„Der Druck war zu groß“: CDU-Gemeinderat Daniel Oberschelp legt sein Mandat nieder
Ehrenamt oder Beruf? Architekt Daniel Oberschelp zieht sich nach 13 Jahren aus dem Gemeinderat zurück, um dem Hochhaus-Projekt am Schlossgarten und seiner Fraktion nicht länger im Weg zu stehen.
CDU-Gemeinderat Daniel Oberschelp hat seinen Rückzug aus dem Gremium Juni angekündigt.
| Bild: privat
Nach 13 Jahren im Gemeinderat wird Daniel Oberschelp in der Juni-Sitzung sein Mandat niederlegen. Er ziehe „nach reiflicher Überlegung“ die Konsequenz daraus, dass sein Amt und die gleichzeitige Beteiligung am Hochhaus-Projekt in der Friedrichstraße von einzelnen Bürgern kritisch gesehen werde. „Wenn dann noch vereinzelt persönlich verletzende Unterstellungen kommen, direkt gegen mich oder meine Fraktionskollegen, macht das einen sehr betroffen“, teilte er am Donnerstag in einer persönlichen Erklärung mit.
Das frühere Hotel Schlossgarten an der Friedrichstraße wird derzeit noch als Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete genutzt. Hier könnte ein Hochhaus entstehen.
| Bild: Ambrosius, Andreas
Der 52-Jährige ist mit zwei Geschäftspartnern Eigentümer des früheren „Schlossgarten-Hotels“ an der Friedrichstraße. An diesem Standort sieht ein sogenannter Rahmenplan seit 2012 einen Hochpunkt, also ein Hochhaus vor. Die Projektgesellschaft, zu der auch die Häfler Michael Kling und Wolfgang Kleiner gehören, kauften 2016 das Grundstück. Im vergangenen Herbst machten sie ihre Pläne öffentlich, hier ein zwölfstöckiges „me and all“-Hotel mit mindestens 150 Zimmern bauen zu wollen Ein Projekt, für das es bis dato kein Baurecht gibt und das seither scharf diskutiert wird – nicht nur im Gemeinderat. Eine Bürgerinitiative hat sich gegründet und eine Online-Petition gegen das Hochhaus-Hotel auf den Weg gebracht, die inzwischen mehr als 1700 Unterstützer gefunden hat.
Wie groß wäre der „Hochpunkt“ an der Friedrichstraße auf dem Schlossgarten-Areal im Vergleich zur Umgebung-Bebauung tatsächlich? Dieses Modell der Grundstückseigner soll das verdeutlichen.
| Bild: OS2K Projektentwicklung
Ihnen sei klar gewesen, dass die Projektidee im Fokus der Öffentlichkeit stehen wird, erklärte Daniel Oberschelp heute im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Dass die Auseinandersetzung darum aber so heftig wird, habe ihn ein Stück weit auch erschreckt. Ihm liege dieses Projekt sehr am Herzen, wobei es ihm nicht nur um die Architektur, sondern vor allem um das Konzept gehe, das für die Häfler viel zu bieten habe „etwas Positives beitragen kann“.
Ihm sei klar, dass man ihm in der Verbindung als Gemeinderat und Projektbeteiligter Mauschelei und Beeinflussung unterstellen könne, das sei auch nachvollziehbar. Aber es stimme eben nicht. Der Rahmenplan mit der gestalterischen Idee eines Hochpunkts wurde 2012 einstimmig im Gemeinderat gefasst. Von dem aufkommenden Gegenwind sei auch 2016 nichts spürbar gewesen, als sie das Grundstück erworben haben, so Oberschelp. Seither hätten sie viel Vorarbeit investiert, um ein stimmiges Konzept für diesen Standort zu entwickeln und Investoren zu finden. Was da noch passiere, sei „total offen“.
„Ich möchte meine Energie positiv bündeln“
„Durch die Entscheidung, das Amt niederzulegen, kann ich die Belastung für mich und meine Familie, aber auch für die CDU-Fraktion verringern. Ich möchte meine Energie positiv bündeln“, sagt der CDU-Gemeinderat, der keiner mehr sein will. Er hege jedoch keinen Groll und schließe mit dem Ausscheiden aus dem Rat auch mit diesem Ehrenamt ab. Für die Zeit danach wünsche er sich nur eins: „Es wäre schön, wenn wir auf den Weg der Sachlichkeit zurück finden.“