Seit gut zwei Wochen ruft die IG Metall ihre Mitglieder in den Betrieben immer wieder zu Warnstreiks auf, denn am Verhandlungstisch herrscht im Moment Stillstand. „Keine Einigung in Sicht“, erklärt die Erste Bevollmächtigte im Bezirk Bodensee-Oberschwaben, Helene Sommer. Vier Prozent mehr Lohn will die Gewerkschaft unter anderem erstreiten. Die nächste Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern von Südwestmetall soll noch vor Ostern stattfinden.
Bis dahin sind weitere Warnstreiks angesetzt. Üblicherweise versammeln sich dann Hunderte Mitarbeiter in den Betrieben vor den Werkstoren und streiten laut für ihre Forderungen. Doch mitten in der Pandemie mit Abstandsregeln und Infektionsrisiko funktioniert der massenhafte Protest schwerlich. Also braucht es neue Formate.
Erster landesweiter digitaler Warnstreik
So waren am vergangenen Freitag die IG-Metaller in den – zumeist leeren – Büros und zuhause im Homeoffice aufgerufen, demonstrativ ihren Computer auszuschalten und so die Arbeit niederzulegen. Schwarz blieb der Monitor bei vielen dann trotzdem nicht, weil sie beim ersten landesweiten digitalen Warnstreik dabei waren. Rund 18 500 Endgeräte, darunter rund 450 im hiesigen Bezirk, waren nach Angaben der Gewerkschaft in den Live-Streams eingewählt. Neben Informationen zum Verhandlungstand sorgte übrigens Bezirksleiter Roman Zitzelsberger mit einer Koch-Einlage für die besondere Würze bei dieser Veranstaltung.

Bringt das was? Helene Sommer zeigt sich zufrieden: „Die Arbeitgeber dachten, die IG Metall ist nicht handlungsfähig, weil die Menschen sich im Homeoffice befinden.“ Man habe das Gegenteil bewiesen. Doch ganz auf digitale Formate will sich die Gewerkschaft in diesem Arbeitskampf auch nicht verlassen. So waren die Beschäftigten in der Produktion bereits am Freitag zuvor aufgerufen, vor Dienstschluss das Werk zu verlassen. In Freiburg oder Stuttgart gehen Beschäftige im Autokorso auf die Straße – so wie im Juni letzten Jahres in Friedrichshafen.

Helene Sommer plant schon die nächste Veranstaltung – wieder in Friedrichshafen. „Wir haben vor, erneut draußen etwas zu machen, aber das ist noch nicht spruchreif“, erklärt sie auf Anfrage. Das werde freilich Einhaltung der Corona-Regeln stattfinden.