Die Erwartungen sind groß: Im Herbst 2020 soll ein „Bahngipfel“ stattfinden. Ende Juli war der Gemeinderat diesem Antrag der Fraktion des Netzwerks für Friedrichshafen einstimmig gefolgt. Dann sollen die größten Baustellen, die es mit der Deutschen Bahn (DB) und auf deren Grundstücken gibt, besprochen werden: Bahnhofssanierung und RAB-Gelände, Hinterer Hafen und Hafenbahnhof, Ausbau der Gürtelbahn und Zukunft der Bodensee-Oberschwabenbahn (BOB), um nur einige zu nennen.
Kommunikation mit der DB-Zentrale ankurbeln
„Die Kommunikation zwischen Stadt und der DB als einem der größten Grundstücksbesitzer in der Stadt ist enorm wichtig“, erklärt Philipp Fuhrmann für das Netzwerk in einer Pressemitteilung. Seine Fraktion erhofft sich, dass es die Stadtentwicklung entscheidend beeinflussen wird, wenn die Verwaltungsspitze und die Spitzen der Bahn im Bauausschuss des Gemeinderats zusammenkommen und wichtige Fragen klären. Denn da geht es um einige Projekte.

Stadt will RAB-Gelände teilweise überplanen
Das Gelände zwischen Bahnanlagen und Eugenstraße ist wegen seiner zentralen Lage auch aus Sicht der Stadt von großem Interesse und biete verschiedene Entwicklungspotenziale. Doch es gehört nach wie vor der Bahn, und ihre Tochtergesellschaft Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) brauche den Busbetriebshof. Mangels eines alternativen Standorts scheint die DB hier auch nicht mit sich reden zu lassen.
Laut Vorlage ist die Rede von einer Prüfung zur Optimierung der Flächen. Der Stadt liege allerdings noch kein neues Betriebskonzept für das Areal vor, weshalb die Zielvorstellungen von DB und RAB weiterhin unklar seien. Die Stadt strebe eine Umnutzung und städtebauliche Entwicklung von Flächen an, die die DB nicht mehr brauche.
Neugestaltung der Kreuzung vor dem ZF-Forum
Lange vor Fertigstellung des ZF-Forums – also der Hauptverwaltung des Stiftungskonzerns ZF – an der Löwentaler Straße reiften Pläne der Stadt, die Kreuzung davor attraktiver zu gestalten, um die rückwärtige Lage des Areals zu verbessern. Bereits 2012 hatte der Gemeinderat eine Satzung beschlossen, wonach die Stadt das Vorkaufsrecht auf die nötigen Grundstücken an der Ailinger /Charlotten-/Löwentaler Straße beansprucht. Auch der Bahn gehören Flächen. Die Verhandlungen liefen bereits seit geraumer Zeit, steht in der Sitzungsvorlage. Viel passiert ist seither nicht, sieht man vom Abriss zweier Gebäude an der Löwentalerstraße ab, die früher als Bordelle genutzt wurden.

Radschnellweg auf stillgelegten Gleisen
Ebenfalls schon seit vielen Jahren geplant ist ein Radschnellweg von Friedrichshafen durch das Schussental bis Baindt. Erst vor wenigen Wochen hat das Land diese 29 Kilometer lange Verbindung in das Förderprogramm aufgenommen. Der Abschnitt zwischen Friedrichshafen und Meckenbeuren soll auf stillgelegten Gleisen verlaufen, wofür die Bahn jedoch Grundstücke verkaufen muss.
Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes
Mit der Neugestaltung des Uferparks wurden auch Pläne für den Bahnhofsvorplatz geschmiedet. Sie sind mit der DB abzustimmen, gehört dem Konzern doch der unmittelbare Bereich vor dem Bahnhofsgebäude. Wie es mit den Plänen der Stadt weitergeht, ist angesichts der finanziellen Spielräume in den nächsten zwei, drei Jahren jedoch fraglich.

Zweigleisiger Ausbau der Bahn zwischen Stadtbahnhof und Fischbach
Ausbau und Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn sind auch für Friedrichshafen ein Thema, die Stadt ist Mitglied im kommunalen Interessenverband. Ein konkretes Projekt wäre der zweigleisige Ausbau der Strecke zwischen Stadtbahnhof und Fischbach, dessen Machbarkeit die Stadt derzeit prüfen lässt.
Bahnhofsmodernisierung soll nun 2021 beginnen
Bereits drei Mal hat die DB die Modernisierung des Stadtbahnhofs seit Vorstellung der Pläne 2009 verschoben. Im Frühjahr 2019 hieß es, dass die DB nun im nächsten Jahr mit dem Projekt beginnen will. Man rechnet mit 26 Monaten Bauzeit. Richtig glücklich war der Gemeinderat zuletzt mit dem Bauprogramm allerdings nicht.
Dass dann Bahnsteige in Friedrichshafen sogar verkürzt oder Gleise im Betrieb doppelt belegt werden sollen, sei alles andere als zeitgemäß, kritisierten die Grünen. Doch ihr Ratsantrag, mit der Bahn nachzuverhandeln, fiel durch. Die Sorge war zu groß, dass sich das Projekt dann noch einmal verschieben könnte.

Neue Eisenbahnbrücke über die Rotach
Wie der Ratsvorlage zu entnehmen ist, soll im Jahr 2025 die Eisenbahnbrücke über die Rotach an der Aistegstraße komplett abgerissen und neu gebaut werden. Parallel dazu ist auf der ehemaligen Gleistrasse eine neue Brücke für den Radschnellweg geplant. Auch hier ist der Gesprächsbedarf hoch. Stadt und Bahn seien bereits im regen Austausch, auch weil unter der Brücke der Veloring verläuft und der geplante Hochwasserschutz für die Rotach tangiert ist.