Was würde der neue Oberbürgermeister tun, um Friedrichshafen, vor allem die Innenstadt, attraktiver zu machen? Mit dieser Frage lud das Stadtforum am Dienstagabend Simon Blümcke und Johannes Henne ganz bewusst nacheinander zum Gespräch ins GZH ein. Beide sind Bürgermeister und kandidieren für den Chefposten in der Zeppelinstadt.

Inzwischen gibt es zwei weitere Kandidaten, die aber erst seit wenigen Tagen (wieder) im Rennen sind, Frank Schmid und Elvir Lagumdzija. Man werde sicher im September noch ein Format finden, um auch die Vorstellungen der anderen Bewerber zu erfahren, begrüßte Martin Ruf rund 35 Gäste im Graf-Soden-Zimmer.

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Er und die zweite Vorsitzende, Sieglinde Ege, vertreten an diesem Abend rund 120 Mitglieder des Stadtforums. Ob Uferpark, Zollhausareal oder Romanshorner Platz: Deren Entwicklung liege den Mitgliedern sehr am Herzen, so Ruf. Dass noch viel Luft nach oben ist, um die Innenstadt weiter zu entwickeln, ist kein Geheimnis. „Wir hoffen auf neuen Schwung mit einem neuen OB“, brachte das Sieglinde Ege auf den Punkt.

Simon Blümcke und Johannes Henne mit den Vorsitzenden des Stadtforums, Martin Ruf (links) und Sieglinde Ege (rechts) vor den Gästen ...
Simon Blümcke und Johannes Henne mit den Vorsitzenden des Stadtforums, Martin Ruf (links) und Sieglinde Ege (rechts) vor den Gästen dieses Gesprächs. | Bild: Cuko, Katy

Simon Blümcke war zuerst dran. Thematisch sei das ein Heimspiel für ihn. Stadtmarketing und Tourismus gehören zu seinen Aufgaben als Erster Bürgermeister in Ravensburg. Er würde die Bereiche auch in Friedrichshafen zusammenführen. Was macht Einkaufserlebnis aus, ob für Einheimische oder Gäste? „Der Duft nach frischem Kaffee, nette Menschen, Raum für Begegnung; eben das, was das Internet nicht bietet.“ Dafür brauche es eine andere Haltung zur Gastronomie in der Stadt. „Die bringt Leben rein.“

Konzepte nicht nur machen, sondern umsetzen

Aus seiner Sicht müsse man in Friedrichshafen aber vor allem vom Reden ins Handeln kommen. „Konzepte nicht nur machen, sondern auch umsetzen und dabei mit Impulsen beginnen. Dann ist das kein Papiertiger mehr“, schlägt Blümcke vor. Für mehr Aufenthaltsqualität sollte man Dinge einfach mal ausprobieren, so wie die Minibar auf dem oberen Kirchplatz. Was sich bewährt, könne bleiben. In der Stadt fehlen nach Ansicht von Simon Blümcke zudem Räume für junge Leute. Die Disco am Stadtrand und „ein bisschen Belushi“ seien zu wenig. „Schauen wir doch lieber, dass das Metropol in der Caserne wieder auf macht.„ Wenn man die Studierenden dann auch in die Innenstadt bekäme, dann wären vielleicht auch 23.30 Uhr noch Leute da. „Das muss man aber wollen“, sagt er.

Simon Blümcke erklärt, wie er die Häfler Innenstadt attraktiver machen würde.
Simon Blümcke erklärt, wie er die Häfler Innenstadt attraktiver machen würde. | Bild: Cuko, Katy

Sein Vorschlag: Stadt und Stadtforum installieren eine Lenkungsgruppe, die Ideen für Konzepte entwickelt und an konkreten Standorten ausprobiert, „von mir aus auch auf der Wiese vor dem Stadtbahnhof“. Blümcke will Menschen mit solchen „Leckerlis“ in die Stadt locken. Eine Bundes- oder Landesgartenschau könne als Ziel dabei helfen, sich auf Projekte zu konzentrieren. Derzeit beschlossen seien Maßnahmen, die über 100 Millionen Euro kosten. „Eigentlich brauchen wir vier Haushaltsjahre, um die abzuarbeiten.“ Er sei dafür zu prüfen, was finanziell und von der Manpower im Rathaus geht, um dann Paketlösungen zu schnüren.

Fünf Kernthemen für Stadtentwicklung

„Heiße Themen bei heißen Temperaturen“ wollte danach auch Johannes Henne in seiner Vorstellungsrunde anpacken, der aktuell Bürgermeister in Immenstaad ist. Auf seiner Agenda stehen fünf Kernthemen, mit denen sich die Zukunft von Friedrichshafen positiv gestalten ließe. Oberste Priorität habe die Gesundheitsversorgung rund ums Krankenhaus. Danach folgen Bildung und Betreuung (‚Wir brauchen in der Kitabetreuung mehr Verlässlichkeit‘), Sportstätten und der Wohnungsbau. Denn Menschen, die in der Stadt arbeiten, brauchen auch Wohnungen. Punkt 5 ist für Johannes Henne die Attraktivität der (Innen-)Stadt, die er „zur Chefsache als OB“ machen würde.

Johannes Henne sieht in Friedrichshafen viel Potenzial.
Johannes Henne sieht in Friedrichshafen viel Potenzial. | Bild: Cuko, Katy

Die Stadt habe schon viel vorzuweisen, aber es werde nicht kommuniziert. Es fehle eine klare Marketingstrategie. Auch Johannes Henne sieht mehr Grün in der Stadt, Pop-up-Gastronomie oder mehr Events als Mittel, um attraktiver zu werden, „ohne Millionen dafür auszugeben“. Eine Landes- oder Bundesgartenschau in der Stadt würde für einen Fahrplan sorgen, um Areale wie Uferpark, Hinterer Hafen oder Zollhausareal zu entwickeln.

Kulturwandel in der Stadtverwaltung

Wie würde er vom Reden ins Tun kommen, wollte CDU-Gemeinderat Hannes Bauer wissen. „Alles geht nicht mehr, wir müssen priorisieren“, erklärte Henne und verwies erneut auf seine fünf Kernthemen. Dazu brauche es einen Kulturwandel in der Stadtverwaltung, die sich mehr als Dienstleister und Ermöglicher verstehen sollte und Chefs brauche, die „Führungskultur vorleben“. Er würde als OB mehr der Teamplayer sein.

Auch auf die letzte Frage fand er eine Antwort. Der andere OB-Kandidat sei zehn Jahre älter und habe auch mehr Berufserfahrung. Was habe er entgegenzusetzen, fragte Walter Ege. Mit 37 Lebens- und 15 Jahren Berufserfahrung fühle er sich prädestiniert, die Stadt in die Zukunft zu führen, weil man dafür einen langen Atem brauche, sagte Johannes Henne. Und bekam genau wie sein Vorgänger Applaus für diese Vorstellung.