Nach dem Festakt am Freitagabend durfte die Jugendfeuerwehr am Samstag beweisen, was sie leisten kann. Los ging‘s mit der Abnahme der Jugendflamme 2. Die Prüfung darf ab dem Kalenderjahr abgelegt werden, indem die Jugendlichen ihren 13. Geburtstag haben. Sie besteht aus einer Theoriestation und mehreren Stationen an Fahrzeugen und Geräten selbst.
Der 15-jährige Yannick Otto aus Kluftern hat eben die letzte Station der Gerätekunde hinter sich gebracht und resümiert: „Es lief alles gut, nur das mit dem Hydranten war etwas knifflig.“ Auch Tim Hofmann, Leiter der Jugendabteilung, erklärt beim Rundgang, dass diese Aufgabe besonders aufwendig sei. An fast allen übrigen Stationen ist kein Teamwork gefragt, jeder Jugendliche muss eine Wasserversorgung an einem Hydranten aufbauen, das Standrohr richtig setzen und Schläuche koppeln.

Viel zu lernen
Tabitha Otto, Yannicks Mutter, verrät, dass ihre Familie eigentlich nie etwas mit Feuerwehr am Hut gehabt habe. „Das kam durch unseren Nachbarn. Wir sind ja auf dem Dorf in Kluftern, da kennt man sich, und unser Nachbar meinte: ‚Jetzt komm doch mal mit‘, und ab da war er dann voll dabei.“ Seit drei Jahren ist ihr Sohn schon Mitglied der Jugendfeuerwehr. Sie ist stolz: „Die müssen schon ordentlich was lernen, das habe ich beim Üben und Abfragen für die Prüfung jetzt wieder gemerkt.“

Auch Familie Nehls gehört zu den Schaulustigen. „Feuerwehr ist ein Familiending für uns, aber Männersache“, sagt Yvonne Nehls, und ihr Mann ergänzt: „Ich bin schon 18 Jahre dabei.“ Ihr Sohn sei außerdem in der Jugendfeuerwehr und heute aktiv. Wie sind sie dazu gekommen? „Es gab hier mal einen Rundgang und da dachte ich: klingt spannend. Seitdem bin ich dabei, ich mag das Soziale, dass man etwas für die Gemeinschaft tut“, schildert Ronny Nehls. Sein Sohn sei dann später dazugestoßen, weil er die Feuerwehr durch ihn kenne.
Die Betreuerin der Klufterner Jugendlichen, Antonia Müller, hat derweil ein gutes Gefühl: „Ich bin richtig, richtig stolz. Wir haben die letzten drei Wochen geübt und ich kann mich überhaupt beschweren, wie das jetzt läuft.“ Sie wisse, dass die Jugendlichen auch in der Pause in der Schule und bei jeder Gelegenheit selbst geübt und sich gegenseitig abgefragt hätten. Auch Schiedsrichter Jonas Prophet sagt im Tagesrückblick: „Es lief richtig gut.“ Und sein Kollege Markus Schumacher ergänzt: „Ich habe nichts anderes erwartet.“
Weiter zur Graf-Soden-Schule
Sie sollen Recht behalten: Alle 42 Mitglieder der Jugendfeuerwehr, die an diesem Tag die Prüfung abgelegt haben, dürfen sich am Ende freuen. Sie haben bestanden und bekommen feierlich ihre Urkunde von Jugendfeuerwart Daniel Löhle überreicht.
Und dann geht‘s auch schon rüber zur Graf-Soden-Schule. Die Zuschauer gehen zu Fuß, die Feuerwehrmitglieder, die beim Übungseinsatz mitwirken, steigen auf die Fahrzeuge.
Besuch aus Lustenau
Im Publikum sieht man einige Feuerwehruniformen. Zwei davon fallen auf: Sie sind nicht aus Friedrichshafen. Gerd Ortner und Michael Matheisl von der Feuerwehr Lustenau in Vorarlberg sind zu Besuch gekommen. „Zwischen unseren Feuerwehren besteht eine alte Freundschaft, früher haben die Jugendfeuerwehren eng zusammengearbeitet, sich für gemeinsame Übungen gegenseitig besucht“, schildert Ortner und Matheisl ergänzt: „Wir hoffen, das lässt sich reaktivieren.“
Die Bedeutung der Jugendfeuerwehr schätzen Ortner und Matheisl als groß ein. „Wir selbst waren Mitglied und sind dann hängen geblieben“, sagt Matheisl und schmunzelt, bei den meisten Mitgliedern sei das so. Seit er 12 ist, ist er bei der Feuerwehr aktiv, insgesamt 43 Jahre. Ortner hat vor 49 Jahren als Jugendlicher begonnen.
Abteilungskommandant David Fischinger weiß, dass selbst von den Gründungsmitgliedern der Häfler Jugendfeuerwehr manche nach 60 Jahren noch aktiv sind: „Die sind heute in der Altersabteilung.“ Unter den Anwesenden kann er von ihnen niemanden ausmachen, aber am Vorabend zum Festakt seien sie vertreten gewesen.
Sven Huber, stellvetretender Abteilungskommandant von Ailingen, moderiert das Schauspiel und prüft die Kinder in den vordersten Reihen auf ihr Feuerwehrwissen. „Das ist der Nachwuchs von morgen“, kommentiert Ortner.
Dann fahren auch schon die Fahrzeuge mit Blaulicht und Sirenen für den Übungseinsatz ein. Inzwischen dringt dichter Rauch aus einem Fenster des Gebäudes. Simuliert wird ein Brand im Heizraum, der das Schulgebäude verqualmt hat. Auf insgesamt drei Etagen – im Heizungskeller und in den Obergeschossen – müssen Schüler gerettet werden. Zügig werden dafür Leitern aufgestellt, während die angrenzenden Gebäudeteile mit Wasser gekühlt werden.