Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich ein Ratsvertreter dagegen stellt, wenn ein Kollege aus dem Gemeinderat ausscheiden will. Vergangene Woche ist genau das im Finanz- und Verwaltungsausschuss passiert. Sylvia Hiss-Petrowitz (ÖDP) stimmte mit Nein, als die Frage gestellt wurde, wer dem Antrag von Daniel Oberschelp entspricht. „Wir möchten ein Zeichen setzen“, sagte sie. Es sei „nicht okay, wie das gelaufen ist“.
„Wir möchten ein Zeichen setzen. Es ist nicht okay, wie das gelaufen ist.“Sylvia Hiss-Petrowitz (ÖDP)
Auf Nachfrage erklärte die Stadträtin, dass Oberschelp, den sie als Ratsmitglied trotz oft gegenteiliger Ansichten schätze, wohl nicht ganz freiwillig das Feld räume. Er habe „Druck aus der eigenen Fraktion“ gehabt.
So ähnlich formulierte das der 52-jährige Oberschelp auch in seiner persönlichen Erklärung. „Durch die Entscheidung, das Amt niederzulegen, kann ich die Belastung für mich und meine Familie, aber auch für die CDU-Fraktion verringern“, stand in seinem öffentlichen „Abschiedsbrief“. Daniel Oberschelp gibt nach eigener Erklärung seine Ratsmandat nach 13 Jahren zurück, weil sein Ehrenamt und die gleichzeitige Beteiligung am Hochhaus-Projekt in der Friedrichstraße von einzelnen Bürgern kritisch gesehen wird.
Am 21. Juni wird Daniel Oberschelp also aus dem Gemeinderat ausscheiden, sofern das Gremium zustimmt, wovon trotz aller Umstände auszugehen ist. In der gleichen Sitzung soll Martin Eble als neues Mitglied für die CDU-Faktion verpflichtet werden. Der Mediziner ist Geschäftsführender Oberarzt am Klinikum Friedrichshafen und Leitender Notarzt im Bodenseekreis. Er gehörte im Wahlkampf 2019 zu den neuen Köpfen in der CDU-Riege. Doch eigentlich wäre die Reihe noch nicht an ihm.
Nachrücker laut Wahlergebnis 2019 ist Wolfgang Jägle, der rund 300 Stimmen mehr als Eble erhielt. Doch Jägle, der von 2004 bis 2019 im Gemeinderat saß, hat seinen Verzicht erklärt, das Mandat anzutreten. Dazu sei er als über 62-Jähriger, der bereits länger als zehn Jahre im Rat saß, laut Gemeindeordnung berechtigt, steht in den Unterlagen. Nach ihm erhielt Martin Eble die meisten Stimmen, und er rückt nun nach.
Wer wird der Nachfolger von Stefan Köhler?
Eine dritte Personalie wird bei der Gemeinderatssitzung am nächsten Montag entschieden. Wer wird der Nachfolger von Stefan Köhler? Der OB-Stellvertreter räumt Ende Juni nach eigenen Angaben aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig den Chefsessel im Technischen Rathaus. Nur eins ist sicher: Eine Frau wird es nicht, auch wenn in der Ratsvorlage alternativ von einer „Ersten Beigeordneten“ die Rede ist.

Zwei Männer stehen zur Wahl als Erster Bürgermeister
Aus Ratskreisen sickerte durch, dass sich am 21. Juni zwei Männer dem Gemeinderat präsentieren und zur Wahl stellen werden. Einen Bewerber hat die CDU-Fraktion vorgeschlagen, die das Vorschlagsrecht für diesen Rathaus-Posten hat. Der andere ist einer von 26 Frauen und Männern, die sich als künftige/r Bau- und Erste/r Bürgermeister/in in Friedrichshafen beworben hatten. Die Auswahl trafen die Fraktionschefs. Übrigens: Nach der ersten Runde waren noch fünf Personen im Rennen, darunter eine Frau.