Frischer Wind herrschte bei der Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Hagnau. Mit Kommandant Paul Böttcher und Schriftführerin Vanessa Bauschatz führten gleich zwei „Newcomer“, -wie Bauschatz humorvoll meinte – durch die Sitzung. Böttcher, der vor gut einem Jahr die Nachfolge von Kommandant Edgar Bader angetreten hatte, fasste sich kurz. 17 Einsätze habe man im vergangenen Jahr gehabt. Davon seien neun technische Einsätze gewesen und sechs mal musste die Wehr für Brandeinsätze ausrücken. Bereitschaftsdienste wurden unter anderem beim Funken oder beim Hagnauer Seelauf abgeleistet. Gedanken sollten sich die Kameraden bezüglich der Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger machen, die Wehr hätte nur wenige Atemschützler. Für seinen beruflich verhinderten Stellvertreter Bader verlas Böttcher dessen Bericht. Durchschnittlich seien 15,6 Personen bei den insgesamt 14 Proben anwesend gewesen – bei 26 aktiven Mitgliedern eine zufriedenstellende Zahl, denn dass Mitglieder „beruflich, familiär oder anderweitig verhindert sind, kommt vor“, kommentierte Böttcher.

Neue Impulse auf der Versammlung setzte Schriftführerin Vanessa Bauschatz. Sie teilte Zettel aus und bat die Anwesenden, zu notieren, was sie an der Hagnauer Wehr schätzen und welche persönlichen Stärken sie einbringen könnten. Entstanden sei die Idee aus eigener Selbstreflexion und so ging Bauschatz voran und nannte als eigene persönliche Stärke: „Ich bin zuverlässig, klein und schnell.“ Zudem habe sie durch ihr Ehrenamt bei der Feuerwehr Menschen kennengelernt, zu denen sie sonst keinen Kontakt bekommen hätte. Für die Kameraden der Altersabteilung fasste Ehrenkommandant Kurt Ehrlinspiel die Ergebnisse der Notizen zusammen: „Wir freuen uns, dass junge Menschen dabei sind und eine neue Art in die Feuerwehr bringen.“

Die Gemeinderäte lobten gemeinschaftlich den „Dienst am Bürger“ sowie „Schutz und Rettung von Hab und Gut“, zudem attestierten sie eine „gute Gemeinschaft“ und versprachen weiterhin „finanzielle Unterstützung.“ Die aktiven Wehrleute nannten Stichpunkte wie „Kameradschaft“, beurteilten positiv, dass es im Führungsstil „keine Hierarchien gebe und jeder jeden duze“, „Frauen, die Gemeinschaft auflockern“ würden und auch, dass der „zeitliche Aufwand nicht zu hoch“ sei. Das „breite Einsatzspektrum der Wehr zum Beispiel bei technischer Hilfe im Gegensatz zu Wehren in anderen Bundesländern“ wurde angeführt und auch, dass man bei persönlichen Grenzen, wie bei einem Verkehrsunfall auch mal „Nein sagen kann, und dass die Kameraden dann einspringen“ wurde ebenfalls von den aktiven Wehrleuten betont. „Jeder hat andere Qualitäten, die wichtig für das Team sind“, sagt Bauschatz im Anschluss an die Sitzung auf Nachfrage. Deshalb habe sie die Zettel ausgeteilt und zum Nachdenken anregen wollen. „Jeder lernt stets dazu und kann nach einer Übung bereichert raus gehen“, warb sie für die Arbeit in der Freiwilligen Feuerwehr. „Schließlich vereint uns unser gemeinsames Ziel, anderen Menschen zu helfen.“
Bürgermeister Volker Frede dankte Kommandant Böttcher für das „erfolgreiche Premierenjahr“ und machte auf die große Verantwortung der Feuerwehr aufmerksam, die für die Sicherheit von Hagnau verantwortlich sei. „Das, was die Feuerwehr braucht, wird sie in Hagnau auch immer bekommen“, versprach der Schultes und verwies auch auf das Einsatzfahrzeug, welches dieses Jahr angeschafft werden soll. Kassierer Willy Melzig gab Auskunft über den positiven Kassenstand und Kommandant Böttcher resümierte: „Wir können nicht nur arbeiten, sondern auch wirtschaften.“
„Wir haben eigentlich keine Jugendfeuerwehr“
Kommandant Paul Böttcher spricht über die Bedeutung von Probeeinsätzen und die Personalsituation der Wehr
Mit Blick auf den Brand in der Kathedrale Notre-Dame in Paris, sind Sie froh, dass letztes Jahr die örtliche Kirche als Übungsobjekt gewählt wurde?
Wir haben die katholische Pfarrkirche St. Johann Baptist als Übungsobjekt gewählt, weil es ein paar Monate zuvor in Ravensburg in der Sankt-Jodok-Kirche tatsächlich gebrannt hat. Man sieht daran, dass immer wieder auch große Gebäude, die vermeintlich nur aus Stein bestehen, in Brand aufgehen können. Wir haben zwar in unserer Kirche geübt, aber man kann ein Objekt noch so oft in unterschiedlichen Szenarien beüben, wenn es wirklich zu einem Einsatz kommt, ist es immer etwas Anderes. Die Nuancen verschieben sich.
Im Gegensatz zu anderen Wehren in der Nachbarschaft hat Hagnau genügend Tageseinsatzkräfte, sagten Sie in Ihrem Bericht. Woran liegt es?
Ja, wir liegen etwas über dem geforderten Drittel der durch den Feuerwehrbedarfsplan geforderten Zahlen. Bei uns sind viele Landwirte Mitglieder der Wehr. Diese sind tagsüber vor Ort und schnell einsatzbereit. Nur wenn diese außerhalb eine Sitzung haben, darf nichts passieren. Aber die Tageseinsatzbereitschaft ist ein Problem, mit dem alle Wehren zu kämpfen haben. Da ist es ein großer Vorteil, dass die Nachbarwehren gut zusammenarbeiten.
Haben Sie Nachwuchsprobleme?
Ja, das ist ein großes Manko. Momentan haben wir eigentlich keine Jugendfeuerwehr. Wir planen eines neues Konzept. Wir wollen die Bürger und insbesondere die Jugendlichen direkt ansprechen, um Nachwuchs zu gewinnen. Auch die Kinderfeuerwehr soll ausgebaut werden, um frühzeitig Interesse für unsere Arbeit zu wecken.
Fragen: Lorna Komm