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Bürgermeister Volker Frede und Feuerwehrkommandant Paul Böttcher sind auf der Suche nach neuen Feuerwehrleuten. Vor der Jahreshauptübung im Juni gingen zwei Schreiben an die Hagnauer, in denen dazu aufgerufen wurde, sich bei der freiwilligen Feuerwehr zu engagieren. Ein Brief war an die 18- bis 45-Jährigen adressiert. Ein weiterer wurde an Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren verschickt, denn der Hagnauer Wehr fehlt das wichtigste Instrument zur Nachwuchsgewinnung – eine Jugendfeuerwehr. Dabei gab es auch schon andere Zeiten in der Wehr.

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Böttcher, der das Kommando seit eineinhalb Jahre innehat, ist selbst ein Beispiel für eine typische Karriere in der Wehr. Auch er begann in der Jugendfeuerwehr. „Alle Kameraden, die mit mir zusammen in der Jugendwehr waren, sind heute noch dabei“, erzählt der 34-Jährige. Nun wollen Gemeinde und Feuerwehr die Jugendwehr wiederbeleben.

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Jugendliche haben durch Schule und Ausbildung weniger Zeit

„Die Vielfalt der Vereine bezüglich der kleinen Größe unseres Dorfes macht es uns schwer, Jugendliche zu gewinnen“, ist sich Böttcher sicher. Auch hätten sich die Anforderungen in der schulischen oder beruflichen Ausbildung im Vergleich zu früher erhöht. Neben dem Fußballtraining oder dem Erlernen eines Instruments hätten viele keine Zeit mehr für ein weiteres Engagement.

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Bürgermeister Volker Frede ist der Ansicht, dass man die Kinder ansprechen muss. Einmal im Jahr findet in Zusammenarbeit mit dem Kinderhaus, dem Kindergarten und der Grundschule ein Kinder-Feuerwehrtag statt. „Die Kinder finden alles mit Blaulicht klasse“, zeigt er sich überzeugt. Diese Begeisterung müsse aufrecht erhalten werden.

Pädagogische Zusatzausbildung für Jugendwehr

Zwei Hagnauer Feuerwehrleute verfügen laut Böttcher über eine pädagogische Zusatzausbildung und könnten somit die Betreuung der Jugendlichen in der Jugendfeuerwehr übernehmen. Es gibt auch Feuerwehren mit Gruppen, in denen Kinder ab der ersten Schulklasse mitmachen können. Jedoch setzt deren Betreuung eine erzieherische Ausbildung voraus. Diese Qualifikation ist in der Hagnauer Wehr allerdings nicht vorhanden, erklärt Böttcher.

„In zehn Jahren sind viele von uns so alt, dass wir nicht mehr genug Aktive sein werden.“
Paul Böttcher

Aktuell hat die Wehr 23 aktive Feuerwehrleute. „Bei einer Alarmierung sind immer zehn bis zwölf rechtzeitig da“, berichtet der Kommandant. Die Anforderung, zehn Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort zu sein, könne seine Wehr einhalten. Auch wenn es mit der Tagesverfügbarkeit eng sei. Noch arbeiteten viele Feuerwehrleute im Ort. Doch die Perspektive sieht wohl nicht rosig aus. „In zehn Jahren sind viele von uns so alt, dass wir nicht mehr genug Aktive sein werden“, rechnet Böttcher vor. Umso wichtiger sei es, jetzt neue Mitglieder zu gewinnen.

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Der Neuaufbau einer Jugendfeuerwehr ist eine Maßnahme. Gewinnung von Neumitgliedern im Erwachsenenalter eine weitere. Im Anschreiben nennen Bürgermeister und Kommandant die Mitgliedschaft in der freiwilligen Feuerwehr „ein wichtiges bürgerschaftliches Engagement, das direkt allen anderen zugutekommt“.

Nicht nur Atemschutzträger werden gebraucht

Der Pressesprecher der Hagnauer Wehr, Philipp Gotterbarm, ist selbst erst vor Kurzem zur Feuerwehr gestoßen. „Was willst du noch bei der Feuerwehr„, hätten ihn viele Freunde ob des späten Beitritts mit 38 Jahren ironisch gefragt. Doch werde jeder gebraucht, schildert er seine Motivation. Auch er wolle seinen Dienst an der Allgemeinheit leisten. Der Zeitaufwand sei auch nicht sehr hoch. „Nach der Grundausbildung kann jeder ein Mal im Monat zur Probe Zeit aufbringen“, ist er der Ansicht. Und nicht jeder müsse Atemschutzträger werden. Jede helfende Hand sei willkommen, sei es als Maschinist, Melder oder, um bei Straßensperrungen zu helfen.

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Feuerwehrbedarfsplan wird fortgeschrieben

Bürgermeister Frede fehlt ein politisches Signal. „Früher konnten sich junge Menschen statt der Ableistung der Wehrpflicht zehn Jahre für die Feuerwehr verpflichten.“ Viele seien nach den zehn Jahren bei der Feuerwehr geblieben. Diese Rekrutierungsmöglichkeit sei weggefallen. Statt Zwangsverpflichtungen appelliere er lieber an das Verantwortungsbewusstsein der Hagnauer Bürger. Aktuell werde nach zehn Jahren der Feuerwehrbedarfsplan erstmals wieder fortgeschrieben. Noch dieses Jahr solle der Hagnauer Gemeinderat den neuen Feuerwehrbedarfsplan beschließen.

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Probleme bei Tagesverfügbarkeit absehbar

Darin wird auch die Leistungsfähigkeit der Wehr untersucht, erklärt der Bürgermeister. Die Tagesverfügbarkeit werde im Allgemeinen mit einem Drittel der Anzahl der aktiven Wehrleute angesetzt. Ein Löschfahrzeug benötige eine Besatzung von neun Leuten. So gesehen dürfte die Hagnauer Wehr mit insgesamt 23 Aktiven in absehbarer Zeit Probleme bei der Tagesverfügbarkeit bekommen. Die Anstrengungen, diesen Mangel bald zu beheben, haben die Verantwortlichen nun begonnen.

Interessierte können sich hier melden: jeden ersten Dienstag im Monat ab 20 Uhr im Feuerwehrhaus oder bei Philipp Gotterbarm. E-Mail: p.gotterbarm@gk-team.de; Telefon: 0 16 0/291 61 34