24,5 Cent pro Tag – so viel zahlen Anwohner im Innenstadtbereich, um auf öffentlichen Flächen zu parken. 1500 Anwohnerausweise wurden laut Stadt im vergangenen Jahr ausgestellt, eine Obergrenze gebe es nicht. Für 90 Euro im Jahr, also 7,50 Euro monatlich, parken – das klingt nach einem echten Schnäppchen. Doch auch Besucher kommen in Friedrichshafen gut weg: maximal acht Euro kostet der Tag Parken am Hinteren Hafen. Wer ein bisschen weiter läuft, kann sogar für 4,40 Euro pro Tag parken. Sind das in Zeiten von Flächenknappheit noch realistische Preise?

Das könnte Sie auch interessieren

Autos stehen die meiste Zeit, brauchen aber viel Platz

Vorweg: Autos stehen laut Mobilitätsbericht im Durchschnitt 23 von 24 Stunden des Tages. Trotzdem benötigt jedes Auto einen Parkplatz, auch wenn sein Besitzer keine eigene Garage oder keinen Stellplatz hat oder eben damit unterwegs ist. 77 Prozent der Kosten für Parkplätze in Deutschland werden laut Mobilitätsbericht von der öffentlichen Hand, also von der Allgemeinheit, finanziert.

In der Kleinebergstraße, unweit des Hinteren Hafens, parken Autofahrer zehn Stunden lang – für 4,40 Euro.
In der Kleinebergstraße, unweit des Hinteren Hafens, parken Autofahrer zehn Stunden lang – für 4,40 Euro. | Bild: Wienrich, Sabine

Berechnen wir zunächst, wie viel Parkfläche die Stadt Friedrichshafen mit Parkscheinautomaten bewirtschaftet. Parkhäuser sind ausgeklammert, denn die werden vom Stadtwerk am See betrieben, nicht von der Stadtverwaltung. Auch private Parkflächen, beispielsweise von Unternehmen, der Messe oder von Supermärkten, lassen wir aus der Rechnung, denn sie stehen der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung.

Laut Berechnungen der Stadt geht es also um 45,2 Hektar Fläche, wovon 15,2 Hektar in der Innenstadt liegen, rund 7600 Quadratmeter im Bereich Hinterer Hafen sind und rund 22,4 Hektar Bäder-Parkflächen dazugehören.

Es geht also in Summe um etwa 63 Fußballfelder Fläche, die von der Stadt, also von öffentlicher Hand, gepflegt, gewartet und bewirtschaftet werden müssen. Das wiederum erzeugt zunächst mal Kosten: Laut Verwaltung betrug der Aufwand zur Unterhaltung der Parkscheinautomaten in 2021 rund 8.600 Euro. Zudem wurden für 18.000 Euro drei neue Automaten angeschafft.

Das könnte Sie auch interessieren

Der deutlich größere Posten dürfte jedoch die Unterhaltung der Parkflächen, wie zum Beispiel die Grünpflege, Reinigung, Belagsarbeiten, Bargeldhandling und vieles mehr, sein. Diese Posten fallen auch für all die Parkstreifen und Parkplätze an, die gratis sind – also außerhalb der Innenstadt oder in Ortsteilen liegen.

Keine Kostentransparenz

Für diesen wichtigen Punkt gibt es in Friedrichshafen keinerlei Kostentransparenz. „Diese Daten liegen uns in diesem Detailierungsgrad nicht vor, da nicht gesondert erfasst wird, ob zum Beispiel eine Grünfläche an einem Parkplatz liegt oder in einem Wohngebiet“, erklärt Stadtsprecherin Monika Blank.

Monika Blank, Stadtsprecherin.
Monika Blank, Stadtsprecherin. | Bild: Stadtverwaltung

Auch nicht berechnet ist der Verwaltungsaufwand für die Anwohnerparkausweise. Kurz: Wie viel Friedrichshafen für seine Parkflächen ausgibt, ist weitestgehend unklar.

Die Einnahmen durch Parkgebühren schwanken, pendelten sich aber in den vergangenen Jahren auf rund eine Million Euro pro Jahr ein.
Die Einnahmen durch Parkgebühren schwanken, pendelten sich aber in den vergangenen Jahren auf rund eine Million Euro pro Jahr ein. | Bild: Müller, Cornelia

Sind diese Preise noch marktgerecht?

Mehr Transparenz gibt es auf der Einnahmenseite. 2021 hat die Stadt mit der Parkraumbewirtschaftung öffentlicher Flächen rund eine Million Euro eingenommen, 2020 waren es – vermutlich pandemiebedingt – 200.000 Euro weniger. Eine Million Euro – das klingt nach viel, ist es aber nicht, wenn man berechnet, wie teuer Grund und Boden und wie rar Fläche in Friedrichshafen ist.

In der Katharinenstraße in der Nordstadt sind meist alle Parkplätze an der Straße belegt. Dort zahlt man 67 Cent – pro Stunde.
In der Katharinenstraße in der Nordstadt sind meist alle Parkplätze an der Straße belegt. Dort zahlt man 67 Cent – pro Stunde. | Bild: Wienrich, Sabine

Deutlich wird das Missverhältnis, wenn man auf den privaten Parkplatzmarkt schaut. Die Firma Fränkel verlangt beispielsweise 100 Euro pro Monat für einen Tiefgaragenplatz in der Nordstadt. In der Innenstadt kostet der Dauerparkplatz in einem Stadtwerk-Parkhaus 95 Euro monatlich. Auch ein Außenstellplatz ist kaum unter 60 Euro pro Monat zu kriegen. Warum also werden öffentliche Parkplätze so viel billiger vermietet?

Das könnte Sie auch interessieren

Das funktioniert nur deshalb, weil die Parkflächen subventioniert werden – mit öffentlichen Geldern. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer machte vor einiger Zeit in der ‚Welt‘ transparent, dass ein Parkplatz die Stadt Tübingen rund 30 Euro pro Monat kostet (Grund und Boden, Unterhaltung und Reinigung).

Bis Oktober 2020 gab es eine einheitliche Regelung vom Bund, dass ein Anwohner-Parkausweis nicht mehr als 30,70 Euro kosten darf. Doch diese gilt längst nicht mehr.

In Freiburg kostet der Anwohnerausweis 360 Euro im Jahr

Die meisten Städte haben seither die Preise für die Anwohnerausweise erhöht. Der Deutsche Städtetag empfiehlt einen Rahmen von bis 200 Euro pro Jahr. Friedrichshafen ging auf die 90 Euro, doch auch das ist wenig. Zum Vergleich: In Freiburg kostet der Parkausweis 360 Euro im Jahr, auch Heidelberg zieht nach. Das wollte auch Palmer für Tübingen, jetzt hat man sich auf 120 Euro pro Jahr – und 180 Euro für SUVs geeinigt. Die Logik: große Autos brauchen mehr Platz.

Bild 5: Verramscht Friedrichshafen seine Parkflächen?
Bild: Wienrich, Sabine

Viele Städte nutzen also ihre Spielräume. Im Blick auf andere europäische Städte ist jedoch auch das noch günstig. In Stockholm beispielsweise kosten Anwohnerausweise derzeit 827 Euro pro Jahr.