaltlichen Hausforderungen, vor der der Verein stehe, blieben bestehen, sagt Engl. Das gehe man aber nun in einer anderen Tonlage und Orchestrierung im Zusammenspiel an. Wie das klappt? „Wir kommen mit den Orchesterproben sehr gut voran“, sagt der Präsident beim Pressegespräch. Zusammen mit Vize-Präsident Ralf Hoppe und Vereinsmanagerin Caroline Steinbach macht er sich bereit für den ersten Workshop des Präsidiums im Anschluss. „Da geht es um die Zielsetzung des Vereins“, sagt Engl, um Priorisierung und zeitliche Einordnung.

„Es müssen sich schon alle anstrengen, dass es besser wird“, meint Ralf Hoppe. Dem neuen Präsidenten sei es gelungen, die großen Abteilungen zur Mitarbeit zu bewegen. Es mache Freude zu sehen, dass bei einem Großevent wie jüngst beim Frauen-Fußballmatch des FC Bayern München gegen den FC Zürich im VfB-Stadion alle mitgezogen hätten. „Das war ein Kraftakt und ich habe aller größten Respekt“, sagt Hoppe und spricht von Aufbruchstimmung.

Ralf Hoppe, VfB-Vize-Präsident Sport und Nachhaltigkeit.
Ralf Hoppe, VfB-Vize-Präsident Sport und Nachhaltigkeit. | Bild: Ambrosius, Andreas

2,3 Millionen Euro fehlen für Modernisierungen

Stimmung, Zusammenarbeit und Tonlage sind das eine. Sanierungsstau, zu wenig Hallenkapazitäten, zu wenig Geld sind das andere. Strukturell hat der Verein weiterhin mit großen Problemen zu kämpfen, die schon seit Jahren Sorgen machen. Das vorige Präsidium hatte Dutzende Projekte bis 2030 aufgelistet, wo dringend saniert und modernisiert werden muss. Allein dafür sind 2,3 Millionen Euro veranschlagt. Geld, das der Verein nicht hat.

Das Stadion-Gelände des VfB Friedrichshafen an der Teuringer Straße. Hier muss einiges modernisiert werden, doch dem Verein fehlt das ...
Das Stadion-Gelände des VfB Friedrichshafen an der Teuringer Straße. Hier muss einiges modernisiert werden, doch dem Verein fehlt das Geld für große Sprünge. | Bild: Ambrosius, Andreas

Ein Dauerproblem, das nicht nur der VfB hat, sondern auch viele andere Häfler Vereine umtreibt: Es gibt zu wenig Hallenkapazitäten in der Stadt. Das sei „immer und überall ein Thema“, sagt Steinbach. Derzeit finde der VfB-Sportbetrieb in 15 Hallen im Stadtgebiet statt, die man sich mit Schulen und anderen Vereinen teilt. Engl berichtet von Abteilungen, die weitere Trainingsgruppen nicht anbieten können, weil Räume fehlen. Gleichzeitig soll der Verein weiter wachsen können. Jeder, der Lust auf Sport hat, soll beim VfB diesen auch ausüben können. Nach rückläufigen Mitgliederzahlen während der Coronazeit steigen diese wieder an.

Was die Hallenfrage angeht, befinde man sich in guten und konstruktiven Gesprächen mit Vertretern der Stadt, sagt Engl. Erste kleinere Optimierungen bei Hallenbelegungen seien schon erfolgt, berichtet Ralf Hoppe, indem man beispielsweise mehrere gleiche Sportarten hintereinander in einer Halle plane, das verringere die Umbauzeiten – es bleibt so mehr Zeit für den Sport.

Werner Engl, seit Mitte Juli 2025 neuer Präsident des VfB Friedrichshafen, setzt auf Kooperation und Teamarbeit innerhalb des Vereins.
Werner Engl, seit Mitte Juli 2025 neuer Präsident des VfB Friedrichshafen, setzt auf Kooperation und Teamarbeit innerhalb des Vereins. | Bild: Ambrosius, Andreas

Der große Traum von einer neuen Multifunktions-Arena bleibt indes erst einmal unerfüllt, sei aber nicht abgeschrieben, sagt der Präsident. Die Pläne hat die Stadt Friedrichshafen wegen der schlechten Finanzlage zurückgestellt auf unbestimmte Zeit. „Wir bleiben dran“, versichert Werner Engl, wobei so eine Arena „nicht nur dem VfB, sondern allen Vereinen und Schulen zugutekäme“.

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Die Finanzpolitik könnte man so zusammenfassen: Das wenige Geld zielgerichtet ausgeben und die Einnahmen steigern. „Ein großes Ziel ist es, weitere Sponsoren zu gewinnen“, sagt Vereinsmanagerin Caroline Steinbach. Dabei ist sie froh, dass langjährige Partner weiter treu zum Verein stehen: Etwa 20 Sponsoren unterstützen derzeit den Hauptverein. Dazu kommen weitere Sponsoren für einzelne Abteilungen.

Bandenwerbung im VfB-Stadion: Der Verein sucht weitere Sponsoren.
Bandenwerbung im VfB-Stadion: Der Verein sucht weitere Sponsoren. | Bild: Ambrosius, Andreas

Mitgliederbeitrag soll stabil bleiben

An eine Erhöhung von Mitgliedsbeiträgen denke man derzeit nicht, sagt Engl. Der Beitrag gliedert sich in zwei Teile: einen Grundbeitrag für den Hauptverein (49 Euro für Erwachsene, Kinder und Jugendliche zahlen weniger) sowie einen Abteilungsbeitrag – dieser wird von den Abteilungen selbst festgelegt. So kommt zusammen je nach Abteilung ein Jahresbeitrag von 130 bis 180 Euro für einen Erwachsenen zustande. „Ein tolles Angebot für das, was man alles bekommt“, findet Engl.