Es ist drei Jahre her, dass die CDU-Fraktion im Gemeinderat beantragte, „angemessene Mittel“ für den Ausbau des Breitband-Netzes in Friedrichshafen im Doppelhaushalt 2018/19 einzuplanen. „Wir können uns nicht auf ‚T-City‘ ausruhen“, stand im CDU-Antrag.
Letztlich sei nur eine Erschließung mit Glasfaser ausreichend, um zukünftig den Unternehmen und Haushalten ausreichende Bandbreiten zur Verfügung zu stellen. Kurz zuvor hatte OB Andreas Brand versprochen, 2018 werde sich der Gemeinderat umfassend mit dem Thema Breitband-Versorgung auseinandersetzen. Doch wie ist heute der Stand der Dinge?
Wo gibt es noch „weiße Flecken“ im Stadtgebiet?
In einer im April 2019 vorgelegten Analyse wurden die „weißen Flecken“ im Stadtgebiet identifiziert. Die sind nach Auskunft der Stadt überall dort, wo die Netzbetreiber wie die Telekom in den nächsten drei Jahren keine Bandbreite von mindestens 30 Mbit in der Sekunde (Mbit/s) anbieten werden. „Bei vielen Standorten in Friedrichshafen ist der zeitnahe Ausbau durch die Anbieter innerhalb der nächsten Jahre geplant“, erklärt eine Sprecherin der Stadtverwaltung.
Konkret heißt das: Von den zirka 11 400 Haushalten im Stadtgebiet sollen bis zum Jahr 2023 etwa 10 540 Haushalte (92 Prozent) uber einen gigabitfähigen Anschluss verfügen – wenn sie ihn nicht schon haben. Gigabitfähig heißt, dass Downloadgeschwindigkeiten bis zu 1000 Mbit/Sekunde erreicht werden.
Bei wie vielen Haushalten derart schnelles Internet heute bereits anliegt, lässt sich mit einem Blick in den Breitbandatlas der Bundesregierung jedoch nur schätzen. Und der ist ernüchternd: Aktuell erreichen solche Bandbreiten bestenfalls die Hälfte der Haushalte im Stadtgebiet. Zumindest kündigt sich für die meisten Stadtbewohner, die noch nicht über das schnelle Internet verfügen, Besserung an.
Übrig bleiben jedoch 860 Haushalte vor allem in den Ortschaften, bei denen die Netzbetreiber auch nicht zeitnah planen, sie ans moderne Glasfasernetz anzubinden. 680 davon kommen allerdings schon mit mehr als 30 Mbit/Sekunde ins Internet. Hier darf die Stadt deshalb derzeit nicht in den Markt eingreifen, weil die Bandbreite vom Gesetzgeber als ausreichend angesehen wird.
Rund 200 Adressen bleiben abgeschnitten vom schnellen Internet
Damit bleiben nach Auskunft des Rathaus aktuell 180 bis 200 Adressen, die aktuell weniger als 30 Mbit/Sekunde und als „weiße Flecken“ absehbar keine ausreichende Internetversorgung haben werden. Und nur hier darf die Stadt das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen.
Eigenes Glasfasernetz für Schulen und Krankenhaus
Für den Ausbau dieser Standorte haben der Bund und Ende November auch das Land ihre Förderung zugesagt. „Jetzt können diese weißen Flecken mit dem sogenannten Wirtschaftlichkeitslückenmodell ausgebaut werden“, erklärt eine Sprecherin des Rathauses. Bei diesem Modell bekommt ein Netzbetreiber Geld vom Staat, um Adressen mit Glasfaser zu versorgen, die sich sonst nicht wirtschaftlich anschließen ließen. Die Gesamtkosten für den geförderten Breitbandausbau in Friedrichshafen liegen laut Rathaus bei rund 7,5 Millionen Euro. Der Bund übernimmt davon die Hälfte, das Land 40 Prozent und die Stadt zehn Prozent.
360 000 Euro vom Land werden dafür verwendet, um fünf Friedrichshafener Schulen und das Krankenhaus ans schnelle Internet anzuschließen. Die anderen Schulen seien – laut der Förderkritierien – mit ausreichender Bandbreite bereits versorgt, die allerdings hinter den Erwartungen zurück liegt. Um trotzdem allen städtischen Schulen das schnelle Internet zur Verfügung zu stellen, baut die Stadt derzeit mit eigenen Leitungen ein eigenes Glasfasernetz auf, heißt es aus dem Rathaus. An dieses Netz will die Stadt auch viele weitere Liegenschaften wie Kindergärten, Ortsverwaltungen oder Hallen anschließen.