Klaus Segelbacher sitzt alleine auf der leeren Tribüne des VfB-Stadions. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Häfler Fußballvereins blickt auf den Rasen. Er ist nicht gemäht, stellenweise wächst Klee. Ein einsamer Jogger dreht seine Runden auf der Aschenbahn. Doch bald wird der Rasen auf etwa knapp über zwei Zentimeter Länge gestutzt sein, tausende Zuschauer werden auf der Tribüne feiern und Bratwurst und Bier genießen. Denn der Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart kommt für zwei Testspiele ins Stadion des VfB Friedrichshafen, mit dem er bei der Nachwuchsarbeit kooperiert.

Es geht am Samstag, 9. Juli um 17.30 Uhr gegen den Schweizer Meister FC Zürich. Eine Woche später, am 16. Juli um 15.30 Uhr folgt ein Spiel gegen den FC Brentford aus der englischen Premier League, bei dem Weltstar Christian Eriksen spielt, der bei der Europameisterschaft 2021 einen Herzstillstand erlitten hatte. Segelbacher erwartet zwei Partien auf internationalem Niveau. „Alle Spieler werden Vollgas geben und sich präsentieren wollen“, ist er sicher. Doch wie bereitet sich ein Amateurverein überhaupt darauf vor, dass Rasen, Kabinen und Sicherheit den Ansprüchen eines Bundesligisten genügen?

Vorstand: „Eine Mammutaufgabe für einen Amateurverein“

Klaus Segelbacher kümmert sich laut eigener Aussage um 95 Prozent der Vorbereitung. Seit knapp sechs Wochen ist er im Dauerstress. „An den Wochenenden verbringe ich zehn bis zwölf Stunden im Büro“, sagt er. Rund um das Spiel gebe es viele Kleinigkeiten zu organisieren, an die man erst einmal gar nicht denke: Sicherheitskonzept erstellen, Flyer und Banner entwerfen, Tickets gestalten und verkaufen, Bewirtung organisieren sowie Rasen und Kabinen in den richtigen Zustand bringen – alles muss koordiniert werden. „Das ist eine Mammutaufgabe für einen Amateurverein“, so Segelbacher.

Klaus Segelbacher, stellvertretender Vorstandvorsitzender des VfB Friedrichshafen.
Klaus Segelbacher, stellvertretender Vorstandvorsitzender des VfB Friedrichshafen. | Bild: Mario Wössner

Dass es zu den beiden Testspielen überhaupt kommt, habe der Vereinen seinen guten Referenzen zu verdanken. 2006 war man Mannschaftsquartier bei der Weltmeisterschaft, 2008 fand hier das U20-Länderspiel gegen Italien statt vor 9500 Zuschauern. Seither gab es einige Testspiele von Top-Teams wie Stuttgart, Leverkusen, Nürnberg und Fenerbahce Istanbul mit Ex-Star Roberto Carlos. „Seither kommen immer wieder Agenturen im Auftrag der Bundesliga-Vereine auf uns zu, ob wir im Sommer Vorbereitungsspiele veranstalten können“, berichtet Segelbacher.

Security-Firma sorgt für Sicherheit bei den Spielen

Und die Bundesligisten erwarten einiges: Es braucht ein Sicherheitskonzept für die Mannschaften und die Zuschauer mit Fluchtwegen – alles in Absprache mit Stadt, Vereinen und Einsatzkräften. „Wir werden dafür sechs bis acht professionelle Sicherheitsleute engagieren. Zusätzlich helfen auch Vereinsmitglieder“, erklärt Segelbacher.

Auch Platz und Kabine benötigen viel Arbeit: „Wir haben keine fünf Greenkeeper wie die Bundesligavereine. Trotzdem müssen wir einen Rasen auf diesem Niveau liefern. Er sollte zwischen 2,2 und 2,5 Zentimeter lang sein, damit der Ball gut rollt“, erklärt Klaus Segelbacher. Zu kurz dürfe er aber auch nicht sein, sonst vertrocknet er. „Wir können die ja nicht auf einem braunen Acker spielen lassen“, lacht er. Im Moment helfe das Wetter mit abwechselnd Regen und Sonne sehr, zum letzten Mal gemäht wird am Abend oder Morgen vor dem ersten Testspiel.

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Probleme bei Organisation eines Kühlwagens

Und auch an die Kabinen bestehen hohe Ansprüche: Bananen, Kaffee und Kuchen sowie weitere Getränke und Eis zum Kühlen müssen da sein. Und ausreichend Platz. „Wir haben große Kabinen und Extraräume für die Trainerteams. Die würden sonst ausflippen, wenn sie mit ihrem zwölf Koffern gar nicht unterkämen“, sagt Segelbacher lachend. Bereits einige Stunden vor dem Spiel komme ein kleiner Tross der Mannschaften, der die Kabinen vorbereitet. Zudem gibt es bei der Bewirtung noch einige Hürden. „Im Moment finden viele Feste statt, alles ist ausgebucht. Wir haben schon Schwierigkeiten, einen Kühlwagen für die Getränke zu bekommen“, berichtet Segelbacher.

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Doch nicht nur die Vorbereitung ist intensiv, auch an den beiden Spieltagen selbst wird Klaus Segelbacher einiges zu tun haben. Der ganze Verein sei auf den Beinen, insgesamt 250 Leute. „Niemand macht das hauptberuflich, aber damit es ein Fußballfest wird, müssen alle funktionieren“, sagt er. Er selbst sei dann das „Mädchen für alles“. Trotz der Arbeit überwiegt aber die Vorfreude beim Vorsitzenden: „Ich hoffe auf ein Fußballfest. Ich glaube, dass einige Tausend kommen werden. Die Menschen haben Nachholbedarf, sie wollen endlich wieder ins Stadion.“

1000 Tickets am ersten Tag verkauft

Der Kartenverkauf ist am vergangenen Dienstag gestartet worden – bereits am ersten Tag seien etwa 800 bis 1000 Tickets verkauft gewesen. „Rund um den VfB Stuttgart herrscht nach dem Herzschlagfinale am letzten Bundesligaspieltag eine positive Energie. Das lockt die Leute an“, erklärt Segelbacher, der selbst kein Stuttgart-Fan ist, auch wenn er manchmal so von den Spielen schwärmt, dass man es glauben könnte. Als Kind war er Anhänger des 1. FC Köln. „Jetzt bin ich einfach Fan von gutem Fußball“, sagt er, und erwähnt eine gewisse Nähe zu einem süddeutschen Rivalen des VfB.

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