Bernd Nehrke braucht mehr Platz. Der Chef von Ropesolutions sucht schon lange neue Gewerberäume, bisher ohne Erfolg. Seine Firma ist stark gewachsen, der Platz am Firmensitz in Kluftern am Ende. 60 Säcke mit Ausrüstung für Autobahnmeistereien liegen tagelang im Besprechungsraum, weil im Lager kein Platz mehr ist. 160 Quadratmeter stehen dem Unternehmen aktuell zur Verfügung. „Wir brauchen aber mindestens das Doppelte“, sagt Bernd Nehrke.

Kein Platz mehr für Wachstum

Sein Unternehmen hat der 59-Jährige in den vergangenen 20 Jahren Stück für Stück aufgebaut, anfangs neben seinem Job bei ZF. Inzwischen hat er sieben Mitarbeiter in Kluftern und sechs Trainer, die im Außendienst sind. „Wir verkaufen Arbeitssicherheit, die funktioniert und liefern die Beratung und Schulung gleich mit“, erklärt Bernd Nehrke. Ropesolutions hat sich auf Absturzsicherungen spezialisiert. Zu den Kunden gehören Handwerker und große Industriebetriebe, Feuerwehren und Autobahnmeistereien in Süddeutschland, Städte und Spezialkräfte der Bundeswehr.

Bernd Nehrkes Unternehmen beliefert Firmen mit Equipment für Absturzsicherungen, hier mit Rettungstragen, und schult Mitarbeiter in ...
Bernd Nehrkes Unternehmen beliefert Firmen mit Equipment für Absturzsicherungen, hier mit Rettungstragen, und schult Mitarbeiter in Sachen Arbeitsschutz. | Bild: Cuko, Katy

Die Nachfrage in diesem Geschäftsfeld steige, weil Arbeitssicherheit heute ein „Muss“ für Unternehmen ist. „Wir könnten expandieren, Leute einstellen, aber räumlich sind einfach Grenzen gesetzt“, sagt der Firmenchef. Schulungen müssen in Überlingen stattfinden, womit Arbeitszeit seiner Mitarbeiter auf der Straße verpufft. „Da höre ich auf zu rechnen“, verweist er auf die Ineffizienz solcher Notlösungen.

Kaum Angebote auf dem Markt für Gewerbeimmobilien

Was es für Firmen auf dem fast leergefegten Markt für Gewerbeimmobilien in der näheren Umgebung zu kaufen oder mieten gibt, war aus seiner Perspektive bisher nicht zukunftsfähig. Am liebsten würde er für seinen Betrieb etwas Passendes selbst bauen. Doch an eine finanzierbares Gewerbefläche zu kommen, sei noch aussichtsloser. „Und ich kenne ein paar Firmen, die das gleiche Problem umtreibt.“

Seit acht Jahren weist dieses Schild auf die Vermarktung des Gewerbegebiets Steigwiesen II hin. Bis auf eine Fläche sind alle verkauft ...
Seit acht Jahren weist dieses Schild auf die Vermarktung des Gewerbegebiets Steigwiesen II hin. Bis auf eine Fläche sind alle verkauft oder schon bebaut. | Bild: Cuko, Katy

Für solche mittelständischen Firmen wie Ropesolutions hat Green Places eine Lösung entwickelt. Das 2017 in der Schweiz gegründete Unternehmen plant und baut Gewerberäume in modularen Holzbauten. Bei einem Gebäude mit 30 Einheiten liegen zwischen Baustart und Inbetriebnahme acht bis zwölf Monate.

In Baden-Württemberg ist das Konzept bereits in sieben Kommunen auf Anklang gestoßen. In Gottmadingen und Bad Krozingen sind jeweils 42 Module fertiggestellt. In Stockach wurden gerade erst zwei Gebäude mit insgesamt 44 Modulen eröffnet. Ein Modul bietet rund 170 Quadratmeter Fläche auf zwei- bis drei Geschossen, die einzeln oder in größeren Einheiten angemietet oder auch gekauft werden können. Bis 2030 will Green Places nach eigenen Angaben rund 100 Millionen Euro in rund 50 Gewerbestandorte vor allem in Süddeutschland investieren.

Am 27. März wurde der Green-Places-Gewerbhof in Stockach mit rund 200 Gästen feierlich eröffnet.
Am 27. März wurde der Green-Places-Gewerbhof in Stockach mit rund 200 Gästen feierlich eröffnet. | Bild: Helen Kümmel

Das letzte Gewerbegrundstück ist reserviert

Einer der Standorte, den sich Green Places dafür ausgeguckt hat, ist das Gewerbegebiet Steigwiesen 2 in Immenstaad mit gut fünf Hektar Fläche. Das ist bereits seit 2018 fertig erschlossen. Fast alle Grundstücke sind inzwischen verkauft und bebaut – bis auf eines, das größte in dem Areal nahe dem MTU-Materialwirtschaftszentrum. „Nach der öffentlichen Ausschreibung sind wir hier im Frühjahr 2023 bei der Gemeinde vorstellig geworden und haben unser Konzept vorgestellt“, berichtet Ruben Stadler, der beim deutschen Ableger von Green Places für die Grundstückssuche verantwortlich ist.

Laut einer Machbarkeitsstudie, die das Unternehmen danach erstellen ließ, passen auf das Immenstaader Areal zwei Gebäude mit jeweils 27 Modulen. Hier wäre Platz für 40 bis 50 kleine und mittelständische Firmen. „Seither haben wir leider nichts mehr gehört. Wir würden das nach wie vor gern umsetzen“, so Stadler. Verhandlungen gab es seiner Aussage zufolge bisher nicht. Woran es hängt, sei unbekannt.

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Die Antwort auf diese Frage liefert der Immenstaader Bürgermeister. Das „letzte verfügbare Gewerbegrundstück in der Gemeinde“ ist seit Mitte 2023 trotz mehrerer Bewerbungen für ein Unternehmen reserviert. Eines, das den Kriterien zufolge „eine innovative Ausrichtung und ein hohes Entwicklungspotenzial“ habe. „Leider kam es aufseiten des favorisierten Unternehmens aufgrund unterschiedlicher Gründe immer wieder zur Verzögerung der finalen Entscheidung“, teilt Johannes Henne auf Anfrage mit.

Der Immenstaader Bürgermeister Johannes Henne: Die Gemeinde hält das letzte Gewerbegrundstück für ein bestimmtes Unternehmen frei.
Der Immenstaader Bürgermeister Johannes Henne: Die Gemeinde hält das letzte Gewerbegrundstück für ein bestimmtes Unternehmen frei. | Bild: Corinna Raupach

Diese Entscheidung kam auch 2024 nicht zustande. Im Dezember habe der Gemeinderat beschlossen, die Reservierung bis maximal Ende Juni dieses Jahres zu verlängern. Die Firma Green Places stehe immer noch als Interessent auf der Liste der potenziellen Käufer. „Alles Weitere werden wir dann im Sommer 2025 wieder im Gemeinderat behandeln“, sagt Johannes Henne.

Ideale Lösung vor der Haustür

Bernd Nehrke kennt das Konzept von Green Places und viele Firmeninhaber, die ebenfalls Flächen suchen. Für seine Firma wäre das die ideale Lösung – und das an einem Standort quasi vor der Haustür. „Ich würde gleich zwei Module nehmen“, sagt der Unternehmer, der aus Altersgründen so langsam die Übergabe seines Geschäfts an einen Nachfolger plant. Wer auch immer Ropesolutions fortführt, für den soll das Raumproblem gelöst sein.