Wer im Moment auf der B 31-alt, also der Meersburger- und Zeppelinstraße, durch Fischbach fährt, sieht vor allem eins: Wohnbebauung und viel Straße. Dass Fischbach eine Seegemeinde ist, ist erst auf den zweiten Blick erkennbar. Denn anders als beispielsweise im benachbarten Immenstaad, ist der Seeabschnitt nicht mit dem Ort verbunden. Fischbach wurde viele Jahrzehnte lang durch die Bundesstraße in zwei Teile getrennt. Das soll sich nun im Zuge der B 31-Umgestaltung, an deren Ideenfindung auch viele Fischbacher Bürger beteiligt waren, ändern.

Der Siegerentwurf des Workshopsverfahrens zur Neugestaltung stammt von der Baldauf Architekten und Stadtplaner GmbH aus Stuttgart – und hat ein Ziel: Fischbach zu einer Seegemeinde zu machen, die diesen Namen auch verdient hat.

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Fährt man von Westen kommend, also aus Richtung Immenstaad, gen Fischbach, zeigt sich auf der linken Seite Alt-Fischbach. Wer ein bisschen genauer schaut, kann die Spitze der St.-Vitus-Kirche erkennen. Nach den Plänen des Siegerbüros sollen die Kirche und dieser schöne, historische Teil des Ortes, an dem sich romantisch die Brunnisach vorbeischlängelt, deutlich präsenter werden. Fuß- und Radwege sollen im gesamten Bereich Meersburger- und Zeppelinstraße, beispielsweise durch Verbreiterung, wichtiger werden. Eine breite Querung soll Fußgängern und Radler das Passieren der Straße problemlos ermöglichen. Außerdem zeigen die Pläne mehr Begrünung, insbesondere an den Ortseingängen.

Bild 1: Wenn die B 31-alt mal weg ist... dann sieht Fischbach vielleicht so aus?
Bild: Sabine Wienrich/Baldauf Architekten und Stadtplaner GmbH

Nicht nur Alt-Fischbach liegt bisher versteckt, sondern auch die Brunnisach. Unterirdisch läuft sie unter der B 31-alt, nur ein kleines grünes Schild macht auf den Bodenseezulauf aufmerksam. Doch das könnte sich ändern, wenn der Siegerentwurf realisiert wird. Der sieht nämlich eine Neugestaltung der Brunnisach rund um die alte Weinpresse, in Nähe der St.-Vitus-Kirche, zum Aufenthaltsbereich vor.

Bild 2: Wenn die B 31-alt mal weg ist... dann sieht Fischbach vielleicht so aus?
Bild: Sabine Wienrich/Baldauf Architekten und Stadtplaner GmbH

Fährt man ein kleines Stückchen weiter gen Osten, kommt man linker Hand an einem älteren gelben Gebäude vor. Das Gebäude diente in der Vergangenheit bereits als Schule, Kindergarten, Bücherei und Tourist-Info. Das gesamte Areal, inklusive des kleinen einstigen Spielplatzes, der nicht mehr genutzt wird, ist in Händen der Stadt. Hier soll den Planungen zufolge die neue Fischbacher Ortsmitte mit Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen – und das lang ersehnte Fischbacher Pflegeheim.

Bild 3: Wenn die B 31-alt mal weg ist... dann sieht Fischbach vielleicht so aus?
Bild: Sabine Wienrich/Baldauf Architekten und Stadtplaner GmbH

Bislang gibt es aber keine detaillierten Pläne, die Baukörper sind nur skizzenhaft angedeutet. Um den Standort des Fischbacher Pflegeheims gab es langes Ringen. Nachdem zunächst die Zeppelinstraße 300 angedacht war, gab es Pläne, das Heim im Bereich der Fischbacher Grundschule anzusiedeln, wo auch eine neue städtische Kita geplant ist. Doch mit dem Siegerentwurf ist das endgültig vom Tisch – und Fischbach könnte im Bereich der B 31-alt einen neuen Ortskern bekommen. Auf den Plänen finden sich schöne Details wie ein Wasserspiel und ein Mehlschwalbenturm. Und vor allem eins: viel Platz zum Flanieren und Aufhalten – und das mitten auf der ausrangierten Bundesstraße.

Bild 4: Wenn die B 31-alt mal weg ist... dann sieht Fischbach vielleicht so aus?
Bild: Sabine Wienrich/Baldauf Architekten und Stadtplaner GmbH

Doch wo ist denn jetzt in Fischbach der See? Durch die enge Bebauung entlang der Meersburger- und Zeppelinstraße sind Blicke in Richtung Bodensee rar. Umso schöner ist die Idee, den Bereich zwischen Hotel Maier und Blumenhaus Höpker nun zu öffnen. Wo bisher eine unattraktive Unterführung unter der B 31 in Richtung See führt, soll es laut den Architektenplanungen nun eine direkte Querung geben. Außerdem freien Seeblick in Richtung Seebad – und damit die klare Zusage: Fischbach ist eine der schönsten Seegemeinden am Bodensee.

Bild 5: Wenn die B 31-alt mal weg ist... dann sieht Fischbach vielleicht so aus?
Bild: Sabine Wienrich/Baldauf Architekten und Stadtplaner GmbH

Besonders unattraktiv wird es in Fischbach aktuell in Richtung Osten, also Friedrichshafen. Und das, obwohl dort mit der Grundschule, der katholischen Kirche St. Magnus samt Kindergarten St. Christophorus und der Tannenhag-Schule ein wichtiger Teil des Gemeindelebens stattfindet. Hier soll die schwierige Verkehrssituation durch einen großzügigen Kreisverkehr abgefedert werden. Besonders im Bereich vor der Tannenhag-Schule, wo sich aktuell auch die Bushaltestelle befindet, könnte sich die Verkehrssituation deutlich verbessern. So wird hier die Buszufahrt neu organisiert, außerdem gibt es eine begrünte Mitte.

Bild 6: Wenn die B 31-alt mal weg ist... dann sieht Fischbach vielleicht so aus?
Bild: Sabine Wienrich/Baldauf Architekten und Stadtplaner GmbH

So geht es jetzt in Fischbach weiter

Durch die Corona-Pandemie kam es zu deutlichen Verzögerungen des Workshopverfahrens, das bereits im Februar 2020 gestartet war. Nachdem das Preisgericht den Siegerentwurf nun prämiert hat, wird diese Entscheidung der Fischbacher Runde und dem Gemeinderat präsentiert. Das Siegerbüro soll den Entwurf nun noch in ein paar Punkten verändern, zum Beispiel sollen die Radwege laut Sitzungsvorlage der Stadtverwaltung immer eine Breite von zwei Metern haben. Durchgängige und gut strukturierte Radwege waren auch ein großes Anliegen der Bürger, die sich beteiligt hatten.

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Zudem soll überprüft werden, ob das Freizeitgelände Manzell besser erschlossen werden kann – und ob es möglich ist, dem neuen Ortskern rund um das Seniorenheim einen noch dörflicheren Charakter zu geben. Nach erneuter Überarbeitung des Vorentwurfs steht dann die Planung der einzelnen Bauabschnitte an. Dafür muss zwischen Spaltensteiner Straße und Poststraße noch ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Das Projekt Umgestaltung der B 31-alt – und damit des Fischbacher Ortskerns – rückt also näher, ist aber doch noch ein bisschen fern.