Welche Städtebau- und Infrastrukturprojekte stehen aktuell in Königsfeld und wie sehen Details aus?

Fritz Link: Im ersten Halbjahr wurde der 2021 begonnene intensive Planungsprozess zum 1,5 Hektar großen Wohnbaugebiet „Herrenacker Ost“ in Buchenberg mit einem Investitionsvolumen von 2,2 Millionen Euro abgeschlossen. Zum Quadratmeterpreis von 245 Euro stehen 18 Bauplätze mit 420 bis 720 Quadratmetern zur Verfügung.

Zur Sicherung der gewerblichen Entwicklung eines Bestandsbetriebs wurde zudem in Buchenberg der Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan im Gewann „Falkenmoos“ gefasst.

Weichen für die Zukunft von Gewerbe- und Wohnbauentwicklung stellte der Gemeinderat mit dem Entwurf des Flächennutzungsplans 2040. Der ist gerade in der frühzeitigen Beteiligung, soll im Herbst in den Gremien weiter diskutiert werden.

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Ich hoffe, dass trotz restriktiver Vorgaben zum Flächenverbrauch ein angemessenes Wachstumspotential für Königsfeld möglich ist.

Was im Ortskern Königsfeld angedacht?

Link: Mit der im Mai bewilligten ersten Fördertranche von 500.000 Euro für das mit 7,85 Millionen Euro veranschlagte Sanierungsprogramm „Südlicher Ortskern Königsfeld“ möchten wir innerorts Brachflächen und Leerstände beseitigen sowie öffentlichen Raum aufwerten.

Im Bereich südlich der Friedrichstraße bis zur Jahnstraße samt Mönchweiler Straße und Stellwaldstraße finden bereits Voruntersuchungen statt.

Dank Qualitäts-Check des Verkehrsministeriums entstehen begleitend eine Zustandserfassung und Ausbauempfehlungen für die Landesstraße 177, um die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu erhöhen.

Was ist mit den anderen Bereichen?

Link: Vorbereitet werden derzeit europaweite Ausschreibungen für zwei zukunftsweisende Infrastrukturvorhaben in unserer Gemeinde. Rund 7,8 Millionen Euro kosten könnte der Neubau eines zentralen Wasserbehälters für Kernort, Neuhausen und Erdmannsweiler, um das ausreichend vorhandene Wasserdargebot zu nutzen und die Trinkwasserqualität zu erhalten.

Südlich der Grundschule im Kernort soll für 8,4 Millionen Euro der Neubau eines zentralen Feuerwehrgerätehauses für bis zu vier Abteilungen entstehen.

Im zweiten Halbjahr 2025 soll der Breitbandausbau in Buchenberg vergeben werden. Dank Zuschüssen von Land und Bund muss die Gemeinde nur 1,5 der sechs Millionen Euro Investitionskosten übernehmen.

Wie ist der Stand in Sachen Radwege, Tourismus- und Freizeitangebote, Hotels? Was steht in kommenden Jahren an?

Link: Ich hoffe, gemeinsam mit St. Georgen und Mönchweiler, auf zeitnahe Realisierung des noch fehlenden Radweges entlang der L 177 Richtung Peterzell, die erneut bei der Radwegekonzeption des Landkreises und dem Radnetz Baden-Württemberg beantragt wurde.

Seit Wochen beschäftigt ist die Kommune mit der Neuverpachtung des Park-Cafés in Königsfeld, da die bisherige Pächterin nach über 20 Jahren gastronomisch erfolgreicher, durch Initiative und kreativen Ideenreichtum geprägter Tätigkeit aufhören wird und den Vertrag kündigte. Das Café ist wesentlicher Baustein der Attraktivität und Herz des Kurparks.

In der Hotellerie sehe ich einen besorgniserregenden Rückgang des Bettenangebots, zuletzt mit der Schließung des Schwarzwald-Park-Hotels.

Neben der Frage zur Weiternutzung der Hotelanlage widmen wir uns den Planungen zur Erschließung des Bebauungsplangebiets „Königshöhe“. Hier soll eine Hotelanlage mit bis zu 400 Betten entstehen. Ein weiteres Hotel kommen soll nach Abschluss des ersten Wohnbauabschnitts im Quartier „Kurgebiet am Doniswald“.

Wie hat sich der Einzelhandelsstandort seit Ansiedlung von Aldi/Rossmann entwickelt? Wo liegen die Problemfelder?

Link: Aldi und Rossmann sind Frequenzbringer, Ergänzung zum Vollsortimenter Edeka und wertvolle Bereicherung des Einzelhandels. Wichtig ist für uns, dass Kunden sonstige Bedarfe in der Ortsmitte in einem städtebaulich attraktiven und ansprechenden Umfeld decken können.

Hier wurde mit Wiederherstellung des Zinzendorfplatzes und der Neuausstattung von Straßenmobiliar in der Friedrichstraße schon viel erreicht. Trotz gut sortiertem Einzelhandel gibt es aber Licht und Schatten. Schmerzhaft ist der Verlust des Blumengeschäfts, erfreulich die Neueröffnungen von Bäckerei und Juwelier.

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Mit dem Handels- und Gewerbeverein brachten wir vor der Sommerpause ein Leerstands- und Nutzungsmanagement auf den Weg, um gezielt Nachfolgelösungen für Leerstände zu finden.

Wie ist der aktuelle Stand in Sachen Grundsteuer und die Akzeptanz durch die Bürger?

Link: Bei 3500 erlassenen Grundsteuerbescheiden gingen 38 Einsprüche ein. Das zeige, dass Eigentümer die vom Bundesverfassungsgericht geforderte Neuordnung weitgehend akzeptierten. Die Kommune hat die Hebesätze so kalkuliert, dass das Steueraufkommen insgesamt nicht steigt.

Da trotzdem für einzelne Grundstücke deutlich mehr zu zahlen ist, soll im Herbst zur Neufestlegung der Hebesätze gegebenenfalls eine Nachjustierung erfolgen.

Wie steht Königsfeld finanziell da und wie sieht die Zukunft aus? Sind Neuverschuldungen geplant und müssen sich Bürger auf Erhöhungen von Steuern und Gebühren gefasst machen?

Link: Wie in 80 Prozent der Kreiskommunen gelingt Königsfeld trotz enormer Sparanstrengungen der Haushaltsausgleich 2025 nicht. Ein Grund dafür ist das neue kommunale Haushaltsrecht.

Dazu kommen Inflation, Tarifabschlüsse und eine höhere Kreisumlage, außerdem unter Missachtung des Konnexitätsprinzips von Bund und Land zugewiesene Mehraufgaben wie die Ganztagsbetreuung in Grundschulen ab 2026 ohne ausreichende Gegenfinanzierung.

Wir fordern, dass das Land Bundeszuschüsse vollständig an die Kommunen weitergibt. 2025 konnte Königsfeld die Neuverschuldung nochmals vermeiden, künftig wird das kaum vermeidbar sein.

Sind weitere Bauvorhaben in Sachen regenerativer Energie geplant?

Link: Königsfeld hat als bundesweit erste Solarkommune seine Hausaufgaben bezüglich regenerativer Energieerzeugung gemacht, ist dank der Freiflächen-Photovoltaikanlage im Gewann „Halden“ rechnerisch energieautark.

Zudem wurde mit 90-prozentiger Bezuschussung durch den Bund eine flächendeckende Wärmeplanung für den Gesamtort erstellt. Danach eignen sich nur Teile des Kernorts für ein zentrales Wärmenetz. Dessen Tragfähigkeit soll nun mit regionalen Energieversorgern und potenziellen Abnehmern untersucht werden.

In den Ortsteilen erscheint nur dezentrale Wärmeversorgung auf Basis von Wärmepumpen und Geothermie realistisch.

Wie ist der Stand bei Kinderbetreuung? Sind weitere Einrichtungen geplant? Wie werden sich Gebühren entwickeln?

Link: Nach hohen Investitionen mit Erweiterung des Kindergartens Erdmannsweiler und dem Neubau einer Krippe in Buchenberg stehen uns sechs kommunale, kirchliche, vereinsgetragene oder private Betreuungseinrichtungen zur Verfügung.

Mit 258 Plätzen in Kindergärten und 30 in Krippen können alle Bedarfe gedeckt werden. Eine Warteliste hat nur der Naturkindergarten „Zauberwald“, mit Eltern, die sich genau dieses pädagogische Angebot wünschen.

Bei Gebühren übernimmt die Gemeinde, ebenso wie kirchliche Einrichtungen, die Empfehlungen der Spitzenverbände. Die steigen zwar regelmäßig an, erreichen aber trotzdem nicht einmal eine Kostendeckung von 20 Prozent.

Wie sieht die Kooperation mit den Umlandgemeinden aus, zum Beispiel in Sachen Kinderferienprogramm, Flüchtlingsbetreuung, Digitalisierung?

Link: Ich verweise auf das bereits im neunten Jahr zusammen mit Mönchweiler organisierte Kinderferienprogramm mit 47 Veranstaltungen. Ich sehe eine außergewöhnliche Mitwirkungsbereitschaft seitens Vereinen und Institutionen beider Kommunen.

Die erstmals eingesetzte Online-Anmeldung mit Auslosung statt des bisherigen Windhundverfahrens fand durchweg positive Resonanz.

Bezüglich Flüchtlingsbetreuung kooperiert Königsfeld mit St. Georgen, Mönchweiler und Unterkirnach, sodass Kräfte sowohl in der organisatorischen als auch der aufsuchenden Betreuung vor Ort im Einsatz sein können.

Mit dem Landkreis wiederum steht die Kommune bezüglich einer notwendigen Digitalisierung in Verwaltung, Schulen und Kindergärten in engem Kontakt. Angedacht ist eine Pool-Bildung auf Ebene des Zweckverbands Breitbandversorgung oder eine interkommunale Gesellschaft samt Nutzung eines Behördennetzes auf Basis des kreiseigenen Glasfasernetzes.

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Was macht Königsfeld für Sie zu einem besonderen Ort und wie empfinden Sie Ihre Arbeit?

Link: Wir haben viele Initiativen wie das große Park-Festival zum Gemeindejubiläum mit Gewerbe- und Blaulichtschau sowie einer Kunstmeile, die Fotoausstellung „Wundersames Königsfeld“ und manches mehr.

Ich erlebe die große Vielfalt, Kreativität sowie wirtschaftliche und kulturelle Bandbreite des örtlichen Gemeinwesens, das Engagement der Bürger wie auch der Gemeindemitarbeiter.

Es macht Freude, wenn alle an einem Strang ziehen und bewusst gemeinsam an der Entwicklung unserer Zukunft arbeiten. Diese großen Gestaltungsmöglichkeiten geben mir persönlich immer wieder die notwendige Motivation und vermitteln eine große berufliche Erfüllung.