Am Ende war es eine klare Entscheidung im Kampf um die neue Spielstätte der VfB-Volleyballer: 28 von 37 Gemeinderäten quer durch alle Fraktionen stimmten für den „Fortbestand des Spitzensports Volleyball in Friedrichshafen“, wie es in der Vorlage hieß. Nur die Grünen stimmten mehrheitlich dagegen, weil Profisport keine Aufgabe des Gemeinwohls und der Schulsport in der Halle wichtiger sei, sagte Felix Bohnacker.

Der frühere Intersky-Hangar von außen.
Der frühere Intersky-Hangar von außen. | Bild: VfB Volleyball GmbH

Damit zahlt die Stadt 1,8 Millionen Euro für den Umbau des Hangar R am Flughafen. Dazu kommt rund eine Million Euro, um die Betriebskosten der neuen Volleyball-Arena für drei Saisons bis 2025 zu finanzieren. „Wir sind froh und dankbar, dass der Gemeinderat damit ein deutliches Zeichen für unseren Sport in Friedrichshafen gesetzt hat“, sagt VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt. „Es gibt uns ein gutes Gefühl, wieder nach Hause zu kommen.“ Die Champions-League-Spiele allerdings wird der VfB voraussichtlich weiter in der Ratiopharm-Arena in Ulm austragen müssen, weil Platz für mindestens 3000 Zuschauer in der -Halle sein muss. Das sei im Hangar beim besten Willen nicht möglich, so Späth-Westerholt.

Thilo Späth-Westerholt
Thilo Späth-Westerholt | Bild: Vfb Friedrichshafen
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Mit dem Beschluss am Montagabend geht für die VfB-Volleyballer eine lange Zitterpartie erfolgreich zu Ende. Wie ernst die Lage war, sprachen mehrere Stadträte an. Kaum ein Thema sei in den letzten Wochen so von Emotionen geprägt gewesen, stellte Dagmar Hoehne (Freie Wähler) fest. „Hop oder Top? Der Weiterbestand der GmbH steht auf dem Spiel“, sagte sie. Denn ohne Spielstätte hätten die VfB-Profis keine Lizenz mehr für die Bundesliga bekommen. „Es geht ums schlichte Überleben nicht nur des Profivolleyballs“, konstatierte Jürgen Holeksa (Netzwerk). An der Entscheidung hingen auch der Bundesstützpunkt und der Amateurbereich.

Dass die Stadt nochmals Steuergelder für den quasi obdachlosen Proficlub ausgibt, liege an „der schwierigen Lage, die er nicht selbst verschuldet hat“, sagte Franz Bernhard (CDU). „Wenn wir heute hier den Stecker ziehen, wäre das unfair. Wir ersetzen die Spielstätte, die mit der ZF-Arena weggefallen ist.“ Dass der VfB mit dem Pokalsieg und der Vizemeisterschaft trotzdem große Erfolge eingefahren hat, sei hoch anzurechnen. „Aber wir dürfen nicht verschweigen, dass Volleyball an Strahlkraft verloren hat“, so Bernhard.

Die VfB-Fans werden jubeln: Endlich wieder Erstliga-Volleyball in Friedrichshafen.
Die VfB-Fans werden jubeln: Endlich wieder Erstliga-Volleyball in Friedrichshafen. | Bild: VfB Friedrichshafen/Günter Kram

Wie es zu dieser Förderung des Profi-Volleyballs in Friedrichshafen überhaupt kam, darauf ging bereits Oberbürgermeister Andreas Brand vorab ein. 1995 beschloss der Gemeinderat, dem VfB mit einem einmaligen Zuschuss von 100 000 D-Mark die Möglichkeit zu schaffen, in einer Sportart in der höchsten Spielklasse zu spielen. Damals war der VfB-Volleyball „ein bedeutender Faktor des Stadtmarketings“, so Brand.

„Steuergeld hat auf lange Sicht nichts im Profisport verloren.“Franz Bernhard, CDU-Stadtrat
„Steuergeld hat auf lange Sicht nichts im Profisport verloren.“Franz Bernhard, CDU-Stadtrat | Bild: CDU Friedrichshafen
„Qualität und Nachfrage des Produkts passen leider nicht mehr zusammen.“Jürgen Holeksa, Stadtrat fürs Netzwerks für ...
„Qualität und Nachfrage des Produkts passen leider nicht mehr zusammen.“Jürgen Holeksa, Stadtrat fürs Netzwerks für Friedrichshafen | Bild: Benjamin Schmidt
„Die Zeiten sind vorbei, dass ausschließlich Sponsoren bezahlen.“Sylvia Hiss-Petrowitz, ÖDP-Stadträtin
„Die Zeiten sind vorbei, dass ausschließlich Sponsoren bezahlen.“Sylvia Hiss-Petrowitz, ÖDP-Stadträtin | Bild: Lena Reiner

Doch die Zeiten haben sich geändert. Mit im Schnitt 1300 Zuschauern pro Spiel von 2010 bis 2019 passen nach Meinung von Jürgen Holeksa (Netzwerk) „Qualität und Nachfrage des Produkts leider nicht mehr zusammen“. Profivolleyball in Friedrichshafen funktioniere so nur noch, weil es ein klares finanzielles Bekenntnis von zwei Hauptsponsoren gebe, die 66 Prozent des Sponsorenetats tragen. OB Brand bezifferte das Engagement der beiden Stiftungsunternehmen von ZF und Zeppelin GmbH auf insgesamt 30 Millionen Euro seither – also im Schnitt 1,5 Millionen Euro pro Jahr.

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„Die Zeiten sind vorbei, dass ausschließlich Sponsoren bezahlen“, erklärte Sylvia Hiss-Petrowitz (ÖDP). Auch der Gemeinderat werde „unausweichlich die Entscheidung treffen, ob der Ratsbeschluss von 1995 heute noch Bestand hat“. Dieser Ansicht war auch Franz Bernhard (CDU). „Steuergeld hat auf lange Sicht nichts im Profisport verloren!“ Das müsse zukünftig klar sein. Mit der Planungssicherheit von drei Jahren bleibe dem VfB Zeit, „um nach Alternativen zu suchen“, ergänzte Mathias Eckmann (SPD).

VfB muss sich auf Geldsuche machen

Mit anderen Worten: „Der VfB muss ein tragfähiges Wirtschaftsmodell aufzeigen“, erklärte der zuständige Bürgermeister Andreas Köster. Er forderte den Club auf, die Einnahmen zu erhöhen und die Ausgaben zu reduzieren. Aktuell habe der VfB Friedrichshafen den zweitgrößten Etat in der Liga. Vielleicht sei es nötig, vorerst „kleinere Brötchen zu backen“.

Und auch Dagmar Hoehne gab der VfB-Chefetage mit, dass es ein „weiter so“ nicht mehr geben werde. Der Club habe drei Jahre Zeit, seine Finanzierungs-Möglichkeiten zu erweitern, um unabhängig von der Stadt zu werden. Der Gemeinderat erwartet jährlich einen Bericht als Zwischenbilanz.