Was tut sich bei der Modernisierung des Bahnhofs? Wie geht es mit dem RAB-Gelände weiter? Und was passiert in den kommenden Jahren eigentlich auf der Schiene? Das wollte mit Blick auf die Stadtentwicklung das Netzwerk für Friedrichshafen wissen und hatte den Antrag auf einen Bahngipfel gestellt.

„Die Kommunikation zwischen Stadt und der DB als einem der größten Grundstücksbesitzer in der Stadt ist enorm wichtig“, hatte Philipp Fuhrmann für das Netzwerk im Sommer in einer Pressemitteilung erklärt. Um beim Bahngipfel über diese Themen zu sprechen, trafen sich die Vertreter des Ausschusses für Planen, Bauen und Umwelt jetzt zum Bahngipfel im Graf-Zeppelin-Haus, die Vertreter der Deutschen Bahn waren per Videokonferenz zugeschaltet.

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Was passiert mit dem RAB-Gelände?

Das Gelände zwischen Bahnanlagen und Eugenstraße ist wegen seiner zentralen Lage aus Sicht der Stadt von großem Interesse und biete verschiedene Entwicklungspotenziale. Es gehört allerdings der Deutschen Bahn. Nach Angaben von Bernhard Geng, bei der DB für Immobilien zuständig, wird das Gelände zumindest mittelfristig – vielleicht sogar langfristig – als Busbetriebshof benötigt.

Allerdings könnte man den Busbetrieb auf den westlichen Teil der Flächen konzentrieren und den östlichen Bereich für eine andere Nutzung freiräumen. Damit könnte die Stadt künftig über diesen Teil des Geländes verfügen und einen Ideenwettbewerb ausschreiben. Philipp Fuhrmann würde lieber die gesamte Fläche nutzen und brachte als Tauschfläche den Parkplatz P7 ins Spiel.

Kann das RAB-Gelände künftig städtebaulich genutzt werden? Zum Teil – so das Ergebnis des Bahngipfels.
Kann das RAB-Gelände künftig städtebaulich genutzt werden? Zum Teil – so das Ergebnis des Bahngipfels. | Bild: Fabiane Wieland

Modernisierung des Stadtbahnhofs

Die DB hat die Modernisierung des Stadtbahnhofs bereits mehrfach verschoben. Wann geht es nun tatsächlich los? „Der Finanzierungsvertrag wird in Kürze gezeichnet“, sagte Michael Groh von der Deutschen Bahn, der in der Region für die Bahnhöfe zuständig ist. Vorbereitende Maßnahmen würden bereits laufen. Baubeginn soll im Sommer nächsten Jahres sein, die Arbeiten werden rund zwei Jahre dauern.

Die Gesamtkosten für den Umbau, der vier Bauphasen umfasst, belaufen sich auf 14,3 Millionen Euro. Die Bahnsteige werden erneuert und in der Höhe angepasst, die Unterführung soll gestalterisch aufgewertet und mit Aufzügen zu den Bahnsteigen versehen werden. Hinzu kommen Fahrradschienen an den Aufgängen zu den Bahnsteigen.

Philipp Fuhrmann
Philipp Fuhrmann | Bild: Andreas Ambrosius (Archivbild)

Philipp Fuhrmann erklärte: „Bahnhofsunterführungen sind oftmals problematische Orte.“ Die Beleuchtung spiele hier beispielsweise eine ganz wichtige Rolle. Als zentrale Achse in der Stadt wünsche er sich hier zudem eine deutliche Aufwertung. Die Vertreter der Bahn betonten, dass hier noch Anpassungen möglich seien. Die Modernisierung des Gebäudes sei ursprünglich nicht vorgesehen gewesen, ergänzte Groh, allerdings stehen hier nun eine Dachsanierung und Anpassungen an der Fassade an.

Eine Nachfrage von Jochen Meschenmoser, Freie Wähler, ob das Bahnhofsgebäude künftig in den Besitz der Stadt übergehen könnte, verneinte Michael Groh: „Der Stadtbahnhof ist bei uns im Kernportfolio, den werden wir dauerhaft ins unserem Eigentum behalten.“

Neben der Modernisierung des Stadtbahnhofs ging es beim Bahngipfel auch um den Bahnhofsvorplatz.
Neben der Modernisierung des Stadtbahnhofs ging es beim Bahngipfel auch um den Bahnhofsvorplatz. | Bild: Fabiane Wieland

Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes

Mit der Neugestaltung des Uferparks wurden auch Pläne für den Bahnhofsvorplatz geschmiedet. Der Bereich vor dem Bahnhofsgebäude gehört allerdings der DB. Könnte der Platz dennoch umgestaltet werden?

Thorsten Krenz, Konzernbevollmächtigter der Bahn in Baden-Württemberg, betonte, aktuell werde glücklicherweise in die Schiene investiert, „das hat aber natürlich auch Folgen, unter anderem, dass wir sehr genau hinschauen müssen, welche Grundstücke für uns betriebsnotwendig sind oder wieder werden könnten“. Die Untersuchungen dazu laufen, daher könne man auch zum Bahnhofsvorplatz aktuell keine weiteren Angaben machen, so die Bahnvertreter.

Thorsten Krenz, Konzernbevollmächtigter der Bahn in Baden-Württemberg
Thorsten Krenz, Konzernbevollmächtigter der Bahn in Baden-Württemberg | Bild: Pablo Castagnola

Radschnellweg auf stillgelegten Gleisen

Seit vielen Jahren ist ein Radschnellweg von Friedrichshafen durch das Schussental bis Baindt geplant. Der Abschnitt zwischen Friedrichshafen und Meckenbeuren soll auf stillgelegten Gleisen verlaufen, wofür die Bahn jedoch Grundstücke verkaufen muss. Norbert Fröhlich, CDU, wollte wissen: „Nach den bisherigen Ausführungen, dass die Bahn aktuell genau hinschaut, welche Grundstücke sie tatsächlich veräußern kann, stellt sich die Frage, gibt die Bahn die für den Radschnellweg benötigte Fläche überhaupt noch her?“

Bernhard Geng von der Bahn erklärte: „Die Abstimmung mit den Gremien darüber, ob Flächen weiterhin entbehrlich sind, laufen noch.“ Momentan sehe es für diesen Bereich gut aus, man könne den Beratungen innerhalb der DB aber nicht vorgreifen.

Südbahn: „Maßgeblich der Region zu verdanken“

Und was passiert auf der Schiene? Darüber berichtete Regionalverbandsdirektor Wilfried Franke. Er machte deutlich, dass beim Schienenverkehr das Bohren dicker Bretter über einen langen Zeitraum erforderlich sei. „Wir sind eine der wirtschaftsstärksten Regionen und stecken dennoch im zweitgrößten Dieselloch. Das passt nicht zusammen“, betonte Franke.

Was man mit der Elektrifizierung der Südbahnstrecke bald an Standards haben werde, sei ganz maßgeblich der Region selbst zu verdanken. „Das ist ein Gemeinschaftsprojekt, das niemals zustande gekommen wäre, wenn sich die Region nicht so aufgestellt hat, wie sie es getan hat“, so der Regionalverbandsdirektor.

Wilfried Franke, Geschäftsführer des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben und Verbandsvorsitzender der Interessengemeinschaft ...
Wilfried Franke, Geschäftsführer des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben und Verbandsvorsitzender der Interessengemeinschaft Bodenseegürtelbahn. | Bild: Georg Wex

Neue Haltepunkt für Bodenseegürtelbahn

Gleichzeitig drohe der Region mit der Bodenseegürtelbahn „eine Katastrophe, wenn wir nichts tun“. Die Strecke sei nicht Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans, Heinz Tautkus (SPD) tadelte dafür die Bundestagsabgeordneten. Franke mahnte: „Allein die Planungskosten für die Leistungsphasen eins und zwei liegen bei 10,5 Millionen Euro. Wir haben seit Kurzem einstimmige Beschlüsse der beide Kreistage für 2021/2022.“

Insgesamt sei man also auf einem guten Weg, doch mit Blick auf die gesamten Planungskosten sei die Finanzierung noch nicht gesichert. Untersucht werden für die Strecke zwei Varianten. In der Vorzugsvariante verkehrt ein überregionaler Zug im Stundentakt und ein Regionalzug im Halbstundentakt. Bei der Referenzvariante ist je ein stündlich schneller und langsamer Zug unterwegs.

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Ob die Referenz- oder die Vorzugsvariante umgesetzt wird, darüber wird Ende der Leistungsphase II zu entscheiden sein, betonte Franke. Untersucht wird derzeit außerdem, wo ein zweigleisiger Ausbau erforderlich ist. Für Friedrichshafen teilte Wilfried Franke mit: Wenn man von diesen beiden Betriebskonzepten ausgehe, brauche man nach derzeitigem Stand nicht unbedingt eine Zweigleisigkeit vom Stadtbahnhof bis nach Fischbach.

Roland Heil, Projektleiter der DB für die Bodenseegürtelbahn, berichtete, dass die Vorplanung Anfang 2021 beginne. Außerdem teilte er mit, dass mit Espasingen und Lipbach/Markdorf weitere Verkehrshalte überprüft wurden, „die jetzt in der weiteren Planung berücksichtigt werden“.