Spritz in der Hand, den Blick über den See schweifen lassen, aber keine Sorge haben, dass am nächsten Morgen ein Kater folgen könnte. Das ist heutzutage gut möglich, zeigt ein Blick auf die Getränkekarten von Bars in Immenstaad und Friedrichshafen. Gastronomen bieten zunehmend alkoholfreie Alternativen zu Aperol oder Gin-Mischungen an. So zum Beispiel Fabian Sommerfeld, der seit diesem Jahr das „Häfele by Sommerfeld“ am Immenstaader Landungssteg betreibt. Hier sitzt er auf der Außenterrasse und spricht mit dem SÜDKURIER über sein Angebot.

Fabian Sommerfeld bietet in Immenstaad unter anderem einen alkoholfreien Hugo an.
Fabian Sommerfeld bietet in Immenstaad unter anderem einen alkoholfreien Hugo an. | Bild: Simon Conrads

Auf seiner Karte stehen zwei alkoholfreie Aperitifs: ein Hugo und ein Crodino Spritz. Letzterer besteht aus dem bitteren Crodino, Soda und einer Orangenscheibe. Der alkoholfreie Hugo sei ein „sehr schönes Sommergetränk“, findet Sommerfeld. Das Getränk wird hier gemischt aus Holunderblütensirup, frischer Minze, frischem Limettensaft und Ginger Ale.

Im „Häfele by Sommerfeld“ in Immenstaad gibt es einen alkoholfreien Hugo.
Im „Häfele by Sommerfeld“ in Immenstaad gibt es einen alkoholfreien Hugo. | Bild: Simon Conrads

„Das sind Drinks, die ziemlich gut anlaufen“, sagt Sommerfeld. Auch nach alkoholfreiem Bier sei die Nachfrage in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Der Gastronom bekomme aktuell Angebote von Herstellern alkoholfreier Spirituosen, sagt er. Wenn die Nachfrage da sei, könnte es hier dann langfristig etwa auch Gin Sour ohne Alkohol im „Häfele by Sommerfeld“ geben.

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Junge Leute wollen gesund leben

Auf dem Kirchplatz in Friedrichshafen gibt es bereits alkoholfreien Gin. Hier hat dieses Jahr Sam Dilnot aus der „Minibar“ in der Kleinebergstraße eine Pop-Up-Bar eröffnet. Auf der Karte steht unter „Alkoholfrei“ neben Limo, Eistee und Wasser auch Gin & Tonic.

Sie habe lange herumprobiert, bis sie einen Gin ohne Alkohol gefunden habe, der trotzdem nach Gin schmeckt, sagt Dilnot. Gelandet ist sie bei der Hamburger Brennerei Knut Hansen. Auf der Internetseite der Brennerei heißt es, dass die Pflanzenstoffe zunächst destilliert werden, dem Destillat dann aber der Alkohol entzogen werde. So entsteht der alkoholfreie Gin.

Sam Dilnot in ihrer Pop-Up-Bar auf dem Kirchplatz – in der Hand hat sie den alkoholfreien Gin, den sie anbietet.
Sam Dilnot in ihrer Pop-Up-Bar auf dem Kirchplatz – in der Hand hat sie den alkoholfreien Gin, den sie anbietet. | Bild: Simon Conrads

„Das geht richtig gut weg“, sagt die Wirtin über ihre Gin-Tonic-Alternative, die 7,50 Euro kostet – das sind 1,50 Euro weniger als alkoholhaltige Gin Tonics. Und: „Der Trend geht schon sehr Richtung alkoholfrei.“ In ihrer Wahrnehmung trinken vor allem junge Leute weniger Alkohol und seien an Alternativen interessiert. Auf dem Kirchplatz habe sie in den Kühlschränken allerdings zu wenig Platz, um das Angebot an alkoholfreien Getränken weiter auszubauen. In der „Minibar“ bietet sie aber noch eine Reihe von Craft-Bieren mit keinem oder sehr geringem Alkoholgehalt an.

Alkohol ist ein Geschmacksträger

Am anderen Ende des Häfler Uferparks, in der Skybar des „Lukullum“, arbeitet Barchef Timo Köhler daran, so viele alkoholfreie Varianten seiner Getränke wie möglich anzubieten. Im besten Fall steht künftig in der Getränkekarte hinter jedem Drink „auch alkoholfrei möglich“, denn Köhler merkt in der Skybar ebenfalls die Nachfrage und will ihr nachkommen. „Das heißt, wenn zehn Leute an einem Tisch sitzen und einen Spritz bestellen, dann soll der Elfte keine Cola bestellen.“

Ein alkoholfreier Gin Basil Smash – den gibt es in der „Lukullum Skybar“.
Ein alkoholfreier Gin Basil Smash – den gibt es in der „Lukullum Skybar“. | Bild: Simon Conrads

Der Barchef probiert aktuell mit alkoholfreien Spirituosen herum, um Alternativen etwa von Aperol Spritz oder Lillet Wildberry anbieten zu können. Köhler sagt allerdings: „Alkohol ist auf jeden Fall ein Geschmacksträger.“ Eins zu eins könne man den Geschmack konventioneller Spirituosen also nicht ersetzen. „Aber ich finde es eine tolle Alternative.“ Der alkoholfreie Gin Basil Smash, der mit dem Gin-Ersatz „Mampe Null Null“ gemischt wird, schmeckt in jedem Fall erfrischend. Das Getränk besteht neben dem Gin auch aus Basilikum und Zitronensaft. Köhler will künftig zusätzlich alkoholfreie Varianten von Rum und Whiskey hinter der Theke haben.

„Das wollen wir auch: Dass es nicht heißt, ich gehe in eine Bar, um zu saufen und betrunken zu sein, sondern um einen schönen Abend zu haben“, sagt Köhler. Es soll also gerade nicht um den Alkohol gehen, sondern um die Atmosphäre. Weil er Wert auf die Qualität der alkoholfreien Spirituosen lege, kosten sie im Einkauf oft mehr als die alkoholhaltigen Varianten. Im „Lukullum“ wird daher kein preislicher Unterschied zwischen den Getränken gemacht.